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BeitragVerfasst: 05.08.2015, 23:26 
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Teil 27:

Am nächsten Tag gegen Mittag stand Sebastian vor Marlenes Tür und als er sah, wie mitgenommen sie war, überlegt er kurz, ob er die Informationen, die er inzwischen erlangt hatte, besser für sich behalten sollte. Er verwarft den Gedanken aber sofort wieder, es machte keinen Sinn es zu verheimlichen und außerdem half es Marlene nicht weiter. Er umarmte sie kurz und fragte „kommst Du halbwegs zurecht? Oder kann ich irgendetwas für Dich tun?“ Sie sah ihn an und meinte „ja, Du kannst mir meine Freundin zurück bringen, das ist alles was ich mir wünsche.“ Als sie sein betretenes Gesicht sah, sagte sie entschuldigend „es tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen. Ich weiß ja, dass Du alles tust, was Du kannst. Aber ich halte es einfach kaum aus und kann den Gedanken nicht ertragen, dass Rebecca ins Gefängnis muss.“ Sebastian schaute sie verständnisvoll an „ist schon in Ordnung, so habe ich es auch nicht verstanden. Aber ich habe leider keine guten Nachrichten. Können wir uns setzen?“ Marlene wurde flau im Margen, sie nickte und die beiden nahmen an der Theke in der Küche platz „was ist passiert?“ fragte sie angstvoll. Sebastian sagte „ich habe gestern noch etwas recherchiert und mir unter anderem mal ein Bild von Davids Familie gemacht. Die Lichtenbergs sind sehr wohlhabend und Davids Vater war früher ein sehr hoher und angesehener Richter. Jetzt ist auch klar, weshalb ich keine Chance hatte Rebecca vor der Untersuchungshaft zu bewahren. Vermutlich hat der alte Lichtenberg da seine Kontakte spielen lassen und dagegen kommt man nicht an, egal wie sehr man sich bemüht. So lange es sich im Rahmen des Gesetzes bewegt, kann der Richter darüber entscheiden und das hat er getan.“ Marlene war noch blasser geworden „weiß Rebecca das schon?“ Er sah sie an und nickte „ja, ich war heute Morgen bei ihr und habe es ihr erklärt. Aber das ist leider noch nicht alles.“ Marlenes Unruhe wurde noch größer „was denn noch?“ fragte sie und Sebastian antwortete bedrückt „ich hatte ja gehofft, dass sich die Verlegung in ein Gefängnis noch etwas raus zögert...Aber leider wird sie schon heute in die JVA überführt. Rebecca war fix und fertig deswegen und es hat mich fast eine Stunde gekostet sie überhaupt etwas zu beruhigen.“ Tränen sammelten sich in Marlenes Augen, ihre Nerven waren kurz vor dem Zusammenbruch „das ist ein Alptraum Sebastian und ich habe Angst, dass wir ihn nicht überstehen. Es ist so schrecklich ungerecht, warum muss Rebecca für etwas büßen, wofür sie überhaupt nichts kann? Ich sollte an ihrer Stelle dort sein.“ Er sah sie erschrocken an „was redest Du denn da Marlene? Das ist doch Unsinn, fange gar nicht erst an Dir das einzureden, verstanden? Der einzige, der es wirklich verdient hat ist dieser David und genau dafür werde ich sorgen und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“ Sie wischte sich die Tränen weg, sie wollte stark sein, aber es war so verdammt schwer „kann ich Rebecca besuchen?“ Sebastian machte ein trauriges Gesicht „das wird erst Mal nicht gehen, aber ich versuche alles um es möglich zu machen, versprochen. Soll ich ihr etwas ausrichten?“ Marlene wusste keine Antwort darauf, es gab so vieles was sie Rebecca sagen wollte, das konnte sie aber nicht über Sebastian. Sie stand auf und ging zum Schrank im Wohnzimmer, sie suchte offenbar etwas und als sie es gefunden hatte, nahm sie einen Stift und schrieb etwas darauf. Sie kam wieder zurück und reichte es Sebastian „kannst Du ihr das bitte geben?“ Er nickte und nahm es entgegen, es war ein Foto von Marlene auf dem sie verliebt in die Kamera schaute und dem Fotografen eine Kusshand zuwarf. Sie sah glücklich darauf aus und es Bestand kein Zweifel daran, dass dieser Kuss Rebecca gegolten hatte. Auf der Rückseite des Bildes stand:

Meine Süße, dieser Kuss erreicht Dich überall, egal wo Du bist. Ich denke die ganze Zeit an Dich und bin in Gedanken immer bei Dir. Bald werden wir wieder zusammen sein.
Ich liebe Dich. Deine Marlene


Sebastian konnte seine Rührung nicht verbergen, er stand auf, nahm Marlene in den Arm und sagte „darüber wird sie sich sehr freuen. Ich melde mich bei Dir, sobald es etwas Neues gibt. Pass bitte auf Dich auf und ruf an, wann immer Dir danach ist, ok?“ Sie nickte und begleitete Sebastian zur Tür, doch als er gegangen war, spürte sie bereits wieder Angst in sich aufkommen.

Rebecca betrat unterdessen zum ersten Mal in ihrem Leben ein Gefängnis und bereits der Anblick des Gebäudes jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Immer noch hoffte sie, das alles nur zu träumen und im nächsten Moment aufzuwachen und in die schönen blauen Augen ihrer Freundin zu sehen. Aber es passierte nicht, statt dessen wurde sie in einen Raum geführt, wo man ihr ihre persönlichen Sachen abnahm. Als sie alles abgegeben hatte, sah die Frau, die ihr gegenüber stand sie abwartend an „den bitte auch“ sagte sie und deutet auf Rebeccas Ring. Es war der Ring den Marlene ihr geschenkt hatte und der ein Symbol für ihre Liebe war. Marlenes Name war darin eingraviert, ihre Freundin besaß den gleichen, nur mit Rebeccas Namen darin. Sie hatte ihn noch nie abgelegt, nur wenn sie mal ins Wasser ging vielleicht. Sie sah die Beamtin flehend an „muss das sein? Was soll ich denn schon anstellen damit? Kann ich den Ring nicht bitte behalten?“ Die Frau schüttelte den Kopf „nein, es tut mir leid. Wir haben unsere Vorschriften und Schmuck ist nicht erlaubt. Sie bekommen alles zurück, wenn Sie die JVA wieder verlassen.“ Die junge Gräfin fügte sich traurig ihrem Schicksal, streifte den Ring ab und verlor nun auch noch das letzte Stück was sie mit Marlene verband. Es folgte eine kurze Leibesvisitation und als ihr dann noch die eintönige Gefängniskleidung in die Hand gedrückt wurde, war sie endgültig in der Realität angekommen. Anschließend folgte sie einer anderen Beamtin, Schließerin sagte man auch, zu ihrer Unterkunft. Die Frau erklärte ihr kurz den Tagesablauf, der für Rebecca hauptsächlich daraus bestand in dieser kleinen Zelle zu hocken und abzuwarten, dass dieser Alptraum ein Ende hatte. Als Rebecca keine weiteren Fragen mehr hatte, verließ die Frau die Zelle, schloss die Tür und verriegelte sie. Das war es also, sie wurde weggeschlossen und war Mutterseelen allein in diesem quadratischem Raum, der kalt und trostlos war. Sie war alleine mit ihren Gedanken, ihren Ängsten und ihrer Sehnsucht nach ihrem zu Hause. Rebecca setzte sich auf das Ding, was ein Bett sein sollte, zog die Beine an und umschlang sie mit den Armen. So fühlte es sich also an, wenn man eingesperrt war. Für Rebecca gab es nicht vieles was schlimmer war. Die Tatsache, dass sie nicht einfach gehen konnte, wenn ihr der Sinn danach stand und das man sie sämtlicher Rechte beraubt hatte, machte sie unglaublich wütend. Sie war unschuldig und musste hier versauern, während dieser Dreckskerl wahrscheinlich in sich hinein grinste und sein Glück kaum fassen konnte. Sie schickte ein Gebet gen Himmel und wünschte sich das erste Mal in ihrem Leben den Tod eines Menschen. Sie erschrak über ihre eigenen Hassgefühle, die sie gegen David hegte. Aber eines, das wurde ihr in diesem Moment klar, konnten sie ihr nicht nehmen und das waren ihre Gedanken. „Die Gedanken sind frei...“ brummte Rebecca vor sich hin „aber das ist auch schon alles“ fügte sie traurig hinzu und spüre in diesem Moment, wie ihr Tränen über das Gesicht liefen. Sie ließ sich zur Seite kippen, lag zusammengerollt auf dem Bett und weinte sich in den Schlaf.


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Verfasst: 05.08.2015, 23:26 


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BeitragVerfasst: 05.08.2015, 23:27 
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Post vom 27.11.2012


Teil 28:

Isabelle hatte inzwischen aus den Nachrichten erfahren, was vorgefallen war und konnte es nicht glauben. Mit großer Wahrscheinlichkeit suchte die Polizei bereits nach ihr, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Es dürfte ihnen allerdings nicht so schnell gelingen sie zu finden, denn wie sie David einschätze, hatte er keine weiteren Angeben zu ihrer Person gemacht. Er würde Gefahr laufen, dass sie alles abstritt und das Risiko würde er nicht eingehen. Sie musste unbedingt mit ihm sprechen, um zu erfahren, was er der Polizei erzählt hatte und vor allem, ob es stimmte, was er da behauptete. Isabelle war sich fast sicher, dass Rebecca ihn nicht gestoßen hatte, das konnte sie sich einfach nicht vorstellen. Vielleicht war es ein Unfall gewesen, die beiden hatten sich gestritten und dabei war es dann zu einem Gerangel gekommen. Würde David tatsächlich so weit gehen und eine unschuldige Frau in den Knast bringen, nur weil sie ihm im Wege stand? Sie schüttelte ungläubig den Kopf, aber sicher war sie sich nicht. Inzwischen traute sie ihm eine Menge zu und die Frage war, was sie dann tun sollte. Ihre Situation wurde immer brenzliger, sie lief umher und gab sich als jemand aus, der sie nicht wahr und sie hatte sich von David mit in diese Sache hineinziehen lassen. Es brachte alles nichts, sie musste noch einmal ins Krankenhaus, auch wenn sie damit Gefahr lief der Polizei in die Arme zu laufen. Bis Morgen würde sie noch warten, aber dann musste sie das Risiko eingehen.

Sebastian besuchte seine Schwester bereits früh am nächsten Morgen, um sie auf den neuesten Stand zu bringen, der sich allerdings nicht sonderlich verändert hatte. Er hätte ihr gerne etwas ermutigendes gesagt, aber zur Zeit gab es leider nichts. Noch immer hatten sie diese Isabelle nicht gefunden, die Polizei ging inzwischen sogar davon aus, dass nicht mal der Vorname ihr richtiger war. Seit sie das letzte Hotel verlassen hatte, war sie wie vom Erdbogen verschluckt und selbst Tanjas Kontaktmann hatte es diesmal nicht geschafft ihre Spur zu verfolgen. Außerdem bereitete es Sebastian Sorgen, dass dieser Lichtenberg einmal Richter gewesen war. Er hatte die Befürchtung, dass auch ein möglicher Prozess dadurch beeinflusst werden könnte und betete insgeheim, dass es erst gar nicht dazu kommen würde. Rebecca saß ihm schweigend gegenüber, nachdem sie sich seine Ausführungen angehört hatte. Sie sah schlecht aus und schien bereits jetzt schon jede Hoffnung verloren zu haben. Da fiel ihm ein, dass er ihr ja noch das Foto von Marlene geben wollte. Er öffnete seine Tasche "Marlene hat mir etwas für Dich mitgegeben" sagte er und gab seiner Schwester das Bild. Sie nahm es und das erste Mal seit dieser ganzen Tragödie lächelte sie wieder. "Sie hat Dir auch etwas auf die Rückseite geschrieben. Du hast wirklich großes Glück mit ihr, sie liebt Dich sehr." Rebecca las die Nachricht und ihre Augen waren feucht als sie fragte "das weiß ich, sie ist das Beste in meinem Leben. Wie geht es ihr? Ist sie bei ihrer Familie?" Sebastian überlegte einen Moment, er wollte Rebecca nicht noch mehr belasten "sie hält sich tapfer, mach Dir keine Sorgen. Ihre Familie ist für sie da und wir haben auch ein Auge auf sie." Rebecca spürte, dass er nicht ganz ehrlich war, sie ahnte, dass es ihrer Freundin weitaus schlechter ging "Du verschweigst mir doch etwas Sebastian. Sag mir bitte die Wahrheit, ich halte das schon aus." Er schaute seine Schwester unsicher an, dann sagte er "natürlich geht es ihr nicht gut, das ist ja auch kein Wunder. Aber was mir Sorgen macht sind ihre Schuldgefühle Rebecca. Sie gibt sich die Schuld daran, dass Du hier bist, weil sie David nicht sofort durchschaut hat." Rebecca sah ihren Bruder erschrocken an "das ist doch Blödsinn, wie kommt sie denn auf so etwas? Das hast Du ihr doch hoffentlich ausgeredet, oder?" Er nickte "natürlich, ich habe es versucht und ich war nicht der Einzige. Aber ich glaube nicht, dass es bei ihr angekommen ist. Keine Ahnung was wir noch machen können, um ihr die Schuldgefühle zu nehmen." Rebecca überlegte einen Moment, dann fragte sie "hast Du etwas zu Schreiben dabei? Ich würde Dir gerne einen Brief für Marlene mitgeben." Sebastian lächelte sie an "ja natürlich, das ist eine gute Idee" und reichte ihr Papier und Stift, dann sagte er noch "lass Dir Zeit, ich habe keine Eile." Sie sah ihn dankbar an und fing an zu schreiben.

Marlene saß vor dem Essen, das ihre Mutter ihr vorhin vorbeigebracht hatte. Sie musste ihr versprechen es später zu essen, aber sie bekam einfach nichts runter und so schmiss sie es einfach in den Müll. Marlene fühlte sich schlapp, aber sie konnte sich auch nicht einfach hinlegen und an Schlaf war erst recht nicht zu denken. Die ganze Zeit zerbrach sie sich den Kopf darüber was sie tun konnte, um Rebeccas Situation zu verbessern, aber Sebastian sagte immer, sie könne nichts machen außer selbst auf sich aufzupassen. Marlene gab sich damit nicht zufrieden und plötzlich kam ihr ein Gedanke. Vielleicht konnte sie doch etwas tun und sie fragte sich, warum sie nicht schon eher auf die Idee gekommen war. Sie würde ins Krankenhaus fahren und mit David sprechen. Sein Zustand war zwar immer noch kritisch, aber er war ansprechbar und sie musste einfach versuchen ihn umzustimmen. Schnell zog sie ihre Sachen an, als es plötzlich an der Tür klingelte und Tanja vor ihr stand. „Hallo Marlene, ich wollte mal nach Dir sehen...“ sagte sie und schaute ihr Gegenüber fragend an „willst Du gerade weg?“ Marlene nickte „ich fahre ins Krankenhaus und rede mit David. Vielleicht kann ich ihn ja doch noch zur Vernunft bringen.“ Tanja sah sie skeptisch an „das ist keine gute Idee, den Weg kannst Du Dir sparen Marlene. Dieser Kerl würde sich selbst ins Bein schießen, wenn er jetzt zurück rudert und das wird er mit Sicherheit nicht tun. Außerdem werden sie Dich bestimmt nicht zu ihm lassen. Marlene, sieh Dich doch mal an, Du siehst echt fürchterlich aus...“ Doch Marlene ließ sich nicht abhalten, sie ging an ihrer Freundin vorbei und sagte „Du kannst mitkommen oder einfach wieder gehen, aber hör auf mich davon abbringen zu wollen. Ich muss es wenigstens versuchen, verstehst Du das denn nicht?“ Tanja verdrehte die Augen und warf die Arme in die Luft „da ist die ja wieder, die Drama Queen...also gut, ich komme mit, bevor Du noch mehr Blödsinn anstellst."


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BeitragVerfasst: 05.08.2015, 23:27 
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Teil 29:

Im Krankenhaus angekommen bediente sich Marlene einer kleinen Notlüge und erzählte der Schwester, dass sie gerne ihren Cousin besuchen wolle. Die Schwester sagte ihr, dass sie nicht so lange bleiben könne, da gleich noch ein paar größere Untersuchungen anstanden. Marlene lächelte freundlich und bedanke sich, zu Tanja sagte sie „Du wartest hier, ich habe nicht viel Zeit und muss mich beeilen.“ Dann ging sie durch die Tür, die zur Intensivstation führte und stand kurz darauf vor dem Krankenbett des Mannes, den sie vor ein paar Wochen noch für ihren Freund gehalten hatte. Sein Anblick war nicht schön, David sah sehr schlecht aus, doch Mitleid konnte sie nicht für ihn empfinden. Sie setzte sich auf den Stuhl neben sein Bett und versuchte ihn aufzuwecken.

Unterdessen stieß Ricardo auf dem Gang des Krankenhauses versehentlich mit einer Frau zusammen. „Können Sie nicht aufpassen?“ zischte Tanja, drehte sich um und war erschrocken Ricardo vor sich zu haben. „Frau von Lahnstein, was machen Sie denn hier?“ frage Ricardo verwundert und Tanja wusste, dass es jetzt gleich Ärger geben würde „ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Haben Sie nichts zu tun, zum Beispiel ein paar Leben retten oder so?“ Er sah sie irritiert an, schüttelte aber nur den Kopf und wollte gerade auf die Intensivstation gehen, da sagte sie „wo wollen sie denn hin? Sie können da jetzt nicht rein gehen...“ Wieder schaute er sie irritiert an „doch, das kann ich und ich muss es sogar. Was soll dieses komische Verhalten, was haben sie hier zu suchen? Hat es vielleicht etwas mit diesem David Lichtenberg zu tun, der hier auf der Station liegt?“ Es machte keinen Sinn weiter Theater zu spielen, also sagte Tanja „meine Güte, was sind Sie doch für ein schlaues Kerlchen...Marlene ist gerade bei ihm und will ihn überzeugen seine Aussage zurück zu nehmen und die Wahrheit zu sagen. Sie ist verzweifelt und sieht darin eine Chance Rebecca aus dem Gefängnis zu holen. Geben Sie ihr ein paar Minuten. Die Untersuchung läuft doch nicht weg und außerdem wäre es eh nicht schade um den Kerl...“ Ricardo war nicht begeistert „was Marlene da tut, ist verboten und ich kann das eigentlich nicht zulassen...aber Rebecca ist meine Freundin und ich weiß, dass sie das nicht getan hat. Deshalb werde ich jetzt noch eine Runde drehen, aber wenn ich wieder komme, will ich Euch hier nicht mehr sehen.“ Ohne ihre Antwort abzuwarten verschwand Ricardo und versuchte sich möglichst viel Zeit zu lassen.

David öffnete die Augen und als er Marlene erblickte lächelte er „Marlene...Du bist hier..“ sagte er leise „wie schön Dich zu sehen.“ Sie sah ihm direkt in die Augen „ich bin hier um mit Dir zu reden David.“ Als er nicht reagierte, fuhr sie fort „ich weiß, dass Rebecca Dich nicht geschubst hat David und ich möchte Dich bitten diesen Wahnsinn zu beenden. Rebecca sitzt in Untersuchungshaft, weil Du gelogen hast. Noch ist es nicht zu spät das alles richtig zu stellen...wir werden bestimmt eine Lösung finden, damit die Konsequenzen für Dich nicht so schlimm sind. Bitte David, ich flehe Dich an....sag die Wahrheit. Rebecca hat Dir nichts getan, ich bin diejenige, die Dich abgewiesen hat, weil ich Deine Gefühle nun mal nicht erwidere. Deshalb kannst Du aber doch nicht wild um Dich schlagen und einen unschuldigen Menschen ins Gefängnis bringen.“ Sie wartete und nach einer Weile sprach er endlich „bist Du nur deshalb hier? Wegen ihr? Es gibt dazu nichts mehr zu sagen, was ich ausgesagt habe ist die Wahrheit.“ Marlene musste sich zusammenreißen, um ihn nicht anzuschreien „es ist Deine Wahrheit David, so wie Du sie Dir zurecht gelegt hast. Du sagst das Du mich liebst? Wenn das wirklich so ist, dann musst Du damit aufhören David. Bitte beende das und zerstöre nicht länger Rebeccas und mein Leben. Wenn man jemanden liebt, dann tut man ihm so etwas Schreckliches nicht an...“ Ihre Stimme versagte, sie kämpfe mit den Tränen und für einen kurzen Moment glaubte sie ihn vielleicht erreicht zu haben, doch dann sagte er „ja ich liebe Dich und deshalb werde ich auf Dich warten, ganz egal wie lange es dauert. Irgendwann wirst Du sie vergessen Marlene und dann werden wir endlich glücklich sein.“ Sie sprang auf und blickte fassungslos auf ihn herunter „Du bist so krank David...und irgendwann wirst Du dafür bezahlen.“ Von ihren Gefühlen übermannt, stürzte sie aus dem Zimmer, bevor sie etwas tat, was sie später bereuen musste.

Völlig aufgelöst kam sie von der Intensivstation, alle ihre Hoffnungen waren innerhalb weniger Minuten zerstört worden. Eine Frau blieb einige Meter vor ihr stehen und starrte sie an. Sie trug eine Sonnenbrille und eine Mütze und als sie an Marlene vorbeigehen wollte, packte diese sie plötzlich am Arm. „Isabelle...?“ sagte Marlene, nahm der Frau die Brille ab und tatsächlich war sie es. Isabelle schaute ihr ins Gesicht, dann senkte sie den Blick und alles was sie hervor brachte war „es tut mir leid, wie alles gekommen ist...“ Im nächsten Moment gab es ein lautes Klatschen und Isabelles rechte Gesichtshälfte brannte. Marlene hatte ihr eine schallende Ohrfeige verpasst und fuhr sie wütend an „es tut Dir leid, ist das alles? Warum warst Du noch nicht bei der Polizei um eine Aussage zu machen? Das könnte Rebecca um einiges entlasten. Du kommst jetzt sofort mit und machst Deine Aussage!“ Isabelle war wieder zu sich gekommen „ich kann nicht!“ schrie sie, riss sich los und rannte wie eine Verrückte davon. Beinahe hätte sie noch Tanja umgerannt, die in diesem Moment den Gang rauf kam. Tanja schaute verärgert und als sie wieder bei Marlene ankam sagte diese aufgebracht „warum hast Du sie denn nicht aufgehalten?“ Die Blonde sah sie fragend an „wieso?“ und Marlene sagte „weil das die Frau war, die David beauftragt hat und deren Aussage wir dringend brauchen.“ Ricardo kam gerade um die Ecke, als Tanja sagte „was? Worauf warten wir dann noch? Wir müssen ihr hinterher!“ Doch Marlene reagierte nicht, sie stand einfach nur da, war noch blasser geworden und im nächsten Moment brach sie zusammen und blieb bewusstlos liegen. Ricardo rannte zu ihr und kniete sich neben sie auf den Boden, um ihren Puls zu fühlen und Tanja rief „Marlene! Um Gottes Willen, was ist denn mit ihr?“ Ricardo sagte „vermutlich ein Schwächeanfall, ich kümmere mich um sie.“


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BeitragVerfasst: 05.08.2015, 23:28 
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Teil 30:

Marlene kam wieder zu sich und schaute direkt in das besorgte Gesicht von Ricardo, der jetzt sehr ernst zu ihr sprach „Du hattest einen Schwächeanfall Marlene, Dein Kreislauf ist im Keller und ich mache mir Sorgen um Dich. Wann hast Du zuletzt etwas vernünftiges gegessen?“ Marlene sah ihn aus müden Augen an „ich habe einfach keinen Appetit mehr, seit Rebecca im...seit sie weg ist. Und schlafen kann ich auch nicht mehr...“ Ricardo schüttelte den Kopf „ich kann Dich ja verstehen Marlene, aber so geht das nicht. Du musst besser auf Dich achten, oder denkst Du es hilft Rebecca irgendwie weiter, wenn Du hier zusammenbrichst. Ich denke eher das Gegenteil ist der Fall.“ Sie wich seinem Blick aus, es war ihr alles zu viel „ich kann einfach nicht aufhören daran zu denken, dass das alles nie passiert wäre, wenn ich David nicht in unser Leben gebracht hätte. Dann wären wir jetzt glücklich und Rebecca säße nicht im Gefängnis...“ Ricardo verstand und sagte „das ist es also, Du gibst Dir die Schuld an dem was geschehen ist und treibst dadurch Deinen Körper bis an seine Grenzen. Marlene, das ist nicht der richtige Weg und Du wirst sofort aufhören Dir weiter diesen Unsinn einzureden, verstanden? Es ist nicht Deine Schuld und Rebecca würde Dir den Kopf abreißen, wenn sie wüsste, dass Du so fahrlässig mit Deiner Gesundheit umgehst.“ Es klopfte an der Tür und Tanja steckte den Kopf rein „ist alles in Ordnung mit ihr?“ Der Arzt nickte kurz und sagte „es geht wieder, aber sie muss besser auf sich aufpassen und vor allem genug essen und trinken.“ Er warf noch mal einen strengen Blick zu Marlene, dann sagte er an Tanja gerichtet „können Sie sie bitte nach Hause bringen und dafür sorgen, dass sie sich daran hält?“ Tanja schaute kurz zu ihrer Freundin „Dich kann man echt nicht alleine lassen“ und zu Ricardo sagte sie „ich kümmere mich darum, scheint ja meine neue Lebensaufgabe zu sein auf die beiden aufzupassen.“ Marlene sagte genervt „könnt ihr bitte aufhören so zu tun, als wäre ich nicht da...ich habe es verstanden und jetzt Schluss mit der Standpauke.“ Sie setzte sich langsam auf, Ricardo stützte sie sicherheitshalber ab und übergab sie an Tanja „Du hattest es aber leider bitter nötig und jetzt sieh zu das Du nach Hause kommst und Dich ausruhst. Das ist eine ärztliche Anweisung.“ Marlene murmelte ein verlegenes „danke“ und ließ sich von Tanja gestützt aus dem Krankenhaus führen. Ricardo sah ihnen nach, er hatte kein gutes Gefühl und beschloss sich lieber selbst darum zu kümmern. Seine Schicht war gleich zu Ende und wenn er schon sonst nichts für Rebecca tun konnte, dann wollte er wenigstens ein Auge auf ihre Freundin haben.

Als die beiden Frauen in der Wohnung von Marlene ankamen und diese sich erschöpft auf die Couch fallen gelassen hatte, stand Tanja ein wenig verloren in der Gegend herum. Sie war es nicht gewohnt jemanden auf diese Art zu umsorgen und wusste nicht mit der Situation umzugehen. Marlene bemerkte ihr Dilemma und sagte „Du musst nicht weiter das Kindermädchen für mich spielen, geh ruhig nach Hause, ich komme schon zurecht.“ Tanja unterdrückte ihren Fluchtreflex und setzte sich neben ihre Freundin „was dabei raus kommt, wenn man Dich alleine lässt, hast Du ja heute eindrucksvoll bewiesen. Jetzt wirst Du leider ertragen müssen, dass ich hier bin und Dich gefälligst an das halten, was der Arzt gesagt hat. Leg Dich hin, ruhe Dich aus und ich besorge irgendetwas zu essen.“ Marlene schüttelte den Kopf „ich habe keinen Hunger und wirklich müde bin ich auch nicht. Wir sollten lieber noch einmal zur Polizei gehen und denen erzählen, dass Isabelle im Krankenhaus aufgetaucht ist. Und vielleicht kannst Du auch noch mal Deinen Kontaktmann ins Spiel bringen...“ Tanja sah sie entsetzt an „es reicht jetzt Marlene, Du tust was ich sage und legst Dich verdammt noch mal hin. Ich habe Sebastian längst informiert und er kümmert sich um alles weitere.“ Die beiden schauten sich in die Augen, doch Marlene blieb uneinsichtig „Du bist nicht meine Mutter, also hör auf Dich so aufzuführen. Das steht Dir ohnehin nicht.“ Langsam wurde Tanja richtig sauer, sie fragte sich, warum sie sich das überhaupt antat „Marlene, ich warne Dich...“ doch weiter kam sie nicht, denn es klingelte an der Tür. „Du bleibst sitzen, ich gehe schon!“ sagte sie gereizt und machte sich auf den Weg zur Wohnungstür.

Als Ricardo die Wohnung betrat bemerkte er sofort die angespannte Stimmung und sagte „wie ich sehe, hältst Du Dich nicht an meine Anweisungen. Und weil ich mir das schon gedacht habe, war ich so frei schnell etwas einzukaufen und werde uns jetzt was leckeres kochen. Und ich will keine Widerrede hören!“ Marlene schmollte und Tanja war mehr als erleichtert über die Hartnäckigkeit von diesem Ricardo. Er sah sie an und sagte „und Sie werden mir helfen.“ Tanja sah ihn ungläubig an „wie bitte? Ich und kochen? Vergessen sie es, es sei denn sie möchten, dass wir danach alle was am Magen haben.“ Ricardo gab sich unbeeindruckt „keine Sorge, ich sage Ihnen schon was zu tun ist und jetzt stellen Sie sich mal nicht so an und benutzen ihre adeligen Hände mal für etwas sinnvolles.“ Tanja war baff, aber das war eine Art mir der sie gut umgehen konnte. Sie zuckte mit den Schultern und sagte „also gut, aber sagen Sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.“ Ihr blick ging zu Marlene, die amüsiert schien über diese Unterhaltung „und Du hör gefälligst auf zu lachen, das ist alles bloß Deine Schuld. Dir ist hoffentlich klar, dass Du mir jetzt was schuldig bist, oder?“ Bevor Marlene etwas erwidern konnte sagte Ricardo „Marlene schuldet in erster Linie sich selber etwas und zwar Ruhe. Du legst Dich jetzt hin und schläfst eine Runde. Wir wecken Dich, wenn das Essen fertig ist.“ Zu seiner und Tanjas Überraschung nickte Sie und legte sich tatsächlich hin. Zufrieden ging Ricardo in die Küche und packte die Lebensmittel aus, die er besorgt hatte „worauf warten Sie noch? Es gibt genug zu tun, also stehen Sie da nicht herum, sondern machen Sie sich nützlich, wenn ich bitten darf.“ Tanja ergab sich genervt ihrem Schicksal und folgte dem Spanier in die Küche.

Anderthalb Stunden später saßen die drei gemeinsam am Tisch und Marlene schien die Stunde Schlaf bereits gut getan zu haben. Ihre Gesichtsfarbe sah schon deutlich gesünder aus und als sie sah, was Ricardo und Tanja da gezaubert hatten, sagte sie „das sieht wirklich toll aus, ihr habt Euch selbst übertroffen.“ Ricardo blickte zur Seite, wo Tanja saß und sagte amüsiert „in Frau von Lahnstein stecken ungeahnte Talente, ich glaube sogar es hat ihr ein bisschen Spaß gemacht.“ Tanja erwiderte ironisch „oh nein, da haben Sie was falsch verstanden...es war nicht das Kochen, was mir Spaß bereitet hat.“ Marlene verschluckte sich fast beim Trinken und musste lachen und als auch Ricardo kopfschüttelnd mitlachte war das Eis endgültig gebrochen. Sie wollten gerade anfangen zu essen, als jemand an die Tür klopfte. Marlene wollte aufstehen, aber Ricardo kam ihr zuvor und öffnete die Tür. Sebastian betrat die Wohnung und als er die ungewöhnliche Runde sah, musste er schmunzeln „was ist denn hier los?“ fragte er und ging zu seiner Frau um sie zu begrüßen. „Frag lieber nicht...und wenn Du das irgendwem erzählst, lasse ich mich scheiden, verstanden?“ sagte Tanja und erneut mussten alle Anwesenden lachen. Ricardo sagte „setzen sie sich doch und essen mit uns, es ist genug für alle da. Ihre Frau hat übrigens mit gekocht.“ Sebastian sagte „danke, sehr gerne“ und wollte dann etwas zu Tanja sagen, doch die kam ihm zuvor „sag jetzt nichts, ich will kein Wort hören.“ Er grinste und während die vier sich das Essen schmecken ließen, schien die Welt fast wieder normal zu sein. Doch nachdem sie fertig waren, kamen sie unweigerlich wieder auf Rebecca zu sprechen und Sebastian sagte im sehr ernsten Tonfall zu Marlene „ich habe gehört, was heute passiert ist und ich muss Dir wohl nicht sagen, dass das keine gute Idee war, oder? Mir ist klar, dass Du damit Rebecca helfen wolltest, aber so geht das nicht Marlene. Und was erst recht nicht geht, ist die Tatsache, dass Du Dich weiter mit Deinen Schuldgefühlen quälst und dann auch noch zusammenbrichst, weil Du keine Rücksicht auf Deine Gesundheit nimmst. Ich war noch bei Rebecca als mich Tanjas Anruf erreicht hat und sie hat alles mitbekommen. Du kannst Dir bestimmt vorstellen, was sie sich jetzt für Sorgen macht und sie hat mir aufgetragen Dir gehörig den Kopf zu waschen. Da das Tanja und Ricardo aber bereits getan haben, belasse ich es jetzt dabei und hoffe, dass Du ab sofort vernünftig bist.“ Marlene hatte ihm schweigend zugehört und als er Rebeccas Sorge erwähnte, hatten sich ihre Augen mit Tränen gefüllt. Sebastian sah ihren inneren Kampf, dann stand er auf, ging an seine Jacke und holte einen Umschlag. Als er wieder bei ihnen war, reichte er Marlene den Brief und sagte „der ist von Rebecca, sie hat ihn mir vorhin mit gegeben.“ Sie nahm den Umschlag und sah die drei dankbar an „was ihr heute für mich getan habt, werde ich Euch nicht vergessen. Ich danke Euch, dass ihr da seit und das ihr mir geholfen habt, wieder klar zu sehen. Aber jetzt wäre ich ganz gerne etwas alleine...ich möchte Rebeccas Brief in Ruhe lesen und danach werde ich mich hinlegen, versprochen.“ Automatisch drehten sich alle Köpfe zu Ricardo, fast so als müsste er sein ärztliches ok dazu geben, was er auch tat „in Ordnung, aber ich lasse Dir noch etwas hier für den Fall, dass Du nicht schlafen kannst. Und denk bitte daran, was ich Dir gesagt habe.“ Sie nickte und nachdem sich alle verabschiedet hatten und sie alleine war, ging sie nach oben ins Schlafzimmer, um Rebeccas Brief zu lesen.


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:16 
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Teil 31:

Marlene hatte sich ins Bett gelegt, sie lag auf dem Bauch, den Brief in der Hand und begann zu lesen, was Rebecca ihr geschrieben hatte.

Mein Engel,

ich danke Dir für das Foto, dass Du Sebastian mitgegeben hast und für Deine lieben Worte, die mir viel Kraft und neuen Mut gegeben haben. Dein Foto hängt jetzt an der Wand direkt neben meinem Bett, es ist das einzig schöne in dieser Zelle und ich schaue es fast den ganzen Tag lang an. Wenn ich meine Augen schließe sehe ich Dich und dann stelle ich mir vor, wie Du immer noch verzweifelt versuchst die passenden Schuhe für unseren Urlaub auszusuchen. Ich hoffe Du konntest Dich inzwischen entscheiden, denn wenn ich hier raus komme, will ich mit Dir ans Meer fahren und mich nicht länger mit der Schuhfrage beschäftigen. Genau genommen brauchen wir für den Strand gar keine Schuhe, pack statt dessen lieber ein paar Bikinis und Badeanzüge ein. Aber nicht die aus meiner Kollektion, darin darf Dich keiner sehen außer mir. (Du siehst einfach zu sexy darin aus und was das angeht, bin ich nun mal sehr eigen)
Mein Bruder hat mir vorhin von Deinen Schuldgefühlen erzählt und als ich von Deinem Schwächeanfall gehört habe, wäre mir fast das Herz stehen geblieben. Was machst Du denn für Sachen? Wie kannst Du auch nur einen Moment lang glauben, dass Du Schuld bist an diesem Dilemma? Was David getan hat, konnte niemand voraussehen Marlene, kein Mensch hätte ahnen können, wozu er fähig ist. Ich habe keine Ahnung was geschehen ist, nachdem ich das Haus verlassen habe, aber ich vermute, dass er gestürzt ist bei dem Versuch mir nachzurennen und das er diese Gelegenheit dann genutzt hat um mich zu beschuldigen. Was auch immer dahinter steckt, das alles hat längst nichts mehr mit Dir zu tun, sondern einzig und allein damit, dass David krank ist. Hör bitte auf Dich verantwortlich zu fühlen für etwas, dass Du nicht beeinflussen kannst. Du kannst nichts dafür, dass er besessen ist und Du kannst auch nichts dafür, dass er diese Lüge erfunden hat, um uns zu trennen. Wofür genau also gibst Du Dir die Schuld? Weil Du ihn kennengelernt und mit ihm zusammengearbeitet hast? Weil Du ihm vertraut hast? Marlene, auch wenn ich vielleicht das Gefühl hatte, dass er nicht mit offenen Karten gespielt hat, so wusste auch ich nicht, was für ein Mensch er ist und zu was er fähig ist. Wir haben uns beide in ihm getäuscht, aber es ist deshalb nicht unsere Schuld, dass alles so gekommen ist. Versprich mir bitte, dass Du aufhörst Dir Vorwürfe zu machen und besser auf Dich acht gibst. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hast Du gesagt, dass ich stark bin. Aber ich kann nur stark sein, wenn Du es auch bist Marlene, denn Du gibst mir diese Kraft und nur unserer Liebe verdanke ich es, dass ich noch nicht aufgegeben habe. Es geht mir eigentlich ganz gut hier, mein „Zimmer“ ist zweckmäßig und schlicht eingerichtet, ok zugegeben, ein bisschen Farbe könnte nicht schaden. Das Essen ist besser als man glaubt (es übertrifft fast unsere eigenen Kochkünste, aber das ist ja auch nicht allzu schwer). Und die Schließer sind auch alle ganz in Ordnung, wenn man mal davon absieht, dass sie mich zu unmenschlichen Zeiten aus dem Bett werfen...
Eigentlich ist das Schlimmste hier meine Sehnsucht nach Dir, denn ich vermisse Dich jede einzelne Minute und ich hoffe, dass wir uns bald wieder sehen. Du selbst hast doch neulich gesagt, ohne Dich ist keine Option für mich...und genau deshalb werden wir bald wieder zusammen sein.
Glaub bitte ganz fest daran Marlene, ich tue es auch.
Ich liebe Dich und schicke Dir 1.000.000 Küsse (damit Du einen kleinen Vorrat hast, bis ich wieder da bin)

Deine Rebecca

Marlene las den Brief mehrmals hintereinander und mit jedem Male ging es ihr ein bisschen besser. Rebecca hatte geschafft, was allen anderen nicht gelungen war, sie hatte ihr die schwere Last von den Schultern genommen und Marlene spürte förmlich, wie der Druck nachließ. Ihre Freundin hatte versucht sie aufzuheitern, was in Anbetracht der Tatsache, dass sie es war, die im Gefängnis saß, schon etwas merkwürdig war. Aber es war ihr gelungen und Marlene liebte sie umso mehr dafür. Rebecca besaß die Fähigkeit in ihr Innerstes zu gucken, das war von Anfang an so gewesen und es war ein schönes Gefühl. Sie las noch einmal das Ende des Briefes und musste schmunzeln, als ob eine Million Küsse reichen würden, um die Zeit zu überbrücken. Aber es war ein Anfang und Marlene küsste das Stück Papier, das im Moment das wertvollste war, was sie besaß und legte es unter ihr Kissen. Sie dachte an Rebecca und daran, dass sie jetzt in ihrer Zelle saß und vermutlich furchtbar traurig und einsam war. Marlene war klar, dass Rebecca bei ihrer Schilderung bezüglich des Gefängnisses untertrieben hatte, mit Sicherheit war das alles ganz furchtbar für sie und sie hatte es nur geschrieben, um Marlene zu beruhigen. Sie griff nach dem Bild von Rebecca, dass neben ihrem Bett auf dem Nachtschränkchen stand „Du bist so tapfer...und ich werde es ab jetzt auch wieder sein, das verspreche ich Dir“ flüsterte sie, küsste das Bild und stelle es zurück. Sie zog sich schnell aus, legte sich ins Bett und schließlich sorgten die Erschöpfung und der Schlafmangel der letzten Tage dafür, dass sie in einen tiefen Schlaf fiel.

Isabelle war wieder in ihrer schäbigen Unterkunft angekommen, es war eine fürchterliche Pension, die den Namen eigentlich nicht verdiente, aber sie lag am Rande von Düsseldorf und hier würde man so schnell bestimmt nicht nach ihr suchen. Außerdem hatte sie wieder einen völlig anderen Namen angegeben, was in dieser Kaschemme wohl nicht gerade selten vorkam. Sie ging zum Waschbecken, drehte den Hahn auf, ließ sich eiskaltes Wasser in die Hände laufen und tauchte dann ihr Gesicht hinein. Sie blickte in den verschmierten Spiegel und erkannte die Frau nicht mehr wieder, die sie dort sah. Sie schüttelte den Kopf und ging zurück in den Schlafraum, wo sie sich auf das Bett setzte. Nachdem sie beobachtet hatte, wie Marlene und diese andere Frau das Krankenhaus verließen und sie noch eine ganze Weile gewartete hatte, ging sie erneut in das Gebäude, um endlich mit David zu sprechen. Es war ein kurzes Gespräch gewesen, sie hatte ihn angesehen und ihn gefragt, ob es stimmte, was er da behauptete. Ihre Augen hatten sich in seine gebohrt und noch bevor er etwas gesagt hatte, kannte sie die Wahrheit. Sie hatte ihn böse angeschaut und ihn gefragt, was wirklich geschehen sei und nach einer ganzen Weile des Schweigens sagte er „ich bin gestürzt, es war keine Absicht...ich wollte hinter ihr her und bin dann auf irgendetwas ausgerutscht...“ Isabelle war fassungslos gewesen, obwohl sie es bereits geahnt hatte, doch egal was sie ihm sagte, es prallte an ihm ab. Er sagte „es gibt kein zurück mehr und Du hängst mit drin. Halt einfach weiter Deinen Mund und verschwinde am Besten von hier, niemand weiß wer Du bist und wird einen Zusammenhang herstellen können. Du kannst weiter Dein Leben leben, ich werde Dich in Ruhe lassen und bekomme am Ende endlich das, was ich mir am meisten wünsche...“ Voller Abscheu starrte sie ihn an und er hatte wenigstens den Anstand seinen Blick zu senken, als er sagte „es tut mir leid, dass ich Dich so behandelt habe...wir sind immerhin...“ Doch sie ließ ihn nicht ausreden „wir sind gar nichts mehr David! Du bist für mich gestorben und ich kann Dir gar nicht sagen, wie sehr Du mich anwiderst. Was Du da tust ist das aller letzte und ich kann nur hoffen, dass Du damit nicht durchkommen wirst.“ Er sagte „falls Du auf die Idee kommen solltest der Polizei von diesem Gespräch zu erzählen, werde ich alles abstreiten. Außerdem erfahren dann doch alle von Deinem kleinen Geheimnis und das willst Du doch nicht, oder?“ Isabelle wusste nichts mehr zu sagen, sie war einfach nur leer und unglaublich wütend „fahr zur Hölle David“ war das Letzte was sie sagte, bevor sie ihm den Rücken zukehrte und das Krankenhaus verließ. Als sie jetzt hier saß, musste sie plötzlich wieder an Marlene denken und wie schlecht sie ausgesehen hatte, als sie aus dem Krankenhaus kam, ihre Bekannte hatte sie sogar stützen müssen. Isabelle fasste sich unbewusst an die Wange, die Ohrfeige von Marlene hatte sie mehr als verdient. Was sollte sie bloß tun, konnte sie überhaupt etwas tun? Beweise hatte auch sie nicht, aber eine Aussage würde sicherlich einiges in ein anderes Licht rücken. Isabelle war verzweifelt, ihr Leben stand auf der Kippe und sie musste jetzt eine Entscheidung treffen. Sollte sie gehen, einfach weiter machen wie bisher und mit dem Wissen leben, dass eine unschuldige Frau im Gefängnis saß. Oder sollte sie sagen was sie wusste und dafür riskieren, dass ihr ganzes Leben zusammen bricht und sie am Ende ganz alleine dar stand? Isabelle raufte sich die Haare, es ging einfach nicht, sie musste schnellstens aus Düsseldorf verschwinden.


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:17 
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Teil 32:

Die Tage vergingen ohne das die Ermittlungen neue Erkenntnisse brachten. David hatte inzwischen die Intensivstation verlassen, musste aber weiterhin im Krankenhaus bleiben. Auch bei erneuten Befragungen durch die Polizei blieb er bei seiner Aussage und Rebecca saß weiterhin in Untersuchungshaft. Der jungen Gräfin ging es immer schlechter, die Umstände machten ihr zu schaffen, sie hatte einiges an Gewicht verloren und man erlaubte weiterhin keine Besuche, außer die ihres Anwalts. Die einzige Kommunikation zwischen ihrer Freundin und ihr bestand aus den Briefen, die Sebastian hin und wieder einschleuste. Doch mittlerweile machten es die Briefe ihr fast noch schwerer und Rebecca konnte es kaum noch ertragen sie zu lesen. Marlene fehlte ihr sehr, sie wünschte sich nichts mehr, als sie in den Armen zu halten und in ihre warmen Augen zu sehen. Sie vermisste ihre Stimme und ihr Lachen und sie hatte Angst, dass all dies mit der Zeit verblassen würde. „Rebecca, Du machst mir langsam wirklich Sorgen. Ich weiß es ist viel verlangt, aber lass Dich bitte nicht hängen. Wir finden schon einen Weg, um Deine Unschuld zu beweisen." Sebastian sah sie abwartend an, doch sie reagierte nicht "Rebecca...bitte..." versuchte er es erneut und endlich regte sie sich "Du hast leicht reden, weißt Du eigentlich wie sich das anfühlt? Ich verbringe meine Zeit zwischen irgendwelchen Verbrecherinnen und werde ausgelacht, wenn ich sage, dass ich unschuldig bin. Mittlerweile bin ich froh, wenn sie mich in die Zelle einschließen, weil ich dann wenigstens keine Angst haben muss, dass mir eine von denen auf die Pelle rückt." Sie schaute betreten auf ihre Hände und Sebastian fragte "hat Dir eine von denen etwas getan? Wenn das so ist, musst Du mir das sagen Rebecca, dann werde ich..." Sie fiel ihm gereizt ins Wort "was wirst Du dann Sebastian? Das hier ist ein Gefängnis und die haben ihre eigenen Regeln. Du kannst überhaupt nichts machen, Du hast es ja nicht mal geschafft mir die U-Haft zu ersparen..." Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, Sebastian fühlte sich noch schlechter und sagte niedergeschlagen "Du hast recht, ich habe wahrscheinlich wirklich keine Ahnung, es tut mir leid..." Rebecca bereute bereits, was sie gesagt hatte, sie griff nach der Hand ihres Bruders und sagte "nein, mir tut es leid. Vergiss bitte was ich gesagt habe, das war unfair und stimmen tut es auch nicht. Du bist ein großartiger Anwalt und der einzige, dem ich zutraue mich hier raus zu holen. Verzeih mir bitte Sebastian, mir sind die Nerven durchgegangen..." Er schaute sie liebevoll an und drückte ihre Hand "kein Problem, ich kann Dich doch verstehen. Aber sag mir bitte, wenn man Dich hier drin schlecht behandelt. Das darf nicht sein und wenn ich höchstpersönlich zur Gefängnisleitung gehen muss." Sie lächelte ihn zaghaft an "es geht schon, mach Dir keine Sorgen...", dann fragte sie wenig hoffnungsvoll "ich muss wohl gar nicht erst fragen, ob Marlene mich besuchen darf, oder?" Wieder fühlte er sich schlecht und sagte deprimiert "ich habe alles versucht, aber leider keine Chance. Mich würde nicht wundern, wenn da auch wieder gewisse Kontakte ihre Finger im Spiel haben. Aber ich gebe nicht auf und versuche es weiter, ok?" Rebecca nickte, doch er sah die Enttäuschung in ihren Augen und Sebastian fragte sich, wie lange seine Schwester das alles noch durchhalten würde.

Marlene war in der Zwischenzeit auf Schloss Königsbrunn angekommen, sie war Ludwigs Einladung gefolgt und wollte zusammen mit den Lahnsteins essen. Auch die Wolfs waren da und Marlene freute sich über diese Geste von Ludwig. Alle außer Sebastian und Rebecca saßen an dem großen Tisch, es herrschte eine bedrückte Stimmung, nur Ansgar war bester Laune, als er sich auf seinen Platz setzte. "Ach wie schön, die Mittelschicht speist mit uns und endlich können sich mal alle richtig satt essen. Da sag noch mal einer wir Lahnsteins hätten keine soziale Ader." Niemand lachte, Kim funkelte ihren Vater böse an und Thomas sagte mit kühler Stimme "ich wusste ja schon immer, dass Sie keinen Anstand im Leib haben, aber wenn Sie noch einmal so über meine Familie sprechen, werde ich Ihnen in Ihren arroganten Grafenhintern treten und zwar so, dass Sie nicht mehr wissen wo oben und unten ist, verstanden?" Ansgar grinste überheblich und wollte gerade kontern, als Ludwig dazwischen ging "sei bitte still Ansgar und benehme Dich nur ein einziges Mal wie ein gesitteter Mensch. Wir wollen hier in Ruhe zusammen essen und niemand braucht dabei Deine dummen Kommentare." Ansgar zog eine Grimasse, es herrschte allgemeines Schweigen, dann wurde das Essen aufgetragen und nach einer Weile sagte Ansgar "was Rebecca wohl gerade macht? Glaubt Ihr, dass Sie im Gefängnis auch etwas gutes zu essen bekommt? Abgesehen von Wasser und Brot meine ich...Aber sie ist ja inzwischen an wenig gewöhnt, von daher wird Sie kaum einen Unterschied merken." Marlene legte ihr Besteck auf den Teller, stand auf und verließ den Speisesaal, Kim und Dana taten es ihr gleich und folgten ihrer Schwester. Thomas erhob sich ebenfalls, lief um den Tisch herum zu Ansgar und packte ihn am Kragen "es reicht, ich habe Sie gewarnt Sie Drecksack" sagte er wütend. Der Graf lachte "ich weiß nicht was Sie wollen, ich habe doch gar nicht von Ihrer Familie gesprochen. Außerdem wird man sich doch noch Gedanken machen dürfen, wie es der eigenen Cousine geht." Vicky war zu den beiden geeilt und versuchte ihren Mann zu bändigen "lass ihn los Thomas, Du weißt doch wie er ist, hör einfach nicht hin." Thomas ließ von ihm ab, blickte ihm aber nach wie vor böse in die Augen "ich kann sein dummes Gequatsche einfach nicht ertragen und außerdem gehört Rebecca längst zu unserer Familie. Also überlegen Sie sich demnächst besser vorher was Sie sagen." Er schaute in die verbliebene Runde "es tut mir leid, in Ihrer Familie mag man über so etwas vielleicht hinweg sehen, aber in meiner Familie geht man respektvoll miteinander um. Danke für Ihre Einladung Graf Lahnstein, aber wir gehen jetzt besser." Ludwig ging beschämt auf die beiden zu "es tut mir sehr leid, aber Ansgar kann man leider nicht ändern. Eigentlich sollte dieses Essen uns alle zusammen bringen und ein wenig Trost spenden." Victoria berührte ihn sanft mit der Hand am Arm "Sie werden Ihre Tochter schon bald wieder in die Arme schließen können. Und wenn wir irgendetwas für Sie tun können, lassen Sie es uns bitte wissen." Sie verabschiedeten sich von den anderen und verließen den Saal. Hagen sagte "das war ja wieder ein super Auftritt von Dir Ansgar, kannst stolz auf Dich sein." Ansgar schaute unschuldig "was kann ich denn dafür, dass Ihr alle keinen Humor habt? Aber rum heulen hilft natürlich weiter." Tristan sah seinen Vater an "ist alles in Ordnung mit Dir Vater? Du siehst nicht gut aus." Ludwig schaute in die Runde, dann schüttelte er den Kopf, nahm Elisabeth an seine Seite und verließ mit ihr gemeinsam den Raum. "Wenn Rebecca das gesehen hätte...sie sitzt im Gefängnis und hier gehen wir uns gegenseitig an die Gurgel, anstatt uns Halt zu geben" sagte er traurig zu seiner Frau. "Ich kann Thomas verstehen, mir wäre auch der Kragen geplatzt. Und Ansgar...was will man von ihm erwarten, er wird sich niemals ändern. Nimm es Dir nicht so zu Herzen Ludwig, das Wichtigste ist doch, dass Rebecca bald wieder nach Hause kommt." Er sah Elisabeth zweifelnd an "aber wann Elisabeth? Wann denn endlich? Sie ist doch unschuldig verdammt noch mal..." Seine Stimme brach und Elisabeth schloss ihn in die Arme. Tanja und Ansgar hatten den Speisesaal inzwischen auch verlassen und nur noch die beiden Brüder waren zurück geblieben. Hagen sah Tristan an und fragte "ist Dir eigentlich völlig egal, was aus Rebecca wird? Ich weiß Ihr beide habt immer noch nicht den Besten Draht zueinander, aber Sie ist doch Deine Schwester..." Tristan schaute weiter auf seinen Teller und als Hagen schon gehen wollte, sagte er plötzlich "es ist mir nicht egal. Ich habe Marlene vorhin sogar meine Hilfe angeboten, falls sie etwas braucht. Ich will auch nicht, dass Rebecca verurteilt wird, ok?" Hagen nickte und sagte „es ist ein Anfang."

Die Wolfs waren inzwischen wieder zu Hause angekommen und saßen alle auf dem Sofa, Marlene saß in ihrer Mitte und war immer noch untröstlich "ich halte das einfach nicht mehr aus, ich will endlich mir ihr reden und sie in den Arm nehmen...ich vermisse sie so schrecklich und ich habe Angst um sie." Dana und Kim kuschelten sich an Marlene und die große Schwester war froh in diesem Moment nicht alleine zu sein. Thomas sagte "was haltet ihr von einem DVD-Abend? Wir gucken uns eine Komödie nach der anderen an und essen dabei Unmengen von Popcorn." Vicky sagte "das ist eine gute Idee und ich mache uns allen einen schönen, heißen Kakao mit Sahne." Alle sahen Marlene fragend an und als diese nickte, waren sie erleichtert. "Danke, ich bin so froh, dass ich Euch habe" sagte sie und ihr Vater erwiderte "vergiss diese Lahnsteins, die wissen einfach nicht, was Familienzusammenhalt bedeutet." Als er die Blicke seiner Töchter wahr nahm fügte er hinzu "Rebecca ist natürlich die Ausnahme..."und an Dana gerichtet sagte er "und Hagen...naja, der geht gerade noch so durch." Das brachte sämtliche Frauen zum Lachen und Thomas war glücklich seine Familie wieder um sich zu haben.


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:17 
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Teil 33:

Die vierte Woche war inzwischen angebrochen, Rebecca war gerade draußen auf dem Hof und hatte sich abseits des Treibens in eine Ecke verkrochen. Es kam ihr vor, als wären Monate vergangen seit sie hier war, die Tage im Gefängnis waren unendlich lang und wollten manchmal nicht enden. Die junge Gräfin merkte selbst, wie sie sich veränderte, sie sprach kaum ein Wort, war meist niedergeschlagen und zudem sehr ängstlich geworden. Seit sie von einer Insassin angegangen und bedroht worden war, hatte Rebecca regelrechte Panik. Diese Frau, Kathrin war ihr Name, schien eine der Übelsten in diesem Gefängnis zu sein und sie hatte anscheinend besonders Spaß daran den neuen Angst einzujagen. Zuerst hatte sie Rebecca auf ekelhafte Art und Weise angemacht und als sie merkte, dass sie nicht bei ihr landen konnte, fing sie an sie zu schikanieren, wann immer sie Gelegenheit dazu bekam. Doch das Schlimmste war ihre Drohung gewesen. Sie hatte Rebecca den Arm verdreht, sie gegen die Wand gedrückt und gesagt, dass kleine, verwöhnte Grafentöchter besonders gefährlich leben würden und das sie besser immer wissen sollte, was sich hinter ihrem Rücken abspielte. Zum Glück war eine Schließerin gekommen und hatte Kathrin mitgenommen, aber sie strahlte eine unheimliche Aggressivität aus, die allgegenwärtig war. Bei der Erinnerung an diese Szene lief Rebecca wieder ein Schauer über den Rücken, wenn sie nicht bald hier raus kam, würde sie durchdrehen, oder sogar noch Schlimmeres. Sie lehnte sich gegen das Gitter und ließ sich daran runter gleiten, bis sie auf dem kalten Boden saß. Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Tag, als sie erst bei Isabelle und anschließend bei David war. Sie hätte nicht zu ihm gehen, sondern lieber erst mit Marlene sprechen sollen, aber ihre Wut hatte sie angetrieben und das wurde ihr nun zum Verhängnis. Sie holte das Foto von ihrer Freundin aus der Hosentasche, betrachtete es und dachte an Marlene und daran, wie sie an jenem Abend zusammen ein Bad genommen hatten. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie das heiße Wasser fühlen, sie hörte die romantische Musik und sie spürte den weichen Körper ihrer Freundin und wie ihr Marlene all die schönen Dinge ins Ohr flüsterte. Eine einzelne Träne lief ihr über das Gesicht und wieder einmal spürte Rebecca, wie groß die Sehnsucht nach ihrer Freundin war. Wie gerne würde sie jetzt in Marlenes Armen liegen, einfach nur ihre Nähe fühlen und keine Angst mehr haben müssen. Ein schriller Ton durchbrach ihre Gedanken, die Pause war zu Ende. Rebecca musste zurück in ihre Zelle und war sogar erleichtert darüber.

Marlene saß zu Hause in ihrer Küche, nachdem sie die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt hatte. Sie hatte Schränke aus – und wieder eingeräumt, Möbel hin und her gerückt, geputzt, gewaschen, gebügelt und dann war ihr die Fotokiste in die Hände gefallen. Seit dem saß sie dort, sortierte die Bilder und legte insgesamt drei Alben an. In den letzten zwei Jahren waren sehr viele Bilder entstanden und als sie sich nach und nach alle angesehen hatte, wurde ihr Herz schwer. Jeden Tag musste sie sich aufrappeln um nicht völlig zu verzweifeln und geduldig bleiben, wenn Sebastian ihr sagte, dass es immer noch keine Neuigkeiten gab. Sie hatte selbst alles versucht um Isabelle zu finden, war alle Orte immer wieder abgefahren von denen sie wusste, dass Isabelle einmal dort gewesen war. Sie hatte ein Bild von ihr Zeichnen lassen und es überall verteilt in der Hoffnung, dass irgendjemand sie gesehen hatte. Aber außer ein paar idiotischen Anrufen hatte diese Aktion leider nichts gebracht. Außerdem hatte sie einen Aufruf im Radio gestartet und versucht Isabelle so zu erreichen, um sie zu bitten, sich bei der Polizei zu melden. Aber alle Bemühungen waren vergebens und Isabelle blieb weiterhin wie vom Erdboden verschluckt. Marlene wurde einfach nicht schlau aus dieser Frau, sie verstand sie nicht und noch immer hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie sie zu David stand. War sie eine Fremde, die er bezahlt hatte für diese abartigen Dienste? War sie eine Freundin oder gar eine Ex-Freundin von ihm, gegen die er etwas in der Hand hatte? Das alles war mehr als undurchsichtig und ohne eine Aussage von ihr würde niemals Licht ins Dunkle kommen. Der Gedanke machte Marlene zu schaffen, sie spürte schon wieder wie Kopfschmerzen sich andeuteten und massierte sich sanft die Schläfen. Letzte Nacht hatte sie von Rebecca geträumt und davon, dass sie tatsächlich verurteilt wurde. Als das Urteil gesprochen wurde und der Richter verkündete, dass Rebecca für zehn Jahre ins Gefängnis musste, war Marlene schweißgebadet aufgewacht. Es war ein wahrer Alptraum, doch so unrealistisch war das Strafmaß nicht. Wenn man Rebecca wirklich wegen schwerer und vor allem wegen vorsätzlicher Körperverletzung verurteilen würde und bedachte, dass David fast an seinen Verletzungen gestorben wäre...Marlene schüttelte den Kopf, sie musste aufhören mit diesen Gedanken, sie verursachten nur Magenschmerzen und zusätzliche Angst. Das Leuten an der Tür riss sie aus ihren schrecklichen Überlegungen und sie war froh darüber. Als sie kurz darauf die Tür öffnete und sah wer da vor ihr stand, konnte sie es nicht glauben...

„DU?“ war das einzige was sie in diesem Augenblick hervor brachte, doch ihr Herz raste und in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Isabelle fragte leise „bist Du alleine?“ und als Marlene nickte sagte sie „ich würde gerne mit Dir reden, aber nur, wenn Du nicht gleich die Polizei anrufst. Kannst Du mir das versprechen?“ Marlene musterte sie aufmerksam „wieso sollte ich das tun? Ich habe es bereits einmal versäumt und außerdem traue ich Dir nicht über den Weg.“ Isabelle sah ihr nun direkt in die Augen „das kann ich verstehen, aber ich bin hier um Dir die Wahrheit zu erzählen. Über David, Rebecca und über mich...“ Marlene schaute sie skeptisch an „und wieso sollte ich Dir glauben, dass das was Du zu sagen hast die Wahrheit ist? Du hast bisher noch immer gelogen.“ Isabelle ging an ihr vorbei in die Wohnung, sie sah sich kurz um, fast so als wollte sie sicher gehen, dass sie tatsächlich alleine waren. Marlene ging auf sie zu, blieb dicht vor ihr stehen und ihre Augen bohrten sich in die von Isabelle als sie sagte „wer bist Du und warum hast Du uns das angetan?“ Die fremde Frau hielt ihrem Blick stand, es war totenstill in diesem Moment, nur das leise Atmen der beiden Frauen war zu hören. Mit dem was dann kam, hatte Marlene nicht gerechnet, Isabelle sagte „mein richtiger Name ist Marie Lichtenberg, David ist mein Bruder und er erpresst mich.“


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:17 
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Teil 34:

Es herrschte wieder absolute Stille in der Wohnung und Marlene starrte die Frau vor ihr mit offenem Mund an. Hatte sie das eben richtig verstanden? Isabelle, bzw. Marie war die Schwester von David? Marlene fühlte sich, als hätte ein Zug sie überrollt und sie fragte sich einmal mehr, wer dieser Mann war, von dem sie einmal dachte, dass sie ihn kennen würde. Marie sagte unsicher „mir ist klar, dass das alles völlig verrückt auf Dich wirken muss und das ist es auch. Aber es gibt einen Grund dafür, dass ich auf seine Erpressung eingegangen bin und wenn Du mir eine Chance gibst, würde ich gerne versuchen es Dir zu erklären...“ Sie sah Marlene fragend an, die offenbar noch immer dabei war zu verarbeiten, was sie gerade erfahren hatte. Nach ein paar Minuten nickte Marlene und bedeutete Marie mit einer Handbewegung sich zu setzen. Die beiden Frauen saßen sich nun an der Küchentheke gegenüber, es war eine merkwürdige Situation. Irgendwann sagte Marlene „also gut, ich höre mir an, was Du zu sagen hast und danach sehen wir weiter.“ Marie nickte stumm, sie schaute auf ihre Hände und spielte nervös mit ihren Fingern, dann begann sie leise zu erzählen „ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen und außer David weiß auch keiner davon. Wie Du ja inzwischen weist sind unsere Eltern wohlhabend und bewegen sich in gewissen gesellschaftlichen Kreisen. Jeder denkt wir sind eine ganz normale und zudem reiche Familie und nach außen hin ist das auch so. In Wahrheit sieht es anders aus und wie so oft ist vieles mehr Schein als Sein...David und ich hatten als Kinder nie Geldsorgen, wir bekamen eine gute Ausbildung und alles, was erforderlich ist, um irgendwann ein erfolgreiches und sorgenfreies Leben zu führen. Dafür war der Umgang miteinander stets kühl, über Gefühle wurde nie viel geredet und Schwächen wurden nicht geduldet. Naja, insgesamt eben wenig herzlich, aber wir waren es nicht anders gewohnt. David und ich machten uns nachdem wir studiert hatten beide schnell selbstständig und er begann irgendwann nebenbei noch als Manager zu arbeiten. Ich arbeite als Unternehmensberaterin und habe mir inzwischen auch einen ganz guten Namen gemacht. Aber mit 29 Jahren lernte ich dann leider den falschen Mann kennen...Er war meine große Liebe und trotz aller Warnungen durch mein Umfeld, habe ich ihm vertraut. Nach zwei Jahren bekam ich die Quittung dafür, mein Freund war von heute auf morgen verschwunden und hinterließ mir einen riesigen Berg Schulden. Er hat krumme Geschäfte gemacht und dabei viele Schulden bei äußerst unangenehmen Leuten hinterlassen, denen er immer versicherte, dass ich zur Not für seine Außenstände aufkommen würde. Als er dann weg war, bekam ich jede Menge unangenehmen Besuch und denen war es völlig egal, ob ich davon wusste oder nicht. Ich habe meine gesamten Ersparnisse aufbrauchen müssen, doch die reichten gerade mal für einen kleinen Teil der Schulden und verhandeln kann man mit solchen Leuten nicht. Meine Eltern konnte ich nicht um Hilfe bitten, sie dachten ich hätte meinen Freund endlich verlassen, weil ich eingesehen habe, dass er nicht der Richtige ist. Wenn sie wüssten was tatsächlich passiert ist, würden sie mich wahrscheinlich enterben oder verstoßen...Jedenfalls haben die Gläubiger irgendwann begriffen, dass ich nichts mehr habe und sich für den Rest auf Ratenzahlungen eingelassen. Die monatlichen Raten sind aber derart hoch, dass meine Einnahmen, trotz enormer Mehrarbeit einfach nicht mehr reichten, um sie bedienen zu können. Es musste dringend mehr Geld her und durch einen eher blöden Zufall bin ich dann auf die Idee gekommen eine Art Begleitservice für gut betuchte Männer anzubieten...“ An dieser Stelle schaute sie verlegen zur Seite, ihr Blick wurde sehr traurig und Marlene, die bislang geschwiegen hatte fragte „Begleitservice? Lass mich raten, dieser Service endet nicht damit, dass Dich die Männer danach einfach zu Hause absetzen, oder?“ Als Marie dies durch ein Kopfschütteln bestätigte fügte Marlene schockiert hinzu „wie bringst Du das fertig?“ Die Frau ihr gegenüber sah sie mit leerem Blick an, als sie sagte „wenn Dir nachts jemand auflauert und Dich bedroht, oder Du Nachrichten nach Hause geschickt bekommst mit dem Hinweis, dass dies die letzte Warnung ist...glaube mir, dann tut man so einiges, um die Raten bezahlen zu können.“ Marlene war blass geworden und sie konnte nicht anders, als Mitgefühl zu empfinden für die Frau, die sie vor kurzem noch verflucht hatte. Sie nickte und wartete bis Marie sich gefangen hatte und weiter erzählte „zum Glück waren das Ausnahmen, aber sie haben mächtig Eindruck hinterlassen und waren der Beginn meines Doppellebens, was ich seit dem führe. Tags über kümmere ich mich um mein Unternehmen und abends werde ich dann zu Isabelle Maibach und begleite reiche, aber meist einsame Männer zum Essen, in die Oper oder sonst wo hin. Nicht immer kommt es dabei auch zu mehr, manche wollen in der Tat einfach nur Gesellschaft haben. Die ersten Male waren schrecklich für mich, obwohl die Männer wirklich nett und nicht mal unattraktiv waren, aber ich bin nun mal eigentlich nicht der Typ für so etwas...Aber so ein Abend bringt manchmal mehr Geld, als ich normalerweise im Monat verdiene. Inzwischen habe ich meine Stammkunden und die sind nicht gerade geizig, denn wenn sie etwas haben, dann ist das Geld. Trotzdem ist es kein schönes Gefühl käuflich zu sein und wenn ich es nicht müsste, würde ich es niemals machen. Mittlerweile habe ich den größten Schuldenberg abgetragen und in ein bis zwei Jahren sollte ich es endlich geschafft haben...dann bekomme ich hoffentlich mein normales Leben zurück...“ Marie schaute Marlene jetzt direkt an, ihre Augen glänzten als sie sagte „ich hätte mich niemals auf das eingelassen was David von mir gefordert hat, wenn er mich nicht damit erpresst hätte. Wenn er das herum erzählt, wäre das mein Ende...Mein Unternehmen würde den Bach runter gehen, meine Familie würde sich endgültig von mir abwenden und ich hätte nichts mehr. Und das alles so kurz vor dem Ziel, nachdem ich mich jahrelang fast kaputt gemacht habe...nachdem ich meine Selbstachtung aufgegeben habe und fast nicht mehr weiß, wer ich eigentlich wirklich bin.“ Eine Träne lief ihr nun über das Gesicht, als sie sagte „Worte können nicht wieder gut machen, was ich Dir und vor allem Rebecca angetan habe Marlene. Das Deine Freundin jetzt im Gefängnis sitzt, ist fürchterlich und ich kann einfach nicht damit leben eine Mitschuld daran zu tragen...Ich weiß, dass sie unschuldig ist, David hat es mir gegenüber zugegeben und gesagt, dass er gestürzt, bzw. ausgerutscht ist. Es tut mir leid Marlene, das alles tut mir so unendlich leid...“

Marlene musste das Gesagte erst einmal sacken lassen, es waren sehr viele Informationen, die Marie ihr gegeben hatte und vor allem ihre letzten Worte hallten in Marlenes Ohren wieder. David hatte es also zugegeben, dieser verdammte Lügner, wie konnte er nur so unglaublich mies sein. Aber was sollte man auch von jemandem erwarten, der die Notlage seiner eigenen Schwester auf eine so widerliche Art ausnutzte. Marie deutete ihr Schweigen falsch und sagte "Du glaubst mir nicht...ich kann es Dir nicht verübeln." Marlene erwiderte "doch, das tue ich, so eine Geschichte kann man sich kaum ausdenken... Viel wichtiger ist aber, dass die Polizei es glauben wird. Du musst eine Aussage machen Marie, sonst hat Rebecca keine Chance aus der U-Haft zu kommen. Das bist Du uns schuldig und wenn es Dir wirklich so leid tut, wie Du sagst, dann wirst Du jetzt mit mir zusammen zu Kommissar Kramer gehen und ihm die Wahrheit erzählen." Sie rechnete schon mit Gegenwehr, aber Marie nickte nur traurig, sie schien endgültig aufgegeben zu haben, als sie sagte "in Ordnung, ich werde aussagen." Marlene fielen gefühlte Tonnen von Steinen vom Herzen, sie nahm ihr Handy zur Hand und rief Sebastian an, um ihm die Neuigkeiten mitzuteilen.


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Post vom 04.12.12


Teil 35:

Während die beiden Frauen auf Sebastian warteten, lief Marlene unruhig auf und ab. Marie saß auf dem Sofa und beobachtete sie dabei. Plötzlich sagte Marlene aufgeregt „was ist, wenn Deine Aussage der Polizei nicht ausreicht? Vielleicht zweifeln sie Deine Glaubwürdigkeit an, weil sie denken, dass Du Dich nur an Deinem Bruder rächen willst. Wenn wir doch nur irgendwelche Beweise hätten, die Deine Aussage untermauern...“ Sie wurde durch das Schellen der Türklingel unterbrochen, Sebastian war offenbar eingetroffen und betrat kurze darauf die Wohnung. Er umarmte Marlene und blieb dann wie angewurzelt vor Marie stehen, die er mit sehr strengem Blick musterte „Sie sind also die Schwester von diesem Mistkerl, der meine kleine Schwester mit seiner Lüge ins Gefängnis gebracht hat. Am liebsten würde ich Ihnen den Hals umdrehen dafür, dass Sie erst jetzt mit der Wahrheit raus rücken. Wissen Sie eigentlich, wie beschissen es Rebecca geht? Haben Sie auch nur die geringste Ahnung was Sie wegen Ihnen und Ihrem durchgeknallten Bruder gerade durchmacht...?“ Marlene berührte Sebastian am Arm, der sich jetzt richtig in Rage geredet hatte und versuchte ihn zu beruhigen „Sie weiß es Sebastian und deshalb ist Sie hergekommen. Ich verstehe Deine Wut, mir geht es nicht anders, aber jetzt ist Marie da und bereit gegen David auszusagen. Hör Dir bitte Ihre Geschichte an und sag uns, ob es reichen wird, um Rebecca zu entlasten.“ Er sah in ihre blauen Augen, sah die Hoffnung, die in ihnen lag und nickte. „Also gut, dann lassen Sie mal hören...“

Nachdem Marie ihre Geschichte ein zweites Mal erzählt hatte, machte sich erneut betretenes Schweigen breit. Sebastian war zwar noch immer wütend, aber das Schicksal der jungen Frau ging auch an ihm nicht ganz spurlos vorbei. Die beiden Frauen sahen ihn abwartend an, leider war er sich nicht sicher, ob es wirklich reichen würde und so sagte er „das verändert zwar die Sachlage und stellt auch Davids Glaubwürdigkeit in Frage, aber uns fehlt trotzdem immer noch ein Beweis. Normalerweise würde ich damit vielleicht erreichen, dass sie aus der U-Haft kommt, aber in diesem Fall hat ein gewisser ehemaliger Richter seine Finger im Spiel und damit stehen wir vor einem Problem.“ Er schaue Marie auffordernd an und diese sagte „falls Sie glauben ich könnte meinen Vater dazu bewegen sich da raus zuhalten, überschätzen Sie mich. Er lässt sich von niemandem etwas sagen und schon gar nicht von mir...gegen ihn kommt man nicht an, das war schon immer so.“ Sebastian und Marlene sahen sich hilflos an, beide dachten wohl das Gleiche in diesem Moment, sie würden wieder verlieren und es nicht schaffen Rebecca zu befreien. Mitten hinein in die Verzweiflung, die dabei war erneut Besitz von ihnen zu ergreifen sagte Marie plötzlich „es gibt vielleicht doch Beweise...wir müssen sie nur finden.“ Sofort war Sebastian hell wach „was meinen Sie damit?“ fragte er ungeduldig und Marie antwortete „wir müssen in Davids Wohnung fahren, ich bin mir zwar nicht sicher, aber wenn mein Verdacht stimmt, dann werden wir dort die Beweise finden, die wir brauchen.“ Marlene sagte „worauf warten wir dann noch? Lasst uns los fahren!“ Sebastian fragte „und wie kommen wir in seine Wohnung? Wir können nicht einfach die Tür eintreten.“ Marie griff in ihre Tasche und hielt ihm einen Schlüssel vor die Nase „damit sollte es gehen...“

Eine halbe Stunde später waren sie in Davids Wohnung, Sebastian und Marlene hielten sich im Hintergrund und fassten nichts an, damit es später keinen Ärger gab. Sie wussten immer noch nicht wonach Marie suchte, ließen sie aber in Ruhe und hofften, dass sie fündig werden würde. Nach ungefähr zwanzig Minuten kam sie mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck und mit einem Karton in den Händen zurück. Sie stellte ihn auf den Tisch, nahm den Deckel ab und gewährte Sebastian und Marlene so einen Blick auf den Inhalt. Sebastian hatte sich Handschuhe angezogen und fing an sich den Inhalt genauer anzusehen. Marlene stand neben ihm und ihr Gesicht hatte an Farbe verloren. Der Karton war voll mit Bildern, Zeitungsartikeln und Prospekten und allesamt drehten sich um Marlene. Außerdem lagen noch Briefe darin und als Sebastian den Obersten öffnete und las, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus „damit kriegen wir ihn“ sagte er glücklich „wir holen meine Schwester aus dem Gefängnis und auch der alte Lichtenberg kann das nicht mehr verhindern.“ Marlene war zwar noch immer geschockt von dem Fund, aber als sie hörte was Sebastian gerade gesagt hatte, fiel sie ihm überglücklich um den Hals und fing vor Freude an zu weinen. „Bald haben wir sie wieder Sebastian und dann ist dieser Alptraum endlich vorbei.“ Der junge Graf drückte Marlene fest an sich „ja, bald haben wir es geschafft und Rebecca zum Glück auch.“

Die drei saßen im Auto auf dem Weg zur Polizei, Sebastian fuhr, Marlene und Marie saßen hinten auf der Rückbank, zwischen ihnen lag der Karton. Marlene schaute rüber zur rechten Seite und als die andere sich ihr zuwendete, zeigte sie auf die Beweise und fragte „woher wusstest Du davon?“ Marie schaute plötzlich traurig „ich wusste es nicht, aber ich habe es geahnt. Menschen haben ihre Gewohnheiten und die können sie nur schwer ändern...“ Marlene wirkte verwirrt, Sebastian schaltete sich ein und fragte „was wollen Sie damit sagen?“ Sie rutschte unruhig auf ihrem Sitz umher, dann sagte sie „David war schon einmal besessen von einer Frau, das ist ein paar Jahre her und damals hat er auch alles aufbewahrt, was mit ihr zu tun hatte. Die Frau hat ihn sogar anzeigen wollen, aber mein Vater hat sie mit viel Geld davon abgehalten und dafür gesorgt, dass nichts davon an die Öffentlichkeit gerät. Danach musste mein Bruder eine Therapie machen und irgendwann hieß es dann er sei wieder normal. Seit dem wurde kein Wort mehr darüber verloren, darin ist meine Familie gut, unangenehmen Dinge werden einfach tot geschwiegen...Jedenfalls ist mir das vorhin wieder eingefallen und da dachte ich, dass David vielleicht auch diesmal so eine Sammlung hat.“ Sebastian sagte „das wird ja immer besser...Ihr Bruder hat wirklich ein Problem.“ Marlene war nachdenklich geworden „dann hat er mich bereits lange bevor wir uns kennengelernt haben beobachtet, oder? In den Unterlagen waren alte Artikel, unter anderem noch von meiner Zeit als Lily Rose. Das wiederum bedeutet, dass er mich ganz gezielt ausgesucht hat, als er mir vorschlug mich zu managen. Das alles war von Anfang an geplant, er wollte mich immer nur für sich gewinnen, alles andere war eine einzige, große Lüge...“ Wieder einmal wurde sie blass, als ihr das ganze Ausmaß bewusst wurde und als Marie nur zustimmend nickte, fühlte Marlene sich noch schlechter. Die ganze Zeit über war sie beobachtet worden und hatte keine Ahnung davon gehabt. Bei dem Gedanken daran bekam sie eine Gänsehaut und ihr wurde übel. Niemals in ihrem Leben war sie von einem Menschen derart getäuscht und hintergangen worden. Der einzige Trost war, dass er jetzt dafür bezahlen würde und, dass Marlene schon bald ihre Freundin wieder in den Armen halten konnte. Und dann, das schwor sie sich, würde sie Rebecca nie wieder los lassen. Das Polizei Präsidium lag vor ihnen, Sebastian parkte den Wagen und die drei gingen ohne ein weiteres Wort in das Gebäude.


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Teil 36:

Kommissar Kramer schaute sein Gegenüber finster an "Ihnen ist hoffentlich klar, dass Sie durch Ihr Schweigen die Ermittlungen unnötig in die Länge gezogen haben, oder?" Marie wich seinem harten Blick aus und nickte nur stumm. Kramer fügte hinzu "Sie können froh sein, dass es sich um Ihren Bruder handelt, denn dadurch waren sie befangen, was man Ihnen zugute halten wird. Außerdem standen sie durch Ihre schwierige Situation und der Erpressung unter enormen Druck, auch das wird man berücksichtigen. Und da sie ja keine falsche Aussage, sondern gar keine gemacht haben, werden Sie wohl keine schlimmeren Konsequenzen zu befürchten haben." Innerlich atmete sie auf, doch sie zeigte es nicht, sondern nickte statt dessen erneut. Kramer fuhr fort "möglicherweise müssen Sie mit einer Anzeige seitens der Familie Lahnstein rechnen, die Gräfin könnte Schadensersatz einklagen für die Zeit, die sie zu unrecht im Gefängnis saß. Aber das ist nicht mehr meine Baustelle" sagte er mit Blick Richtung Sebastian. Marie wurde blass, genau das konnte sie am wenigsten gebrauchen und als sich ihre Blicken trafen sagte Sebastian "ich kann natürlich nicht für meine Schwester sprechen, aber ich glaube kaum, dass sie das anstrebt. Sie hat andere Sorgen denke ich und wird froh sein, dass der Alptraum ein Ende hat." Der Kommissar nickte, stand auf und sagte "ich habe noch zu tun, wie es aussieht wird Frau von Lahnstein morgen früh aus der Haft entlassen. Ihre Aussage und vor allem die Briefe sind Beweis genug, dass David Lichtenberg gelogen hat. Die Briefe spiegeln deutlich seine krankhafte, wenn nicht sogar fanatische Liebe zu Frau Wolf wieder und zeigen zudem, wie sehr er sich in diesem Zusammenhang in seinen Hass gegen Rebecca von Lahnstein hinein gesteigert hat. Sie stand ihm seiner Meinung nach im Weg und musste weg, damit er mit seiner Liebe glücklich sein konnte. Ich nehme an, dass Sie heute noch einmal ins Gefängis fahren, um es Ihrer Schwester zu sagen." Sebastian bestätigte dies und der Kommissar verabschiedete sich, bat Marie aber noch sich für weitere Rückfragen zur Verfügung zu halten. Als Sebastian und Marie ebenfalls den Raum verließen, sprang Marlene von ihrem Stuhl auf und fragte aufgeregt "und?" Rebeccas Bruder strahlte "sie wird morgen früh entlassen.“ Marlene war enttäuscht „wieso denn erst morgen und nicht sofort? Sie ist unschuldig und sitzt schon viel zu lange da drin!“ Sebastian sagte „es ist einfach schon zu spät heute, um die Uhrzeit kann man nichts mehr bewegen. Eine Haftentlassung ist wie alles andere in diesem Land ein bürokratischer Akt und ohne den geht es leider nicht.“ Marlene schaute traurig „verdammte Bürokratie...nur als es darum ging sie ins Gefängnis zu stecken ging alles ganz schnell...“ Sebastian sagte aufmunternd „hey, Ihr habt jetzt das Schlimmste überstanden und die eine Nacht schafft Ihr auch noch. Morgen früh hast Du sie wieder. Du kannst gerne mitkommen, wenn ich sie abhole.“ Jetzt lachte Marlene „und ob ich mitkommen werde, was hast Du denn gedacht?“ Sebastian lächelte, dann wandte er sich Marie zu „was ist mit Ihnen? Soll ich Sie irgendwo absetzen?“ Sie schüttelte den Kopf „danke, das ist nett, aber nicht nötig. Da ich wohl noch eine Weile in Düsseldorf bleiben muss, werde ich zurück ins Hotel gehen. Ich laufe zu Fuß, ein bisschen frische Luft wird mir gut tun.“ Er nickte und bedeutet Marlene mit ihm zu kommen, sie drehte sich aber noch einmal um und ging zurück zu Marie „ich kann zwar nicht vergessen, was Du getan hast, aber ich danke Dir, dass Du die Wahrheit gesagt und uns geholfen hast die Beweise zu finden.“ Sie reichte ihr die Hand und Marie nahm sie dankbar an „es war das Mindeste was ich tun konnte. Danke, dass Du mir die Chance gegeben hast mich zu erklären. Es tut mir wirklich furchtbar leid...“ Marlene nickte ihr noch einmal zu, dann folgte sie Sebastian nach draußen.

Rebecca wunderte sich, dass man sie zu so später Stunde noch in den Besucherraum führte. Die Besuchszeit war seit mehr als einer Stunde vorbei und sie fragte sich, was Sebastian ihr zu sagen hatte, dass es nicht bis morgen warten konnte. Ein ungutes Gefühl beschlich die junge Gräfin und sie wusste nicht, ob sie noch weitere schlechte Nachrichten vertragen konnte. Als sie den Besucherraum betrat und in das erleichterte und fröhliche Gesicht von Sebastian sah, entspannte sie sich ein bisschen, offenbar gab es zur Abwechslung mal gute Nachrichten. Ehe Rebecca danach fragen konnte, kam Sebastian auf sie zu, nahm sie in die Arme und hob sie in die Luft "wir haben es geschafft Rebecca, Davids Lüge wurde aufgedeckt und Du bist bald wieder frei!" Die junge Gräfin glaubte sich verhört zu haben und als ihr Bruder sie aus seiner Umarmung entließ fragte sie unsicher "was sagst Du da? Ist das Dein Ernst? Ich komme hier raus?" Er sah sie triumphierend an "als ob ich damit scherzen würde. Ja, es ist wahr, wir haben den Mistkerl überführt mit Hilfe von Marie..." Rebecca war so überwältigt, dass sie erst mit Verzögerung fragte "wer ist Marie?" Sebastian hatte ganz vergessen, dass seine Schwester die Frau nur unter dem Namen Isabelle kannte und so sagte er "das ist eine lange Geschichte. Marie ist der richtige Name von Isabelle und sie ist Davids Schwester...Ich erzähle Dir das alles morgen in Ruhe, das Wichtigste ist, dass Du hier raus kommst." Rebeccas Gefühle spielten Achterbahn, sie war glücklich, irritiert und wütend zugleich "seine Schwester? Das gibt es doch nicht...Muss ich denn wirklich noch eine weitere Nacht hier bleiben?" Sebastian sagte "ja leider, aber gleich morgen früh hole ich Dich hier raus. Ich würde es Dir ja gerne sofort erklären, aber ich habe leider keine Zeit, die schmeißen mich gleich hier raus. Hab noch etwas Geduld Rebecca, Du hast es fast geschafft." Sie war zwar nicht ganz glücklich darüber, aber sie sah ein, dass es wohl nicht anders ging "danke Sebastian, ich bin so froh, dass bald alles vorbei ist. Und irgendwie bekomme ich die restlichen Stunden auch noch herum..." Sie umarmten sich noch einmal, bevor Sebastian die JVA verließ und Rebecca kaum glauben konnte, dass morgen dieses schreckliche Kapitel in ihrem Leben endete.

Am nächsten Morgen war es endlich so weit, Marlene stand vor dem Gefängnis und wartete voller Ungeduld darauf, dass Rebecca und Sebastian aus der JVA kamen. Letzte Nacht hatte sie fast kein Auge zugemacht vor lauter Aufregung. Beinahe vier Wochen war es jetzt her, dass sie Rebecca zuletzt gesehen, gehört und in den Armen gehalten hatte und noch nie in ihrem Leben war ihr eine Trennung so schwer gefallen, wie diese. Marlene lief unruhig auf und ab, ihr Herz klopfte wie wild und die ganze Zeit überlegte sie, was sie gleich sagen sollte, wenn Rebecca vor ihr stand. Dann ertönte ein Summen, die Tür ging auf und Sebastian kam gefolgt von Rebecca nach draußen. Im ersten Moment war es ein Schock für Marlene, ihre Freundin sah mitgenommen aus und hatte einiges an Gewicht verloren, sie war definitiv zu dünn. Doch als Rebecca sie erblickte, lächelte sie glücklich und ihre Augen glänzten. Marlene lief zu ihr, Rebecca kam ihr entgegen und die beiden Frauen schlossen sich glücklich in die Arme. Jetzt fühlte Marlene auch, wie zart ihre Freundin geworden war und als sie anfing zu weinen, drückte Marlene sie noch fester an sich. „Jetzt ist alles gut, es ist vorbei“ sagte sie leise und fuhr Rebecca mit der Hand zärtlich den Nacken entlang bis in ihre Haare. „Ich habe Dich ganz schrecklich vermisst...“ kam es von Rebecca und Marlene umfasste nun ihr Gesicht mit den Händen und strich ihr mit den Daumen sanft die Tränen weg „ich Dich auch meine Süße, aber ab jetzt wird uns nichts und niemand mehr trennen, das verspreche ich Dir. Ich liebe Dich...“ sagte sie, als auch ihr die Tränen kamen. Rebecca wischte sie ihr ebenfalls zärtlich aus dem Gesicht „ich liebe Dich auch, Du ahnst gar nicht, wie sehr...“ sagte sie mit erstickter Stimme und dann berührten Marlenes Lippen ganz sanft die ihren und ein langer zärtlicher Kuss ließ sie für einen Moment lang alles andere vergessen. Rebecca schmeckte die salzigen Tränen ihrer Freundin, die sich mit ihren eigenen vermischten und sie liebte diesen Geschmack, genau wie den von Marlenes Lippen, nach denen sie sich so gesehnt hatte. Sanft lösten sich die beiden voneinander, lehnten ihre Köpfe aneinander und hielten sich fest. Sebastian kam zu ihnen, er war ein wenig verlegen und statt etwas zu sagen, hielt er den Frauen einfach zwei Taschentücher hin. Als Marlene und Rebecca es bemerkten, schauten sie erst Sebastian und dann sich gegenseitig an, bevor sie anfingen leise zu lachen. Dann nahm sich jede ein Taschentuch, Sebastian musste nun ebenfalls lachen und sagte „also Mädels, fahren wir nach Hause.“


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Teil 37:

Während der Autofahrt wurde nicht viel gesprochen, Rebecca hatte sich mit ihrem Kopf an Marlenes Schulter gelehnt und die Augen geschlossen. Marlene hatte einen Arm um sie gelegt, der andere lag auf ihren Beinen, während sie mit der Hand sanft über Rebeccas Unterarm streichelte. Sebastian beobachtete die beiden im Rückspiegel und sagte „soll ich Euch vielleicht doch direkt nach Hause fahren? Die anderen haben bestimmt Verständnis dafür und ihr könnt ja auch später noch nach Königsbrunn kommen, wenn ihr möchtet.“ Marlene strich ihrer Freundin sanft durch die Haare und sagte leise „entscheide Du das, möchtest Du lieber nach Hause, oder erst zu Deiner Familie?“ Rebecca öffnete ihre müden Augen und sagte „wir fahren mit auf´s Schloss, Papa hat sonst bestimmt keine Ruhe. Wir müssen ja nicht so lange bleiben, ich merke nämlich gerade wie geschafft ich bin.“ Marlene gab ihr einen Kuss auf die Stirn „okay, Deine Familie ist sicher auch sehr froh Dich kurz zu sehen.“ Rebecca nickte, griff nach Marlenes Hand und schloss wieder die Augen.

Als sie eine Viertelstunde später Königsbrunn erreichten und die Empfangshalle betraten, wartete der Großteil der Lahnsteins bereits im Kaminzimmer auf sie. Justus empfing sie lächelnd, ging sofort auf Rebecca zu und sagte „Gräfin Rebecca, darf ich Ihnen sagen, dass ich mich außerordentlich freue, Sie wohlbehalten wieder zu sehen. Es ist ein großes Unrecht, das man Ihnen angetan hat und ich habe nicht eine Sekunde lang an Ihrer Unschuld gezweifelt. Herzlich willkommen zurück.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln und sagte „danke Justus, auf Sie ist einfach immer Verlass.“ Er schaute etwas verlegen, zwinkerte ihr kurz zu und nahm den Dreien die Jacken ab. Auf dem Weg ins Kaminzimmer kam ihnen bereits ein Wirrwarr aus Stimmen entgegen und als sie kurz darauf den Raum betraten, verstummten plötzlich alle. Ludwig war der Erste, der seine Sprache wieder fand, schnell lief er zu seiner Tochter, schloss sie glücklich in die Arme und sagte „meine Kleine, was bin ich froh Dich wieder zu haben...“ Dann schaute er sich seine jüngste genauer an und fragte besorgt „haben Sie Dir etwa nicht genug zu essen gegeben dort? Du bist ja ganz dünn geworden. Geht es Dir auch gut, oder soll ich vielleicht besser einen Arzt kommen lassen?“ Rebecca lächelte ihren Vater liebevoll an „das ist nicht nötig Papa, es geht mir gut, mach Dir bitte keine Sorgen. Die paar Kilos sind schnell wieder drauf und alles andere lässt sich mit einem heißen Bad und einer Mütze Schlaf in Ordnung bringen.“ Er wirkte noch nicht endgültig überzeugt, doch sie umarmte ihn erneut und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ludwig kam nicht mehr dazu noch etwas zu sagen, denn die anderen wollten Rebecca nun auch begrüßen. Hagen zog seine Schwester in die Arme und auch Elisabeth begrüßte sie herzlich. Als Tristan etwas unbefangen vor sie trat, aber keinen Ton hervor brachte, boxte Rebecca ihm leicht gegen die Schulter und sagte „schon gut, ich freue mich auch Dich zu sehen.“ Das brach das Eis zwischen den Geschwistern, Tristan musste grinsen, boxte sie leicht zurück und sagte „schön, dass Du wieder da bist...“ worauf Rebecca sich gespielt theatralisch an die Schulte faste und lachte. Als sie sich umdrehte, sah sie in die kühlen, stechend blauen Augen ihrer Chefin und Tanja sagte „bevor Du Dir Hoffnungen machst...ich werde Dich nicht knuddeln und rum sülzen tue ich auch nicht. Aber, und das ist mein Ernst, ich bin wirklich froh, dass Du zurück bist. Marlene war kaum noch zu ertragen und hat fast schon selbstzerstörerische Züge entwickelt...ich musste sogar kochen und Kindermädchen spielen...“ Marlene gab ihr einen Stoß und sagte gespielt entrüstet „hey, jetzt übertreib aber mal nicht...“ Rebecca sah Tanja irritiert an „muss ich das jetzt verstehen?“ und die antwortete „nein musst Du nicht. Sieh einfach zu, dass Du nicht mehr hinter Gittern landest und schnell wieder fit bist. Es wartet eine Menge Arbeit bei LCL auf Dich. Vielleicht sollten wir ja mal über eine Kollektion zum Thema „Schwedische Gardinen“ nachdenken.“ Allgemeine Empörung brach aus, doch Rebecca musste lachen, das war eben Tanjas Art ihr zu sagen, dass sie sich über ihre Rückkehr freute „danke Tanja, Du hast mir auch gefehlt“ sagte sie ironisch. Ihre Chefin nickte und sagte dann in die Runde „was ist das eigentlich für eine lahme Veranstaltung, wo bleibt der Champagner?“ Jetzt mussten auch die anderen grinsen und wie auf´s Stichwort kam das Personal und verteilte kleine Häppchen und Getränke. Rebecca suchte sofort wieder die Nähe ihrer Freundin, doch kaum war sie bei ihr, zog sie jemand mit sich und fragte ihr Löcher in den Bauch. Auch Sebastian musste immer wieder erzählen, was es mit dieser Marie auf sich hatte und beobachtete aus den Seitenwinkeln seine Schwester um zu sehen, wie sie darauf regierte. Rebecca wirkte müde und abgespannt, was auch Marlene nicht verborgen blieb, die jetzt hinter ihre Freundin trat, sie mit den Armen umschloss und den Kopf auf ihre Schulter legte. Dann sagte sie gerade laut genug, dass es die anderen hören konnten „ich glaube wir gehen jetzt besser nach Hause, Du brauchst dringend etwas Ruhe.“ Rebecca lächelte Marlene dankbar an und Ludwig sagte „ich gebe dem Fahrer Bescheid, er wird Euch nach Hause bringen.“ Erneut wurde Rebecca von allen umarmt und als sie zum Schluss vor Sebastian stand sagte sie „ich danke Dir für alles was Du für mich getan hast Sebastian und auch dafür, dass Du Dich um Marlene gekümmert hast.“ Er schaute sie an und sagte mit gerührter Stimme „hey, dafür sind große Brüder schließlich da“ und schloss sie erneut in die Arme.

Zu Hause angekommen, nahm Marlene ihrer Freundin die Jacke ab und zog sie an sich „wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich Dich nie wieder los lassen. Ich bin so unglaublich glücklich Dich wieder zu haben.“ Rebecca lächelte sie an „ich hätte nichts dagegen, ganz im Gegenteil“ sagte sie und schmiegte sich noch enger an Marlene. So standen die beiden Frauen eine ganze Zeit lang einfach nur da und hielten sich fest. „Was hältst Du davon, wenn ich Dir jetzt ein Bad einlasse und uns in der Zwischenzeit etwas zu essen mache?“ fragte Marlene und gab Rebecca einen Kuss auf die Nasenspitze. Ihre Freundin nickte und sagte „das klingt sehr gut, obwohl ich gar keinen großen Hunger habe.“ Marlene schaute sie ernst an „der Appetit kommt schon noch...und außerdem wird es höchste Zeit, dass Du wieder anständig isst, Du bist nämlich viel zu dünn.“ Rebecca wollte etwas sagen, doch Marlene kam ihr zuvor „darüber wird nicht diskutiert, also versuch es erst gar nicht“ sagte sie sanft, aber durchaus streng. Rebecca blickte ihrer Freundin in die Augen und sagte scherzhaft „Du bist ja strenger, als die Schließer im Gefängnis...Aber im Gegensatz zu denen, kann ich Dir einfach nichts abschlagen.“ Sie küssten sich und Marlene sagte „das wollte ich hören und jetzt kümmern wir uns erst mal um Dein Bad.“


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:19 
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Post vom 07.12.12


Teil 38:

Als das Essen fast fertig war, ging Marlene rauf ins Badezimmer um zu sehen, wie weit ihre Freundin war. Rebecca lag noch in der Wanne, das Wasser war mit Schaum bedeckt und der Duft von frischen Blüten erfüllte den vom heißen Wasser aufgewärmten Raum. Rebecca hatte die Augen geschlossen und Marlene dachte schon sie würde schlafen, doch dann öffnete sie die Augen und lächelte sie zaghaft an. Marlene hockte sich vor die Wanne und ließ ihre Hand durch das Wasser gleiten „geht es Dir gut?“ fragte sie und sah ihrer Freundin liebevoll in die Augen. Rebecca nickte und sagte „ich hätte nie gedacht, dass ich ein Bad mal als Luxus empfinden würde, aber das ist es...“ Ihr Blick veränderte sich jetzt und sie wurde nachdenklich. Marlene merkte es, nahm etwas Schaum in die Hand und platzierte ihn auf Rebeccas Nase „ich stelle das Essen warm, dann kannst Du noch in Ruhe zu Ende baden.“ Rebecca lächelte, schüttelte den Kopf und sagte „nicht nötig, ich bin eh schon ganz schrumpelig und komme besser raus. Gibst Du mir bitte das Handtuch?“ Marlene stand auf, griff nach dem Handtuch, ging zurück zu Rebecca und breitete es vor ihr aus. Als ihre Freundin langsam aufstand, legte sie es ihr um und half ihr danach vorsichtig aus der Wanne zu steigen. Sie schauten sich schweigend in die Augen und Marlene begann Rebecca sanft mit dem Handtuch abzutrocknen. „Danke“ flüsterte Rebecca, Marlene zog sie zu sich „gern geschehen“ sagte sie und legte ihre Lippen auf die ihrer Freundin, um sie zärtlich zu liebkosen. Dann sagte sie „ich warte unten auf Dich, lass Dir Zeit“, gab ihr noch einen Kuss und machte sich auf den Weg zurück in die Küche.

Als Rebecca eine Viertelstunde später hinunter kam, hatte Marlene den Tisch bereits schön gedeckt und es roch sehr lecker. Sie zündete gerade die Kerzen an und als sie merkte, dass Rebecca hinter ihr stand sagte sie „es gibt Pasta...etwas anderes konnte ich leider nicht machen, ich habe nämlich vergessen einzukaufen.“ Rebecca trat vor sie und nahm Marlenes Hände „Pasta ist perfekt“ sagte sie und fügte dann hinzu „Du bist perfekt und Du siehst wunderschön aus.“ Marlene lächelte glücklich, dann rückte sie einen Stuhl zurecht und sagte „setzt Dich, ich hole das Essen.“ Während dem Essen unterhielten sich die Frauen über das, was in den letzten Tagen passiert war. Marlene hatte Rebecca gerade von Ricardos und Tanjas Einsatz erzählt und die junge Gräfin sah sie ungläubig an „also von Ricardo habe ich ja nichts anderes erwartet, aber Tanja...sie hat wirklich gekocht?“ Marlene nickte und die beiden mussten lachen „es geschehen tatsächlich noch Wunder“ sagte Rebecca und trank einen Schluck von dem Wein. Marlene beobachtete ihre Freundin und nach einer Weile sagte sie „Du hast noch gar nicht nach Marie gefragt...“ was Rebecca mit einem Schulterzucken abtat „was soll ich da noch Fragen? Wegen ihrem Zögern saß ich fast einen Monat im Gefängnis. Von mir aus kann man sie genauso weg sperren wie David. Sie hätte es verdient, nach allem was sie sich geleistet hat.“ Das klang sehr verbittert, doch Marlene startete trotzdem einen Versuch „Du hast recht, sie hätte nicht so lange schweigen dürfen. Aber sie ist von sich aus und aus freien Stücken zu mir gekommen und ohne ihre Hilfe hätten wir die Beweise, die zu Deiner Entlassung geführt haben vielleicht nie gefunden. Das soll nicht heißen, dass ich ihr verzeihe, aber ich glaube, dass sie im Grunde gar kein schlechter Mensch ist...“ Rebecca sah ihre Freundin fragend an „worauf willst Du hinaus?“ Marlene wusste, dass es ein schwieriges Thema war, aber es half nichts es zu ignorieren und so sagte sie „ich dachte, dass es vielleicht ganz gut wäre, wenn Du mal mit ihr sprichst. Es hilft Dir möglicherweise mit dem Ganzen besser zu Recht zu kommen und es zu verstehen.“ Rebecca reagierte abwehrend „gut für wen? Für mich oder für sie? Und was genau soll das bringen Marlene? Soll mich ihre rührselige Geschichte erweichen, damit ich ihr vergeben kann? Ich will nicht mit ihr reden und es ist mir völlig egal, was sie zu sagen hat. Das alles ändert nichts daran, dass ich eingesperrt war, nur weil sie den Mund nicht auf bekommen hat. Nein, das Thema ist durch und außerdem geht es mir gut. Okay?“ Ohne es zu wollen war Rebecca sehr emotional geworden, was Marlene erst recht Sorgen bereitete „Rebecca...ich verstehe Dich doch, aber ich mache mir einfach Sorgen. Glaubst Du mir ist nicht klar, dass die letzten Wochen schrecklich für Dich waren? Ich will nur verhindern, dass Du alles mit Dir selbst ausmachst und es verdrängst. Manchmal ist es einfach besser, wenn man sich den unangenehmen Dingen direkt stellt. Und wenn Du die Gelegenheit nur nutzt, um Marie zu sagen, wie wütend Du bist, alles ist besser, als es zu verdrängen.“ Ihre Freundin schüttelte den Kopf, es fiel ihr offenbar schwer ruhig zu bleiben „es ist alles gesagt und ich will nicht weiter darüber reden. Kannst Du das bitte akzeptieren und aufhören Probleme zu suchen, wo keine sind?“ Marlene spürte, dass die Stimmung kippte und weil sie auf keinen Fall mit Rebecca streiten wollte sagte sie versöhnlich „schon gut, es tut mir leid. Ich wollte Dich nicht drängen.“ Rebecca legte ihre Hand auf die von Marlene und sagte „mir tut es auch leid, ich wollte nicht so schroff sein...Aber ich bin gerade erst raus aus dem Gefängnis und einfach nur froh, dass ich nichts mehr davon hören oder sehen muss. Ich möchte viel lieber den restlichen Tag mit Dir genießen, als darüber nachzudenken.“ Die beiden lächelten sich an und beschlossen noch ein bisschen vor die Tür zu gehen. Rebecca wollte gerne etwas an die frische Luft und so verließen die beiden die Wohnung, um einen Spaziergang zu machen.

Sie kamen erst einige Stunden später zurück, sie waren eine große Runde gelaufen und hatten dann eine Pause in einem kleinen Café gemacht, bevor sie sich wieder auf den Rückweg machten. Es war inzwischen Abend geworden, die beiden Frauen waren geschafft und besonders Rebecca kämpfte mit der Müdigkeit. So war sie froh, als Marlene vorschlug schlafen zu gehen und die beiden machten sich kurzer Hand fertig fürs Bett. Marlene wollte gerade die Schlafzimmertür schließen als Rebecca sagte „macht es Dir etwas aus, wenn wir die Tür auf lassen?“ Marlene ließ die Tür wie sie war, ging zu ihrer Freundin, umfasste ihre Taille und sagte „nein, das ist kein Problem. Verrätst Du mir, warum Du das möchtest?“ Rebecca nickte, es war ihr anscheinend unangenehm „es klingt wahrscheinlich albern, aber nachdem ich die letzten Wochen in dieser kleinen Zelle verbracht habe, fühle ich mich unwohl in geschlossenen Räumen...“ Marlene sah sie verständnisvoll an „das ist überhaupt nicht albern, ich kann das verstehen...lassen wir die Tür zukünftig eben auf, ist doch ohnehin nur Gewohnheit.“ Sie streichelte Rebecca sanft über das Gesicht „habe ich Dir heute eigentlich schon gesagt, wie sehr ich Dich liebe?“ und ihre Freundin erwiderte „ja hast Du, aber ich kann es gar nicht oft genug hören. Ich liebe Dich auch und ich will nie wieder so lange auf Dich verzichten müssen.“ Sie küssten sich lange und leidenschaftlich, bis ihnen die Luft ausging und sie sich leise lachend voneinander lösten. „Du siehst wirklich müde aus“ sagte Marlene „lass uns schlafen gehen“ und zog Rebecca mit sich bis zum Bett. Als sie sich hingelegt und das Licht ausgemacht hatten, rollte sich Rebecca zu Marlene und schmiegte sich eng an sie. „Schlaf gut meine Süße“ flüsterte Marlene, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und hielt ihre Freundin fest in den Armen. „Du auch“ sagte Rebecca leise und schlief kurz darauf in Marlenes Armen ein.


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Post vom 08.12.12


Teil 39:

Der nächste Morgen begann mit einem üppigen und kalorienreichem Frühstück, Marlene hatte es sich zur Aufgabe gemacht dafür zur Sorgen, dass ihre Freundin die verlorenen Kilos schnell wieder zunahm. Als Rebecca sah, was Marlene alles aufgetischt hatte, fragte sie „sag mal, erwartest Du noch Besuch, oder wer soll das alles essen?“ Marlene sagte „na Du“ und Rebecca erwiderte amüsiert „aha, und wenn ich dann bald dick und rund bin, suchst Du Dir eine Andere. Ne ne, das Risiko ist mir definitiv zu hoch.“ Jetzt musste auch Marlene lachen, sie ging zu ihrer Freundin, streichelte ihr über den Bauch und sagte „also von dick und rund bist Du meilenweit entfernt und außerdem liebe ich jedes Kilo an Dir und würde mir niemals eine Andere suchen.“ Sie gab ihr einen Kuss und die beiden setzten sich „na dann bin ich ja beruhigt, aber Du wirst mir trotzdem damit helfen müssen, wenn Du nicht willst, dass ich platze“ sagte Rebecca und deutete auf die vielen Leckereien, die den Tisch schmückten. Die beiden genossen in aller Ruhe ihr Frühstück, Rebecca fühlte sich mit jeder Stunde, die sie zusammen verbrachten besser und blendete alle trübsinnigen Gedanken und Erinnerungen einfach aus. Dann sagte Marlene plötzlich „Du hast ziemlich unruhig geschlafen letzte Nacht und anscheinend schlecht geträumt...“ Ihr Gegenüber zuckte mit den Schultern und sagte ausweichend „kann schon sein, ich erinnere mich nicht an den Traum.“ Marlene schaute Rebecca an, dann sagte sie „warum redest Du nicht mit mir darüber? Ich spüre doch, dass da etwas ist...und mir fällt es schwer nicht zu wissen, was Du erlebt hast und was Dich belastet. Ich will für Dich da sein Rebecca, Du musst das nicht alles alleine mit Dir herum tragen.“ Sie wartete einen Moment und hatte schon Angst, dass ihre Freundin wieder wütend werden würde, aber es kam anders. Rebecca stand auf, kam zu ihr und blieb vor ihr stehen. Dadurch das Marlene auf dem Hocker saß, waren sie fast auf Augenhöhe und ehe Marlene etwas sagen konnte, griff Rebecca ihr in die Haare, zog sie zu sich und fing an sie leidenschaftlich und voller Verlangen zu küssen. Marlene hatte nicht damit gerechnet, sie war ein wenig überrumpelt, konnte aber gar nicht anders, als die Küsse ihrer Freundin zu erwidern, denn auch sie verspürte große Sehnsucht nach ihr. Zwischen den wilden Kuss Attacken sagte Marlene schwer atmend „Deine Ablenkungsmanöver sind echt unfair...“ und Rebecca erwiderte „aber effektiv“ und zog ihre Freundin vom Stuhl. Sofort fing sie an Marlene auszuziehen „danach habe ich mich so gesehnt“ sagte sie atemlos, bevor sie Marlene erneut küsste. Marlene hatte ebenfalls begonnen ihre Freundin auszuziehen und sagte „ich auch...“ bevor sie sich zusammen mit Rebecca auf das Sofa fallen ließ. Von diesem Moment an redeten sie nicht mehr, sondern ließen sich treiben von ihrer Sehnsucht und dem Verlangen nach einander, dass in ihnen brannte.

Auch nach dem intensiven Liebesspiel konnten die beiden nicht die Hände voneinander lassen, sie lagen aneinander gekuschelt unter der Decke und genossen die gegenseitigen Streicheleinheiten. Rebecca schaute in die blauen Augen ihrer Freundin, die sie voller Wärme anblickten „ich könnte den ganzen Tag in Deine Augen gucken, sie sind wie ein Ozean, aus dem ich am liebsten nie wieder auftauchen möchte“ sagte sie verträumt und bekam zum Dank ein wunderschönes Lächeln geschenkt. „Das hast Du aber schön gesagt“ sagte Marlene gerührt und küsste sie sanft auf den Mund „ich weiß jetzt schon gar nicht mehr, wie ich die letzten Wochen ohne Dich ausgehalten habe. Das Ganze erscheint mit irgendwie so surreal...“ Rebecca legte ihr einen Finger auf die Lippen und sagte „denk nicht mehr daran, jetzt bin ich ja wieder da und ich gehe nie mehr weg.“ Sie gaben sich erneut einem langen, intensivem Kuss hin, dann fragte Marlene „hast Du einen speziellen Wunsch, was Du gerne machen möchtest heute?“ Ihre Freundin überlegte kurz, dann sagte sie spontan „wie wäre es mit Schlittschuh laufen? Das habe ich ewig nicht mehr gemacht.“ Marlene sah sie überrascht an „okay, dann gehen wir also Schlittschuh laufen. Eine gute Idee, obwohl ich nicht mal weiß, ob ich das noch kann, so lange wie das her ist...“ Rebecca lachte froh und sagte „ach was, Du kannst doch alles und siehst dabei meist auch noch verdammt gut aus. Einer der vielen Gründe, warum ich Dich so liebe.“ Marlene erwiderte amüsiert „Dein Wort in Gottes Gehörgang...“ und sagte dann verführerisch „aber es ist ja noch früh und bis dahin kann ich Dir noch mal zeigen, wie sehr ich Dich vermisst habe.“ Rebecca lächelte zufrieden und schloss die Augen als Marlene sich auf sie legte, um ihr erneut ihre Liebe zu schenken.

Am späten Nachmittag trudelten die beiden Frauen gut gelaunt, aber erschöpft wieder zu Hause ein. „Und Du warst der Meinung, dass ich alles kann...weit gefehlt würde ich mal sagen und gut ausgesehen hat das mit Sicherheit auch nicht“ sagte Marlene und ließ sich auf das Sofa fallen. Rebecca grinste, ihre Freundin hatte heute einen wahren Kampf gegen die Erdanziehungskraft geführt auf dem Eis und dabei leider des öfteren den kürzeren gezogen. „Ach was, Du hast das gut gemacht. Das Eis war einfach sehr glatt heute...lagen nicht umsonst lauter Leute drauf herum.“ Marlene schaute Rebecca belustigt an „danke, aber gib Dir keine Mühe. Die meisten, die da auf dem Eis lagen waren nicht älter als 10 Jahre...“ Sie krempelte ihre Hose hoch und klagte „sieh Dir das mal an, ich bin total gezeichnet und das ist nicht der einzige blaue Fleck...“ Rebecca setzte sich zu ihr, streichelte vorsichtig über die Stelle und küsste sie sanft „mein armer Schatz, wie kann ich das nur wieder gut machen?“ Marlene beugte sich zu ihr und raunte „also ich hätte da schon eine Idee...“, doch bevor sich ihre Lippen trafen klingelte es an der Tür. Die beiden sahen sich fragend an, dann stand Rebecca auf und sagte „nicht weglaufen, ich bin gleich wieder da und dann kümmere ich mich um Deine Verletzungen.“ Marlene lehnte sich zufrieden zurück und die junge Gräfin ging zur Tür. Sie wartete auf den Besucher, dessen Schritte bereits im Flur zu hören waren und ein paar Momente später sah sie sich der Frau gegenüber, die sie als Isabelle kennengelernt hatte. Einem ersten Impuls folgend, wollte Rebecca ihr die Tür vor der Nase zuknallen, aber die Frau war schneller und verhinderte dies, indem sie ihren Fuß dazwischen stellte. „Ich weiß, dass Du mich am liebsten nie wieder sehen willst. Aber ich möchte Dich trotzdem bitten mir ein paar Minuten zuzuhören, bitte Rebecca...“ Marlene hatte inzwischen bemerkt wer da vor der Tür stand und war hinter ihre Freundin getreten. Diese sagte abweisend „ich habe kein Interesse und jetzt nimm Deinen Fuß da weg und verschwinde.“ Marie blickte Marlene hilfesuchend an, doch die wusste nicht, ob es schlau war sich da einzumischen. Dann sagte Marie „Ich gehe erst, wenn Du mich angehört hast. Zur Not können wir dieses Gespräch auch hier an der Tür führen, mir ist es egal.“ Rebecca sah sie wütend an, dann spürte sie Marlenes Hand auf ihrem Rücken und nach einem weiteren Moment öffnete sie tatsächlich die Tür.


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:21 
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Post vom 09.12.12


Teil 40:

Die Frauen standen sich schweigend gegenüber, Rebeccas Körperhaltung zeigte ihre Abneigung, sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und war mehr als angespannt. „Ich lasse Euch dann mal alleine“ sagte Marlene, doch ihre Freundin hielt sie zurück „nein, bleib bitte hier. Es wird nicht lange dauern und außerdem kannst Du ruhig hören, was Isabelle...“, sie korrigierte sich und fügte etwas zynisch hinzu „oh entschuldige, ich meine natürlich, was MARIE zu sagen hat.“ Marlene spürte, dass es in Rebecca brodelte und so war es wahrscheinlich wirklich besser, wenn sie blieb. Marie schien sich inzwischen auch nicht mehr so sicher zu sein, wie noch vor ein paar Minuten, sie trat von einem Fuß auf den anderen, bis sie schließlich sagte „danke, dass Du mich anhörst. Mir ist klar, dass ich nicht einfach Entschuldigung sagen kann und alles ist wieder gut. Aber ich muss Dir einfach sagen, wie fürchterlich leid es mir tut. Niemals habe ich gewollt, dass es so weit kommt und erst recht habe ich nicht geahnt, wie weit David gehen würde...“ Rebecca konnte sich nicht länger zurück halten und fiel ihr gereizt ins Wort „ach so, na dann ist ja alles Bestens und wir können einen Tee zusammen trinken, Schwamm drüber und alles wieder auf Anfang? Hast Du Dir das so vorgestellt? Lass mich mal kurz überlegen...also erst machst Du mich im Auftrag von Deinem geisteskranken Bruder an und willst mich ins Bett kriegen, praktischer weise gerade zu einer Zeit, als es zwischen Marlene und mir gekriselt hat. Als das nicht funktioniert beschließt ihr einfach so zu tun, als hätte ich mich darauf eingelassen und Du behauptest im Beisein von Marlene, dass wir eine tolle Nacht zusammen verbracht haben. Als aber auch das nicht den gewünschten Erfolg einbringt, sorgt David mit seiner Lüge dafür, dass ich ins Gefängnis muss und Du als einzige Zeugin schweigst einfach und lässt mich wochenlang für etwas im Gefängnis sitzen, dass ich nicht getan habe. Und dann tauchst Du hier auf, guckst mich traurig an und glaubst ich verzeihe Dir, weil Du mir weismachen willst es täte Dir leid? Sag mal tickst Du noch ganz richtig? Hast Du auch nur die geringste Ahnung, was ich in den letzten Wochen durchgemacht habe? Was für eine beschissene Angst ich gehabt habe? Du kannst Dir Deine Entschuldigungen sonst wo hin stecken und jetzt mach das Du weg kommst, ich kann Dich nicht mehr sehen!“ Rebecca atmete schwer nach ihrem Gefühlsausbruch und auch Marlenes Versuche sie zu beruhigen brachten nicht viel. Marie sagte „alles was Du sagst ist wahr und Du hast alles Recht der Welt so zu reagieren, ich würde es an Deiner Stelle auch tun. Trotzdem sollst Du wissen, dass ich das niemals getan hätte, wenn ich nicht von meinen Bruder erpresst worden wäre. Du kannst es vielleicht nicht nachvollziehen, aber diese Sache kann verdammt weite Kreise ziehen und wenn es ganz schlimm läuft, bekomme ich mächtige Probleme mit den Leuten, bei denen ich noch immer Schulden habe. Die sehen es nämlich gar nicht gerne, wenn man mit so etwas hausieren geht. Das sind gefährliche Menschen Rebecca und die schrecken auch nicht vor Gewalt zurück, wenn es sein muss. Ohne diese Ängste hätte ich nicht mitgemacht bei Davids Plan, das musst Du mir bitte glauben. Als ich Dich damals an der Hotelbar ansprach und wir uns unterhielten, mochte ich Dich auf Anhieb und ich war sogar froh, dass Du nicht auf meine Avancen eingegangen bist...“ Rebecca schüttelte ungläubig den Kopf, sie konnte und wollte sich dieses Gerede einfach nicht länger anhören „natürlich, am Ende bist Du noch das arme Opfer und alle anderen sind die Bösen. Wer sagt überhaupt, dass diese rührselige Geschichte, die Du allen auftischst stimmt? Vielleicht suchst Du nur nach einem Weg möglichst unbeschadet aus der ganzen Sache raus zu kommen.“ Bevor Marie etwas entgegnen konnte, schaltete Marlene sich ein. Sie trat vor ihre Freundin und sprach mit ruhiger Stimme „ich weiß, dass es Dir schwer fällt ihr zu glauben und ich kann es verstehen. Aber Marie sagt die Wahrheit Rebecca und vielleicht sollten wir uns alle etwas beruhigen und versuchen in Ruhe darüber zu reden.“ Rebecca sah Marlene aus großen Augen an „soll das etwa heißen Du stellst Dich auf ihre Seite?“ Marlene sah das Entsetzen im Gesicht ihrer Freundin, sie ging noch einen Schritt auf sie zu, packte sanft ihre Schultern und sagte „nein, natürlich nicht. Es geht hier um keine Seite, sondern darum, dass es wichtig ist darüber zu reden. Marie hat schlimme Fehler gemacht, aber sie bereut es und sie hat geholfen David zu überführen. Sie hat sich gegen die Lügen entschieden und dafür viel riskiert. Ich will damit nicht sagen, dass es deshalb in Ordnung war, aber nicht jeder hätte am Ende den richtigen Weg gewählt. Sie hätte auch weiter schweigen können und es hätte möglicherweise nicht mal Konsequenzen gehabt...“ Rebecca entzog sich Marlenes Griff, Tränen deuteten sich in ihren braunen Augen an, als sie mit verletzter und wütender Stimme sagte „es ist sehr schön, dass Du so viel Verständnis für die Frau aufbringen kannst, die mit verantwortlich ist dafür, dass die letzten Wochen zu den schlimmsten meines Lebens gezählt haben. Anscheinend kannst Du ihr verzeihen, aber Du hast ja auch nicht hinter Gittern gesessen und wurdest behandelt wie eine Verbrecherin. Dir hat man nicht alle Rechte geraubt und Dich einfach weggesperrt. Wie kannst Du sie nur in Schutz nehmen und mir so in den Rücken fallen? Ich dachte, dass ich mich auf Dich verlassen kann Marlene. Du warst der Grund, dass ich nicht völlig durchgedreht bin in dieser Zeit, weil ich wusste, dass ich immer auf Dich zählen kann. Und jetzt sagst Du mir, dass Du sie verstehst? Ich fasse es nicht...“ Marie versuchte für Marlene in die Bresche zu springen „so hat sie das nicht gemeint Rebecca, Marlene wollte doch nur...“, aber weiter kam sie nicht, Marlene brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen und wandte sich wieder ihrer Freundin zu. Sie griff nach ihrer Hand „Du kannst Dich auf mich verlassen und das weißt Du auch. Aber seit Du aus dem Gefängnis zurück bist mauerst Du und weigerst Dich mit mir darüber zu sprechen. Ich spüre doch, wie schlecht es Dir geht und Dein Ausbruch zeigt mir, dass ich recht habe damit. Rebecca, ich will Dir doch nur helfen und möchte, dass Du eine Chance bekommst das alles zu verarbeiten. Und dazu gehört auch, dass Du Dich mit Marie auseinander setzt. Aber es ist anscheinend noch zu früh dafür, also lass uns...“ Rebecca schlug ihre Hand weg, sie war außer sich vor Wut und fühlte sich von ihrer Freundin im Stich gelassen „lass mich los, ich habe keine Lust mehr auf dieses Theater. Wenn es Dir so wichtig ist, dann kannst Du ja mit Deiner neuen Freundin hier reden. Ich wünsche Euch viel Spaß dabei.“ Sie drehte sich um, funkelte Marie böse an und sagte „und Du gehst mir besser aus dem Weg in Zukunft, verstanden? Ich will Dich nicht mehr sehen und verzeihen werde ich Dir auch nicht.“ Marlene wollte sie aufhalten, aber Rebecca war schneller und verschwand durch die Tür. „Verdammter Mist“ fluchte Marlene und schlug die Hände vor´s Gesicht. Marie war noch immer ganz benommen und wusste nicht, was sie zu Marlene sagen sollte. Wieder einmal fühlte sie sich schuldig, langsam schien das zur Gewohnheit zu werden „ich weiß nicht was ich sagen soll...es war offenbar keine gute Idee her zu kommen. Aber ich musste mich doch wenigstens entschuldigen bei ihr. Es tut mir leid Marlene, das letzte was ich wollte war, dass ihr Euch wegen mir streitet.“ Marlene sah sie mitgenommen an, auch sie wusste nichts zu sagen. Alles an was sie denken konnte war Rebecca und das ihre Freundin jetzt fürchterlich enttäuscht von ihr war. Warum bloß war alles so schief gelaufen, Marlene wollte doch genau das Gegenteil erreichen. Sie wollte, dass es Rebecca besser geht und nicht schlechter. Der Streit belastete sie schwer und sie fühlte sich schuldig, obwohl sie eigentlich nichts getan hatte. „Es ist besser wenn Du jetzt gehst. Ich denke nicht, dass Rebecca ihre Meinung so schnell ändert. Und ich werde mich ganz bestimmt kein zweites Mal mit ihr deswegen streiten.“


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