Traum von einer großen Karriere
Von Kathy Stolzenbach, 06.06.09, 16:49h, aktualisiert 06.06.09, 16:57h
400 Menschen sind zum offenen Casting von „Verbotene Liebe“ gekommen. In den Ossendorfer Fernsehstudios träumen sie von einer großen Karriere als „Soapstar”, oder zumindest von einer kleinen Gastrolle in der ARD-Serie.
Eine Altersgrenze gab es beim offenen Casting nicht. Jo Weil (l.)
und Thore Schölermann helfen den Kandidaten. (Bild: Worring)
Im Flur des Fernsehstudios sitzt eine junge Frau auf einem Stuhl mit geschlossenen Augen. Sie wirkt hoch konzentriert. Leise murmelnd geht sie den Text durch. Ein paar Meter weiter üben zwei Freundinnen gemeinsam die Szene, die sie gleich präsentieren werden. Andere laufen unruhig auf und ab, schauen dabei immer wieder auf den Text in ihrer Hand. Ein blondes Mädchen wirft einen prüfenden Blick in einen kleinen Handspiegel, trägt etwas Rouge auf ihre Wangen auf, zieht den Lippenstift nach. Die Nervosität ist allen Kandidaten anzusehen.
Knapp 400 Menschen sind am Samstagmorgen zum offenen Casting der ARD-Serie „Verbotene Liebe“ in den Ossendorfer Fernsehstudios gekommen. Sie alle haben einen großen Traum: Sie wollen Soapstar werden - oder zumindest einen kleinen Gastauftritt in der Soap ergattern. Geduldig warten die Schauspielanwärter im Regen. Stundenlang.
„Mit einem so großen Andrang hatten wir nicht gerechnet“, erklärt Regie-Assistent Christian Schönfeld, der die Casting-Teilnehmer filmt.
Wer es bis zu ihm vor die Kamera schafft, kann sich glücklich schätzen. Zuerst füllt jeder Kandidat einen Bewerbungsbogen aus und wird fotografiert. Nur wer hier schon aus der Menge sticht und die „Jury“ überzeugt, hat anschließend die Chance, eine kleine Szene vor der Kamera zu präsentieren. Doch für die meisten ist an dieser Stelle - zumindest für heute - erstmal Schluss. „Danke, das war's. Wir melden uns dann bei dir,“ verabschiedet Maskenbildnerin Hanni die Bewerber. Vielen ist die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: „Aber ich möchte doch vorsprechen! Ich bin Schauspielerin“, protestiert eine Kandidatin. Aber die Jury lässt sich nicht erweichen.
Auch für Simone (27) hat es nicht gereicht. Mit Tränen in den Augen erzählt sie: „Ich bin schon um 5 Uhr aufgestanden und bin extra hergekommen. Jetzt hatte ich nicht einmal die Möglichkeit, vorzusprechen.“ Seit 15 Jahren ist sie Fan von „Verbotene Liebe“ und hatte sich so sehr gewünscht, einige ihrer „Stars“ hautnah zu erleben. Vergeblich. Enttäuscht stapft sie davon.
Benjamin (22) und Karen (21) gehen das Ganze locker an. Benjamin scherzt: „Wir wollen nach ganz oben!“ Karen fügt hinzu, dass sie über einen Zeitungsartikel auf das Casting aufmerksam geworden sei: „Es wäre schon schön, wenn eine kleine Sprechrolle dabei herauskommen würde.“ Die erste Runde haben die beiden immerhin geschafft. Als erste steht Karen vor der Kamera. Sie soll eine Fernsehmoderatorin darstellen, die live von einem Fest auf dem Schloss der Grafen-Familie berichtet. Jo Weil (der die Rolle des Olli Sabel spielt) rät: „Stell dir einfach vor, du bist Frauke Ludowig. Bleib locker, wenn du dich verhaspelst. Sprich einfach souverän weiter und lass dir nichts anmerken.“
Dann heißt es „Achtung: und bitte!“ Die Kamera läuft und Karen meistert ihre Moderation souverän. Auch Benjamin macht seine Sache gut. Regie-Assistent Christian ist zufrieden: „Da sind einige Leute mit Potenzial dabei.“ Man darf also gespannt sein auf die Nachwuchsschauspieler.
Die meisten Bewerber sind weiblich und Anfang 20. Eine Ausnahme bildet Renate Andresen, eine Dame reiferen Alters. Selbstbewusst fragt sie die beiden Schauspieler Jo Weil und Thore Schölermann (alias Christian Mann): „Würdet ihr ein Foto machen mit einer Frau, die eure Mutter sein könnte?“ Lachend posieren die beiden Darsteller mit ihrem Fan. „Wir sind heute hier, um die Kandidaten zu unterstützen und zu coachen“, erklärt Jo Weil, der selbst mit einer Kleindarstellerrolle bei „Verbotene Liebe“ anfing. „So habe ich mir das Geld für die Schauspielschule verdient“, fügt er hinzu. Aus dem Kellner wurde schließlich eine Hauptrolle. Den Kandidaten rät er: „Ganz wichtig ist, dass ihr euch nicht vor der Kamera schämt.“
Thore Schölermann weiß noch genau, wie aufgeregt er bei seinem Casting war. „Deshalb ist es unser Job, heute die Kandidaten abzulenken.“ Sein Tipp lautet: „Seid möglichst locker und authentisch. Und wenn ihr den Text vergesst, dann improvisiert einfach. Das passiert uns beim Dreh auch ständig.“
Einige Fans erhoffen sich von dem Casting, einmal hinter die Kulisse ihrer Lieblingsserie schauen zu können. Sonja (31) ist extra aus Bingen angereist. Für sie wäre es ein Traum, einmal bei „Verbotene Liebe“ mitzuspielen: „So eine Gelegenheit bekommt man nicht nochmal.“
Bildergalerie: Casting bei „Verbotene Liebe“
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger.de