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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:21 
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Post vom 09.12.12

Teil 41:

Nach der Begegnung mit Marie und dem Streit mit Marlene war Rebecca einige Zeit ziellos durch die Gegend gelaufen. Als sie schließlich vor dem LCL Gebäude stand, führte ihr Weg sie fast automatisch zu Ricardo. Als er die Tür öffnete und sie sah, freute er sich sichtlich, aber als er merkte in was für einem Zustand sie war fragte er besorgt „Du liebe Güte Rebecca, was ist denn passiert?“ Statt einer Antwort fing sie an zu weinen und erst als Ricardo sie in seine Arme zog und beruhigend auf sie einredete, fing sie sich langsam wieder. Ricardo hatte ihnen einen Tee gemacht und irgendwann fing Rebecca an zu erzählen. Sie redete einfach drauf los, erzählte von der Zeit im Gefängnis, von ihrer Angst für Jahre eingesperrt zu sein, von ihrer Sehnsucht nach Marlene und sogar von den Drohungen und der damit verbundenen Panik. Nachdem sie ihm auch von Marie und dem eben erlebten Streit berichtet hatte, sagte sie traurig „kannst Du das verstehen? Ich nicht, obwohl ich es versuche, aber ich kann es einfach nicht. Marlene hat Mitleid mit dieser Frau und stellt sich vor sie...das hat wirklich weh getan und ich weiß nicht, ob ich ihr das so schnell verzeihen kann.“ Ricardo musterte seine Freundin besorgt, sie hatte viel mitgemacht in den letzten Wochen und war entsprechend verletzlich. Er sagte „ich kann verstehen, dass Du es so empfindest Rebecca. Du hast schreckliches erlebt und Marie hat ihren Teil dazu beigetragen. Aber ich habe auch Marlene erlebt in der Zeit als Du im Gefängnis warst. Ihr ging es auch sehr schlecht und sie hat Marie nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst, wenn ich an die Ohrfeige denke, die sie ihr im Krankenhaus verpasst hat. Außerdem hat sie alles versucht um sie zu finden und am Ende waren es vielleicht tatsächlich ihre Bemühungen, die Marie dazu veranlasst haben sich zu melden. Du solltest das was sie gesagt hat nicht nur als Mitleid für Marie ansehen, sondern mehr als Sorge um Dich. Wenn Du nicht mit ihr redest, wie soll sie dann wissen, was Du fühlst? Rede mit ihr Rebecca, so wie Du jetzt mit mir darüber geredet hast.“ Die junge Gräfin ließ die Schultern hängen, ihr war elendig zumute „kann schon sein...Ich weiß auch nicht was mit mir los ist, seit dieser Sache bin ich einfach etwas empfindlich. Ich würde das alles am liebsten vergessen und Marlene nicht auch noch damit belasten...“ Ricardo nickte, dann sagte er „aber genau das ist der falsche Weg. Du belastest Marlene mehr, wenn Du Dich verschließt, denn dann macht sie sich erst recht Sorgen. Teile Deine Sorgen mit ihr und Du wirst sehen, es geht Euch beiden besser danach.“ Rebecca wusste, dass er Recht hatte, aber es fiel ihr unglaublich schwer mit Marlene darüber zu reden, gerade weil sie wusste, wie sehr auch ihre Freundin in den letzten Wochen gelitten hatte. Sie schaute ihren Freund an und sagte "ich werde es versuchen."

Marie stand unschlüssig vor der Tür und wusste nicht, ob sie hinein gehen sollte oder nicht. Doch es war vielleicht das letzte Mal, dass sie die Gelegenheit hatte mit ihm zu sprechen. Er war immer noch ihr Bruder und sie musste sich wenigstens von ihm verabschieden. Sie holte noch einmal tief Luft, dann drückte sie die Türklinke runter und betrat das Krankenhauszimmer. David lag regungslos in seinem Bett und starrte an die Decke, auch ihre Anwesenheit änderte nichts daran. Nach ein paar Minuten des Schweigens fragte er mit kühler Stimme „was willst Du?“ Marie stellte sich an das Ende vom Bett und versuchte ihm in die Augen zu sehen, jedoch ohne Erfolg. „Ich wollte sehen, wie es Dir geht und ich möchte Dir lebe wohl sagen. Du wirst es mir vielleicht nicht glauben David, aber mir ist nicht egal was aus Dir wird, trotz allem was passiert ist. Du bist mein Bruder und ich weiß, dass da immer noch etwas von dem alten David in Dir ist. Aber Du brauchst dringend Hilfe und musst endlich einsehen, dass Du krank bist.“ Endlich drehte er seinen Kopf in ihre Richtung und sah sie an, doch es lag nichts versöhnliches in seinem Blick, als er sagte „Du kannst Dir die Heuchelei sparen Marie, es ändert nichts mehr. Du hast mich verraten und dafür wirst Du bezahlen. Ich habe unseren Eltern bereits die Wahrheit erzählt über ihr vorzeige Töchterchen und Du kannst Dir sicherlich vorstellen, wie sie reagiert haben.“ Seine Schwester war erstarrt, ungläubig schaute sie ihn an „das hast Du nicht wirklich getan...“ stammelte sie, doch er verzog keine Miene und erwiderte kalt „oh doch, das habe ich. Die Polizei war mehrfach hier und nachdem Du ihnen ja freundlicherweise meine privaten Unterlagen ausgehändigt hast, werde ich sobald es meine Gesundheit zulässt dem Haftrichter vorgeführt. Du hast Dich nicht an unsere Abmachung gehalten, also habe ich es auch nicht. Ich mag für unsere Eltern gestorben sein Marie, aber Du bist es jetzt definitiv auch. Tja, das Leben ist hart Schwesterherz und warum sollte nur ich das spüren.“ Marie war fassungslos, sie hatte gehofft es gäbe noch so etwas wie einen Funken Anstand in ihm, aber sie hatte sich getäuscht „Abmachung? Du nennst es eine Abmachung? Du hast mich erpresst David und Du hast einen unschuldigen Menschen ins Gefängnis gebracht. Und das alles nur, weil Du Dich krankhaft in etwas hinein gesteigert hast, was niemals existiert hat. Was hast Du davon, dass Du mein Leben zerstörst? Was habe ich Dir nur getan David, was?“ Er hatte den Blick wieder abgewandt und starrte erneut an die Decke, Marie wusste, dass es keinen Sinn mehr machte und wollte gerade gehen, als er sagte „Du wirst dafür bezahlen, Ihr alle werdet irgendwann dafür bezahlen.“ Sie schüttelte den Kopf und sagte „nein David, Du bist derjenige, der jetzt für all das bezahlen wird“, bevor sie sich umdrehte und das Zimmer verließ.

Rebecca war unterdessen wieder zu Hause angekommen, als sie die Wohnung betrat wartete Marlene bereits auf sie und kam sofort auf sie zu gelaufen. Sie blieb direkt vor ihr stehen und Rebecca konnte ihr die Verzweiflung förmlich im Gesicht ablesen. „Es tut mir leid“ sagte die junge Gräfin leise „ich wollte mich nicht mit Dir streiten...“ und ließ sich von Marlene in den Arm nehmen, die sehr erleichtert schien, als sie sagte „ich doch auch nicht.“ Als sie kurz darauf einander gegenüber am Tisch saßen und sich in die Augen sahen, war es Marlene, die zuerst das Wort ergriff „ich wollte Dir nicht das Gefühl geben, dass ich zu Marie halte und es tut mir leid, wenn ich Dich mit meinen Worten verletzt habe. Das wollte ich bestimmt nicht, alles was ich will ist bei Dir zu sein und Dich zu unterstützen. Du bist mein Ein und Alles Rebecca und es hat mich fast wahnsinnig gemacht in den letzten Wochen, dass ich Dir nicht helfen konnte. Und auch jetzt habe ich das Gefühl, dass ich nichts für Dich tun kann und das fühlt sich ganz schrecklich an...“ Sie schluckte und bemühte sich nicht zu weinen, doch es fiel ihr sichtbar schwer. Rebecca nahm ihre Hand und hielt sie fest, als sie sagte „das hast Du nicht, ich habe überreagiert...aber ich war einfach nicht vorbereitet auf die Begegnung mit Marie. Und was soll das heißen, Du konntest mir nicht helfen? Du hast mir die ganze Zeit über geholfen Marlene, ohne Dich und alles was Du in der Zeit getan hast, säße ich vielleicht immer noch im Gefängnis. Und seit ich wieder hier bin, zu Hause und bei Dir, geht es mir immer besser. Merkst Du denn gar nicht, wie gut Du mir tust? Das ich bislang noch nicht über die Zeit im Gefängnis gesprochen habe liegt nicht daran, dass ich Dir nicht vertraue Marlene. Es ist nur so schwer in Worte zu fassen und außerdem wollte ich Dich damit nicht auch noch belasten...“ Marlene nahm nun auch ihre andere Hand und legte diese in Rebeccas „mach Dir bitte keine Gedanken deswegen, Du belastest mich damit nicht. Wenn Du darüber reden möchtest, bin ich da und höre Dir zu.“ Ihre Freundin nickte und fing kurz darauf tatsächlich leise an zu erzählen „weißt Du, dass Schlimmste am Eingesperrt sein ist, dass man zu viel Zeit hat um nachzudenken. Den ganzen Tag lang geht man seinen trübsinnigen Gedanken nach und steigert sich in seine Ängste hinein, bis man kurz davor ist durchzudrehen. Manchmal habe ich geglaubt keine Luft mehr zu kriegen, ich bin dann regelrecht panisch geworden und wollte nur noch raus an die Luft, aber das ging nicht. Es ist fürchterlich beklemmend, überall diese Gitter, die hohen Mauern und geschlossene Türen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug laufen dort Gestalten herum, denen Du lieber nicht alleine begegnen möchtest. Natürlich sind nicht alle schwerst kriminell, aber Du weißt es eben nicht und kannst niemandem vertrauen. Wenn man zu Recht eingesperrt ist, weil man etwas verbrochen hat, dann kann man wenigstens sagen, dass man es verdient hat. Aber im Gefängnis zu sein zwischen lauter Verbrecherinnen und ausgelacht zu werden, wenn man sagt, dass man unschuldig ist, das ist furchtbar frustrierend...Und dann war da noch diese Insassin, die mitbekommen hat, dass ich eine Gräfin bin. Von da an war alles noch schlimmer, sie hat mich permanent belästigt, mich schikaniert und bedroht. Du kennst mich Marlene, ich lasse mir normalerweise nichts gefallen und bin nicht so schnell unter zu kriegen, aber im Knast ist einfach alles anders. Da ist man nichts und ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Angst..." An der Stelle brach ihre Stimme und sie konnte die Tränen nicht zurück halten, die ihr jetzt zahlreich über das Gesicht liefen. Marlene war aufgestanden, ging um den Tisch herum zu ihrer Freundin und nahm sie in den Arm. Bei Rebecca brachen jetzt alle Dämme, die ganze angestaute Angst und die Verzweiflung suchten sich ihren Weg. Marlene drückte sie fest an sich und flüsterte ihr immer wieder beruhigende Worte ins Ohr. Noch nie hatte sie Rebecca so verletzlich erlebt, der Kummer ihrer Freundin ging auch auf sie über und stille Tränen liefen über ihr Gesicht, während sie Rebecca sanft in ihren Armen wiegte.


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 09.08.2015, 12:21 


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:22 
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Post vom 09.12.12

Teil 42:

Einige Wochen später war weites gehend Normalität eingekehrt, Rebecca arbeitete wieder und auch Marlene hatte gut zu tun, denn das No Limits lief weiterhin sehr gut. Vor ein paar Tagen hatten sie sich nochmals mit Marie getroffen und auch dieses Mal gab es jede Menge Emotionen und Wut, aber Rebecca ging es danach besser. Sie konnte Marie zwar noch nicht verzeihen, aber sie kannte jetzt ihre ganze Geschichte und glaubte sie auch. Trotzdem wollte sie die Frau nicht wiedersehen und hatte darum gebeten sich zukünftig nicht mehr zu melden. Marie wirkte ehrlich enttäuscht und zu Marlenes Verwunderung ging es ihr ähnlich. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, aber aus irgend einem Grund mochte sie Marie und unter anderen Umständen wären sie wahrscheinlich Freunde geworden. Aber Marlene akzeptierte Rebeccas Entscheidung und konnte sie auch verstehen. Ein weiteres Ereignis stand in den nächsten Tagen an, denn dann würde David das Krankenhaus endlich verlassen und bis zum Prozess in Untersuchungshaft sitzen. Sein Vater hatte offenbar nicht länger Interesse daran ihn zu schützen und so konnte David seinen Kopf diesmal nicht aus der Schlinge ziehen und bekam endlich seine gerechte Strafe. Während sie all diesen Gedanken nachging, war Marlene gerade dabei die Post durchzugehen, als ihr Handy klingelte. Ein Blick aufs Display zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht, fröhlich nahm sie das Gespräch entgegen „hey Süße, schön das Du anrufst. Alles okay bei Dir?“ fragte sie und erhielt eine ebenso fröhliche Antwort „selber hey und ja, es ist alles bestens. Rate mal was ich gerade getan habe...ich gebe Dir sogar einen Tipp und verrate Dir, dass es nichts mit meiner Arbeit zu tun hat.“ Marlene musste schmunzeln „na das schränkt es natürlich enorm ein jetzt. Ich habe keine Ahnung...hast Du vielleicht gerade mein Weihnachtsgeschenk gekauft?“ fragte sie kokett. Rebecca lachte „knapp daneben, aber trotzdem gar nicht mal so schlecht. Wenn man es genau betrachtet ist es ein Geschenk für uns beide...“ sagte sie noch immer geheimnisvoll. Marlene fragte neugierig „jetzt mach es nicht so spannend, was hast Du ausgeheckt?“ Endlich erlöste ihre Freundin sie und sagte „erinnerst Du Dich noch an unser Gespräch von neulich bezüglich Silvester? Du meintest doch, dass Du diesen Jahreswechsel am liebsten weit weg von Düsseldorf erleben möchtest. Also dachte ich mir, nichts leichter als das und habe uns gerade zwei Tickets gebucht. Nach den Weihnachtsfeiertagen geht’s auf nach New York...natürlich nur wenn Du Lust hast.“ Marlene strahlte übers ganze Gesicht, als sie sagte „ob ich Lust habe? Was ist das denn bitte für eine Frage, natürlich habe ich die und wie! Endlich fliegen wir zusammen nach New York und ich sehe, wie und wo Du dort gelebt hast. Das wollten wir schon so lange machen und zu Silvester ist es einfach perfekt. Was für eine schöne Idee von Dir...Du bist einfach wunderbar, weißt Du das?“ Rebecca lächelte zufrieden „ich weiß nur, dass Du wunderbar bist und ich mir nichts schöneres vorstellen kann, als gemeinsam mit Dir in New York das neue Jahr zu beginnen. Das wird unglaublich und 2013 wird unser Jahr, das spüre ich einfach.“ Marlene sagte „jedes Jahr mit Dir ist besonders...aber ich bin ehrlich gesagt auch froh, wenn dieses endet. Sag mal, bleibt es dabei, dass wir uns später in der Stadt treffen?“ Rebecca nickte „ja bleibt dabei, es wird langsam Zeit, dass wir die Weihnachtsgeschenke besorgen. Ansonsten sehe ich uns schon am 24. Dezember beim Last-Minute Panik Geschenke Shoppen.“ Wieder musste Marlene lachen „stimmt, es wäre nicht das erste Mal...also dann bis nachher, ich freue mich auf Dich“ sagte sie und hauchte einen Luft Kuss ins Telefon. Rebecca tat es ihr gleich und sagte „ich freue mich auch, bis später Süße.“

Gegen Nachmittag und als sie ihre Arbeit für den Tag erledigt hatte, saß Marlene an der Bar und blätterte in einer Zeitschrift. „Hallo Marlene...“ sagte jemand hinter ihr und als sie sich umdrehte blickte sie in das hübsche Gesicht von Marie. Etwas überrascht von ihrem Auftauchen wusste Marlene nichts zu sagen. Marie sagte „ich war gerade in der Gegend und da dachte ich, schaue ich mal kurz vorbei um zu gucken wie es Euch geht. Ist das in Ordnung für Dich, oder soll ich wieder gehen?“ Marlene musterte die Frau, die vor ihr stand genau, sie sah ziemlich mitgenommen aus und wirkte irgendwie zerstreut. Sie brachte es nicht fertig sie weg zu schicken, also sagte sie „willst Du vielleicht einen Kaffee trinken?“ Marie lächelte sie dankbar an „Kaffee wäre super, am besten extra stark“ sagte sie und setzte sich neben Marlene. Diese gab die Bestellung an Josie weiter und sagte an Marie gewandt „Kaffee kommt gleich. Dir geht’s nicht besonders, oder? Du siehst ziemlich fertig aus.“ Die andere schüttelte leicht den Kopf „es ist nicht leicht, aber das war es in den letzten Jahren nie. Das sich meine Eltern jetzt von mir abgewendet haben, macht es nicht unbedingt einfacher.“ Marlene fragte „David hat ihnen also alles erzählt?“ und Marie nickte. „Er ist wirklich noch viel mieser, als ich gedacht habe. Und Deine Eltern...ehrlich gesagt verstehe ich es nicht, man lässt doch sein Kind nicht einfach so fallen“ sagte sie und schaute die Frau neben ihr mitfühlend an. Marie winkte ab „ich habe gewusst, dass es so kommen würden, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. Kann man nichts machen, sie sind wie sie sind und der gute Ruf steht eben über allem, das war schon immer so. Wie geht es eigentlich Rebecca? Hat sie sich einigermaßen erholt von den ganzen Strapazen?“ Marlene spürte wie alleine Marie war, aber auch, dass sie offenbar ein ehrliches Interesse daran hatte zu erfahren, wie es ihnen ging und so sagte sie „es geht ihr schon sehr viel besser, sie hat noch ab und zu schlechte Träume, aber sie arbeitet wieder und Ende des Jahres fliegen wir zusammen nach New York. Gleich treffen wir uns in der Stadt um Weihnachtgeschenke einzukaufen, wir sind mal wieder spät dran...“ Marie schaute sie fragend an „wie kommt es eigentlich, dass Du nach allem was wahr noch so nett zu mir bist? Dabei hättest Du Grund genug mich genauso zu hassen, wie Rebecca.“ Marlene sagte „Rebecca hasst Dich nicht...und was mich angeht, ich finde jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient, wenn er ehrlich versucht sich zu ändern“ Sie schaute auf ihre Uhr „ich muss jetzt los, in einer halben Stunde treffe ich Rebecca in der Stadt. Ich kann Dir nichts versprechen Marie, aber ich werde noch mal mit Rebecca reden. Vielleicht ändert sie ihre Meinung und ist noch einmal zu einem Gespräch bereit.“ Marie stand ebenfalls auf, sie lächelte zaghaft und sagte „danke Marlene. Ich wünschte mir wirklich, dass ich die Zeit zurück drehen könnte. Ihr zwei seit tolle Menschen und ich wünsche Euch von Herzen alles Gute.“ Die beiden Frauen verabschiedeten sich und jede ging danach ihren Weg. Auch Rebecca hatte in der Zwischenzeit das LCL Gebäude verlassen und machte sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt.

...schon die ganze Zeit hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden, alle paar Sekunden sah sie sich um, es war inzwischen schon dunkel geworden und das Parkhaus kam ihr in diesem Moment furchtbar unheimlich vor. Es war zwar voll bis obenhin, aber irgendwie schien gerade keine Menschenseele hier zu sein, außer ihr. Sie hörte ein Geräusch und drehte sich ruckartig um, alle ihre Sinne waren geschärft und sie hörte ihr eigenes Herz schlagen. Doch es war niemand zu sehen, oder zu hören. Sie schüttelte den Kopf und musste über sich selbst lachen, dann beschleunigte sie ihren Gang, um möglichst schnell aus dem Parkhaus zu gelangen...

...„das macht dann 18 €“ sagte der Taxifahrer und nahm den Geldschein entgegen, den sein Fahrgast ihm reichte. „Stimmt so, danke“ sagte sie, öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie noch nicht zu spät war und so machte sie sich langsam auf den Weg. Die Straßen waren voll und auch in den Geschäften herrschte reges Treiben, der ganz normale Trubel vor Weihnachten dachte sie und lief die dunkle Straße entlang, um sich ebenfalls in die Menschenmassen zu stürzen. Doch dann hörte sie plötzlich ein leises Knacken hinter sich...

...„meine Güte, wo ist denn dieses verdammte Ding“ fluchte sie leise und wühlte in ihrer Handtasche auf der Suche nach ihrem Handy, das bereits eine ganze Weile klingelte. Als sie es endlich gefunden hatte sagte sie ein wenig abgehetzt „ja, bitte...?“ Sie lauschte der bekannten Stimme und innerhalb von Sekunden wich ihr sämtliche Farbe aus dem Gesicht. „Oh mein Gott...“ war das einzige, was sie in diesem Moment hervor brachte...


Unterdessen wartete eine der Frauen bereits am vereinbarten Treffpunkt, während die andere noch auf sich warten ließ. Sie griff zum Telefon und wählte die Nummer ihrer Freundin, doch sie erreichte sie nicht. Dann spürte sie eine Hand auf der Schulter und in dem Glauben es wäre ihre Freundin, drehte sie sich um. „Was machst Du denn hier?“ fragte sie irritiert und Marie sagte aufgewühlt „die Polizei hat mich gerade angerufen....David ist aus dem Krankenhaus verschwunden und keiner weiß, wo er ist.“


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:23 
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Post vom 11.12.12


Teil 43:

Marie beruhigte sich etwas, als sie sah, dass es ihrem Gegenüber gut ging „David ist wahrscheinlich auf der Flucht, aber für einen kurzen Moment hatte ich Angst, dass er die Gelegenheit vielleicht nutzt, um Euch aufzusuchen...“ Langsam begriff die andere Frau und als ihr bewusst wurde, was das bedeutete sagte sie mit ängstlicher Stimme „sie ist immer noch nicht da und auf dem Handy kann ich sie nicht erreichen...“ Marie sah die Panik, die in ihr aufkam und versuchte sie zu beruhigen „hey, jetzt mach Dich nicht verrückt. Ich habe Marlene vorhin noch gesehen, sie hat sich ein Taxi gerufen und kommt bestimmt jeden Moment.“ Rebecca schien das nicht wirklich zu beruhigen „und warum geht sie dann nicht an ihr Handy? Sie ist schon zwanzig Minuten zu spät. Normalerweise hätte sie sich längst bei mir gemeldet...“ sagte sie aufgeregt und fragte Marie panisch „glaubst Du David wäre in der Lage ihr etwas anzutun?“ Auch Marie bekam jetzt Angst, versuchte aber ruhig zu bleiben „nein, das kann ich mir nicht vorstellen. David mag ja fanatisch sein, aber er würde Marlene doch nichts antun. Versuch noch mal sie anzurufen, vielleicht hört sie ihr Handy einfach nicht bei dem Trubel.“ Rebecca tat wie geheißen, doch egal wie oft sie es versuchte, Marlene ging einfach nicht dran. Marie wurde die Sache zu heiß „ich rufe Kommissar Kramer an, sicher ist sicher“ sagte sie und hatte ihn keine zwei Minuten später am Telefon. Als sie auflegte sagte sie „wir sollen sofort aufs Präsidium kommen. Er nimmt sie Sache sehr ernst und hält es für möglich, dass David sich zu einer Verzweiflungstat hinreißen lassen könnte.“ Rebecca hatte aufgehört unruhig hin und her zu laufen, sie war jetzt völlig außer sich und schrie Marie an „was soll das heißen Verzweiflungstat? Du hast doch gerade noch gesagt, dass er ihr niemals etwas tun würde! Wenn er Marlene auch nur ein Haar krümmt, dann bringe ich ihn um! Hörst Du, ich bringe diesen kranken Mistkerl um!“ Marie ging zu ihr und wollte sie beruhigen, aber Rebecca schlug um sich und nur mit Mühe gelang es Marie ihre Hände zu fassen und sie an sich zu drücken „er wird ihr nichts tun, das verspreche ich Dir, wir werden sie vorher finden“ sagte sie und hielt die junge Gräfin fest. „Bist Du mit dem Auto hier?“ fragte sie, als Rebecca sich ein wenig beruhigt hatte und als diese nickte sagte sie „zeig mir wo Du geparkt hast, dann fahre ich uns zum Präsidium.“

Eine Stunde später gab es noch immer kein Lebenszeichen von Marlene und egal wen sie anriefen, niemand hatte sie gesehen, oder etwas von ihr gehört. Marlenes Eltern kamen in diesem Moment aufs Präsidium und stürmten direkt auf Rebecca zu „gibt es schon was Neues?“ fragte Thomas voller Hoffnung. Rebecca konnte nur den Kopf schütteln und sagte weinend „die Polizei ist sich inzwischen sicher, dass David sie entführt hat...sie haben eine Fahndung nach ihm rausgegeben und auch ein Bild von Marlene...“ Wieder wurde sie von einem Weinkrampf überfallen, Victoria und Thomas setzten sich neben sie und versuchten sie zu trösten, obwohl ihre eigene Angst sie fast umbrachte. Marie beobachtete die Szene und merkte einmal mehr, wie wichtig eine Familie doch wahr. Sie hatte niemals eine richtige Familie gehabt und jetzt war ausgerechnet ihr Bruder dabei eine glückliche Familie ins Unglück zu stürzen. Thomas schaute ihr plötzlich direkt in die Augen und sie dachte schon er würde sie jetzt fertig machen, aber statt dessen fragte er „glauben Sie, dass er meiner Tochter etwas antut? Sie kennen ihn von uns allen doch am besten...Oder haben sie irgendeine Idee, wo er sich versteckt halten könnte?“ Die Verzweiflung in seiner Stimme brach ihr fast das Herz, wie gerne würde sie ihm etwas aufmunterndes sagen, aber sie konnte es nicht „ich will Sie nicht belügen...ich habe schon längst jede Verbindung zu meinem Bruder verloren und inzwischen kann ich nicht mehr einschätzen zu was er fähig ist. Aber wirklich vorstellen, dass er Marlene ernsthaft schaden würde, kann ich mir nicht. Und was sein Versteck angeht habe ich auch keine Idee, ich überlege schon die ganze Zeit, aber die Polizei hat bereits überall nachgesehen. Er muss noch in Düsseldorf sein, eine Chance zusammen mit Marlene unbemerkt hier weg zu kommen hatte er nicht.“ Victoria sagte leise "warum Marlene? Sie hat doch nun wirklich schon genug mitgemacht...Wenn dieser Mann ihr zu nahe kommt..." sie konnte nicht weiter sprechen, ihre Gefühle übermannten sie und Thomas nahm seine Frau in den Arm. "Denk nicht mal daran mein Schatz, das wird er sich nicht wagen...und wenn doch...ich schwöre bei Gott, diesmal würde mich niemand mehr abhalten können..." Er sprach es nicht aus, doch alle wussten was gemeint war. Nur Marie schaute unsicher drein, sie wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Victoria merkte es und sagte traurig "Marlene wurde vor ein paar Jahren vergewaltigt..." Marie war sprachlos, Rebecca sprang von ihrem Stuhl auf und sagte wütend "hört auf damit, ich will das nicht hören verdammt noch mal!" und rannte aus dem Gebäude. Marie folgte ihr, während die Wolfs zurück blieben und beschlossen, dass sie ihre zwei anderen Töchter informieren mussten.

Rebecca hatte sich draußen auf die Stufen gesetzt und versuchte irgendwie gegen die unbändige Angst anzukämpfen, die sich mehr und mehr in ihr ausbreitete. Marie kam raus und setzte sich schweigend neben sie. „Ich dachte die Zeit im Gefängnis war das Schlimmste was mir passieren konnte und das ich nie wieder in meinem Leben eine solche Angst verspüren würde. Aber das alles ist nichts im Vergleich zu der Angst, die ich jetzt habe. Marlene ist mein Leben, ohne sie bin ich nicht komplett und der Gedanke sie zu verlieren ist so unerträglich, dass es mir die Luft raubt. Und das einzige was ich tun kann ist abzuwarten und zu hoffen...Wenn die Polizei sie nicht bald findet werde ich verrückt...ich ertrage das einfach nicht.“ Rebecca sah sie an, Tränen liefen ihr ununterbrochen über die Wangen und Marie konnte nicht anders, als sie ihr vorsichtig mit der Hand wegzuwischen. „Sie wird zu Dir zurück kommen Rebecca, Du musst einfach ganz fest daran glauben. Okay?“ sagte sie mit entschlossener Stimme und zu ihrer eigenen Verwunderung ließ Rebecca es zu, dass sie sie in den Arm nahm. In ihren Gedanken verfluchte sie David und schickte ein Gebet gen Himmel, dass er nicht völlig durchdrehen würde. Sie musste irgendwie Kontakt zu ihm aufnehmen, aber sie wusste einfach nicht wie.


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:23 
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Post vom 11.12.12


Teil 44:

Marlene war inzwischen wieder zu sich gekommen, sie saß auf einem Stuhl, ihre Hände und Füße waren gefesselt. Der Raum in dem sie sich befand war dunkel und hatte kein Fenster, aber dafür eine große Glasscheibe auf der einen Seite. Sie blinzelte und versuchte etwas zu erkennen, es schien sich um eine Art altes Ton - oder Musikstudio zu handeln. Marlene war noch benommen von dem Chloroform, dass benutzt worden war um sie zu betäuben, doch ihre Gedanken wurden immer klarer. Und dann kam die Gewissheit und sie wusste wer sie hier her verschleppt hatte, aber was hatte David mit ihr vor? Warum saß er nicht längst im Gefängnis und was versprach er sich von dieser Aktion. Marlene wurde übel, schon wieder befand sie sich in der Gewalt eines Mannes und war seiner Willkür ausgesetzt. Schlimme Erinnerungen an Alexander und die Vergewaltigung kamen in ihr auf und mit ihnen kam die Angst erneut Opfer körperlicher und seelischer Gewalt zu sein. Marlene schüttelte den Kopf, egal was David vorhatte, sie würde nicht noch einmal zulassen, dass ihr das jemand antat. Eher würde sie sterben bei dem Versuch zu entkommen. Sie versuchte ihre Hände und Füße zu bewegen, um die Bänder zu lockern, aber sie waren zu fest und gaben nicht nach. Frustriert stöhnte Marlene auf, ihr blieb nichts anderes übrig als abzuwarten. Sie musste warten auf den Mann, der offenbar keine Grenzen mehr kannte und für den es nicht mehr viel zu verlieren gab. Sie schloss die Augen und versuchte ihre Panik zu kontrollieren, sie dachte an Rebecca, an ihre braunen Augen, die ihr immer das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit gaben. Marlene fing an zu beten, sie betete darum, dass sie diese Augen bald wieder sehen würde. In diesem Moment ging die Tür auf, ein breiter Lichtstrahl erhellte den Raum und blendete Marlene. Als sie wieder sehen konnte schaute sie direkt in sein Gesicht „hallo Marlene, ich dachte Du möchtest vielleicht etwas trinken“ sagte David und kam mit einer Flasche Wasser auf sie zu.

„Nein, Ihr könnt im Moment ohnehin nichts tun....ich bin nicht alleine...ja, ich rufe sofort an, wenn es was Neues gibt...danke Papa, mach´s gut“ sagte Rebecca und legte ihr Handy auf den Tisch. Ihre Familie wollte vorbei kommen, um ihr beizustehen, aber die junge Gräfin konnte es nicht ertragen, sie war auch so schon nervös genug. Rebecca setzte sich an die Küchentheke und vergrub ihr Gesicht in den Händen, sie hatte in den letzten Stunden so viel geweint, dass ihr die Tränen ausgegangen waren. Ricardo war vorhin vorbei gekommen und hatte ihr etwas zur Beruhigung gegeben, vielleicht war auch das der Grund für ihre plötzliche Ruhe und für die Müdigkeit, die jetzt in ihr aufkam. Doch an Schlaf war nicht zu denken, wie sollte sie schlafen, solange sie nicht wusste, wo Marlene war und ob es ihr gut ging. Marie stellte eine Tasse heißen Tee vor ihr ab und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch „wenn ich lieber gehen soll, dann musst Du es sagen. Allerdings würde ich Dich nur sehr ungern alleine lassen...“ sagte die Blonde und schaute Rebecca mit ihren grünen Augen besorgt an. Ohne darüber nachzudenken sagte Rebecca „nein, ist schon okay. Es klingt vielleicht merkwürdig, aber im Moment bist Du die einzige, die mich nicht verrückt macht. Marlenes Familie dreht selbst durch vor lauter Angst und meine Familie ist in solchen Situationen eher anstrengend....das ist nicht böse gemeint, aber Du strahlst irgendwie so eine Ruhe aus und das hilft mir gerade mehr, als lauter aufgebrachte Menschen um mich herum.“ Marie nickte „das kann ich verstehen und ich bin froh, wenn ich Dir helfen kann. Manchmal geht das Leben schon merkwürdige Wege...ich wünschte nur, dass ich mehr tun könnte.“ Bevor Rebecca etwas erwidern konnte, klingelte Maries Telefon und beide Frauen zuckten zusammen. Sie ging dran, ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, aber sie sprach nicht, sondern hörte nur zu was man ihr sagte. Ohne ein einziges Wort gesagt zu haben, legte sie auf und Rebecca hatte den Eindruck, als wäre sie deutlich blasser, als noch vor wenigen Minuten. „Was ist los, schlechte Nachrichten?“ fragte die Gräfin und bekam eine ausweichende Antwort „ist nicht so wichtig, aber ich muss mal kurz weg. Kommst Du einen Moment alleine klar?“ Rebecca nickte und schaute Marie irritiert nach, als diese fast schon fluchtartig die Wohnung verließ.

Marlene drehte ihren Kopf weg, als David ihr die Flasche an den Mund führen wollte „komm schon Marlene, Du musst doch was trinken“ sagte er fast schon flehend. Sie sah ihn an und sagte „was willst Du von mir David? Sag es einfach und hör auf Dich hier wie ein Samariter aufzuführen.“ Er sah sie überrascht an „ich will mit Dir zusammen glücklich sein Marlene. Leider stand Rebecca uns die ganze Zeit im Weg und deshalb musste ich mir etwas einfallen lassen. Aber ab jetzt wird alles besser, Du wirst sehen“ sagte er und wollte ihr Gesicht berühren, doch sie drehte sich erneut weg. Als er ihre Angst sah sagte er „fürchtest Du Dich etwa vor mir? Aber das musst Du nicht Marlene, ich würde Dir niemals wehtun. Ich liebe Dich doch...“ Sie schaute ihn an und zum ersten Mal glaubte sie den Wahnsinn in seinen Augen zu erkennen „das kann doch nicht Dein Ernst sein David, natürlich habe ich Angst. Du redest hier von Liebe und vom glücklich sein und gleichzeitig hältst Du mich gegen meinen Willen fest und fesselst mich an einen Stuhl. Komm bitte endlich zu Dir David, das ist keine Liebe, sondern blanker Wahnsinn. Du musst damit aufhören und mich gehen lassen, sonst wird das alles noch ganz tragisch enden. Bitte David, bitte sei doch vernünftig...“ Er wirkte bedrückt als er sagte „ich bin nicht krank und ich werde Dich zu nichts zwingen, was Du nicht willst. Und wenn Du mir versprichst, dass Du keinen Blödsinn machst, dann binde ich Dich los. Aber Du darfst nicht versuchen abzuhauen, okay?“ Marlene überlegte kurz und nickte dann, sie würde sich gut stellen mit ihm und dann auf eine Gelegenheit warten zu flüchten. David lächelte sie an und begann tatsächlich die Fesseln zu lösen, als er fertig war sagte er „siehst Du, Du kannst mir vertrauen Marlene“ und wollte sie in den Arm nehmen. Marlene machte ein paar Schritte zurück, doch als sie seinen verärgerten Gesichtsausdruck sah sagte sie schnell „danke David, das ist sehr nett von Dir. Meinst Du, Du könntest uns etwas zu Essen besorgen? Ich bin ziemlich hungrig...“ Er schien besänftigt, denn er lächelte wieder und sagte „ja natürlich kann ich das. Ich besorge schnell etwas und bin dann gleich wieder bei Dir.“ Als sie ihn ebenfalls anlächelte war er zufrieden und als er ging, machte er sogar ein Licht an, damit es nicht so dunkel war. Marlene atmete erleichtert aus, ihre Situation war zwar noch immer brenzlig, aber immerhin nicht mehr ganz hoffnungslos. Sie musste David um den Finger wickeln und zum Schein auf seinen Irrsinn eingehen. Es würde sie viel schauspielerisches Talent und Überwindung kosten, aber es war ihre einzige Chance hier raus zu kommen.


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:24 
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Teil 45:


Der Griff um ihr Handgelenk wurde immer fester und Marie musste sich zusammenreißen, um nicht zu schreien. Der kräftig gebaute Mann starrte sie finster an „Du bist bereits mit zwei Raten im Rückstand, anscheinend ist Dir der Ernst der Lage nicht ganz klar. Ich dachte Du wüsstest inzwischen was passiert, wenn mein Auftraggeber sein Geld nicht pünktlich bekommt. Oder muss ich es noch einmal verdeutlichen?“ fragte er bedrohlich. Sie schüttelte den Kopf „ich weiß es, aber in den letzten Wochen ist einiges schief gelaufen und deshalb habe ich einen Engpass. In ein paar Tagen bekommt er sein Geld, versprochen.“ Der Blick des Mannes war so kalt, dass Marie fast das Blut in den Adern gefror, sie wusste, dass sie sich auf extrem dünnen Eis bewegte, aber sie hatte das Geld einfach nicht. Er umfasste ihr Handgelenk mit seiner Pranke noch fester, als er sagte „Du hast noch genau fünf Tage, wenn Du dann nicht zahlst, wirst Du es bitter bereuen. Ich an Deiner Stelle würde es nicht darauf ankommen lassen. Es wäre wirklich schade um Dein hübsches Gesicht.“ Endlich ließ er von ihr ab und verschwand, Marie schluckte schwer und fasste sich an ihr schmerzendes Handgelenk. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wo sie in fünf Tagen so viel Geld hernehmen sollte und so lange Marlene noch in der Gewalt von David war konnte sie unmöglich hier weg. Sie schüttelte den Kopf, es war naiv gewesen zu glauben, dass sie es tatsächlich schaffen würde aus diesem Teufelskreis heraus zu kommen.

Rebecca lag zusammengerollt auf dem Sofa, sie hatte Marlenes Pullover an sich gedrückt, den ihre Freundin gestern getragen hatte und vergrub ihr Gesicht darin. Es war inzwischen sehr spät geworden, doch Rebecca konnte einfach nicht schlafen, zu groß war die Angst und die Sorge um Marlene. Auch Marie war noch nicht zurück gekehrt und ein ungutes Gefühl beschlich Rebecca. Vielleicht kommt sie gar nicht wieder, dachte die junge Gräfin gerade, als ihr Handy signalisierte, dass sie eine SMS erhalten hatte. Schwermütig erhob sie sich und ging in die Küche, das Handy lag dort auf der Theke. Als sie sah von wem die Nachricht war, blieb ihr fast das Herz stehen, die SMS kam von Marlene. Mit zitteriger Hand öffnete sie die Nachricht in der stand:

Ich beginne ein neues Leben ohne Dich. Warte nicht auf mich, denn ich werde nicht zurück kehren. Mein Herz gehört jetzt jemand anderem. Lebe wohl, Marlene.

Rebecca starrte auf die Worte von denen sie genau wusste, dass sie nicht von Marlene stammten. Es war eine Provokation von David, er wollte ihr zu verstehen geben, dass sie verloren hatte. Eine unbändige Wut überkam die junge Gräfin, ihr ganzer Körper spannte sich an und als sie versuchte anzurufen wunderte sie sich nicht, dass die Mailbox dran ging. Dann hörte sie plötzlich Marlenes Stimme, die fröhlich mitteile, dass sie im Moment nicht zu erreichen war und das gab ihr den Rest. Sie schleuderte das Telefon weg und als nächstes räumte sie alles ab, was auf der Küchentheke stand. Marie hörte den Lärm bereits als sie vor der Tür stand und als sie dann auch noch hörte, dass Rebecca schrie suchte sie hektisch nach dem passenden Schlüssel. Sie hatte sich vorhin beim raus gehen einfach einen Schlüsselbund gegriffen, der neben der Tür hing und probierte nun einen nach dem anderen aus, bis die Tür sich endlich öffnen ließ. Als sie in die Wohnung kam rannte sie sofort zu Rebecca um sie davon abzuhalten noch weitere Gegenstände durch die Luft zu werfen, doch Rebecca wehrte sie ab schrie sie an „lass mich in Ruhe und verschwinde! Du und Dein verdammter Bruder, ihr seid an allem schuld, ich hasse Euch!“ Doch Marie ließ sich von ihrem Wutausbruch nicht beeindrucken, sie war inzwischen einiges gewohnt und ging vorsichtig auf Rebecca zu „beruhige Dich bitte...was ist passiert?“ fragte sie und griff nach Rebeccas Arm. Die schlug ihre Hand weg „warum haust Du nicht einfach ab?“ schrie sie Marie erneut an. Aber sie tat es nicht, sie hielt sich das verletzte Handgelenk und verzog kurz das Gesicht, dann packte sie Rebecca auf einmal mit beiden Armen und sagte laut „weil ich Dich damit nicht alleine lassen werde, ganz egal wie laut Du noch schreist, verstanden? Ich werde nicht gehen Rebecca, erst wenn Marlene wieder zurück ist und jetzt beruhigst Du Dich bitte und erzählst mir was los ist, okay?“ Offenbar war sie zu ihr durchgedrungen, denn Rebecca hatte endlich aufgehört sich zu wehren und sagte leise „er hat mir geschrieben in ihrem Namen und gesagt, dass ich sie nie wieder sehen werde...und ich habe Angst, dass er es wahr macht Marie...“ Sie fing an zu weinen und auch wenn Marie nicht verstand, was genau sie damit meinte, nahm sie Rebecca in den Arm und hielt sie einfach nur fest.

Nachdem Rebecca sich wieder gefangen hatte, erzählte sie Marie noch einmal in Ruhe von der SMS und jetzt verstand die Blonde auch, weshalb sie so ausgerastet war. Ihr Bruder war noch viel grausamer und kranker, als sie dachte und das bereitete ihr zunehmend Sorgen. In Gedanken versunken griff sie sich wieder ans Handgelenk und Rebecca fragte „hast Du Dich verletzt?“ Marie sah sie überrascht an, dann nahm sie schnell ihre Hand weg und sagte „hm, ist aber halb so wild. Wir sollten vielleicht Kommissar Kramer von der SMS erzählen, oder was meinst Du?“ Rebecca zuckte die Schultern „wozu? Es wird die Polizei nicht weiter bringen und das Handy ist jetzt aus“ sagte sie, griff dann nach Maries Arm und schob den Ärmel nach oben. Dunkle Flecken zierten ihr zartes Handgelenk „wer war das?“ fragte Rebecca, doch Marie zog ihren Arm weg und wiegelte ab „das ist jetzt nicht wichtig und es ist nicht Dein Problem.“ Die beiden schwiegen sich einige Minuten an, dann stand Marie auf und sagte „ich besorge uns mal eine Kleinigkeit zu essen, wenn wir umkippen hilft das schließlich auch niemandem weiter.“ Sie nahm sich ihre Handtasche und ging zur Tür, doch bevor sie hinaus ging sagte Rebecca „danke“, Marie drehte sich noch einmal um, lächelte sie aufmunternd an und ging dann hinaus. Unterwegs fiel ihr ein, dass sie gar nicht wusste, was Rebecca gerne mochte. Sie entschied sich einfach Pizza zu besorgen, sie kannte keinen Menschen, der das nicht mochte und hoffte einfach, dass sie damit richtig lag. Sie war schon ein ganzes Stück gefahren, als sie endlich eine Pizzeria fand und beschloss auch direkt dort etwas zu besorgen. Zwanzig Minuten später kam sie mit dem Essen wieder raus und wollte gerade ins Auto steigen, als ein Mann ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Marie glaubte sich täuschen zu müssen, doch als sie erneut hinsah, war sie sich sicher: Es war David! Sofort war ihr Puls auf 180, sie schmiss das Essen ins Auto, schloss ab und nahm vorsichtig die Verfolgung auf. David hatte einen schnellen Schritt drauf, sie hatte Mühe ihm zu folgen, ohne das es auffiel, doch die Dunkelheit gab ihr etwas Schutz. Er führte sie in eine äußerst abgelegene und unheimliche Gegend, dann schien er am Ziel angekommen zu sein, denn er drehte sich prüfend um, bevor er in dem kleinen Gebäude verschwand. Maries Herz klopfte ihr bis zum Hals, ob Marlene in diesem Gebäude war? Sie schlich sich noch näher heran in der Hoffnung etwas erkennen zu können und fragte sich was sie als nächstes tun sollte.


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:25 
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Teil 46:

David betrat den kleinen Raum und sah Marlene skeptisch an „dafür das Du so hungrig warst, hast Du aber nicht sehr viel gegessen“ sagte er leicht angesäuert. Sie schaute ihn unschuldig an und sagte dann betont leidend „es tut mir leid, aber mir ist auf einmal so schlecht geworden...anscheinend ist mir irgendetwas nicht gut bekommen.“ Er legte die kleine Reisetasche ab, zog seine Jacke aus und kniete sich vor sie hin „Du wirst mir aber nicht krank jetzt, oder? Das können wir im Moment gar nicht gebrauchen“ sagte er und legte ihr seine Hand auf die Stirn. Marlene unterdrückte mit aller Macht den Impuls seine Hand wegzuschlagen, sie durfte ihn auf keinen Fall misstrauisch machen. Also versuchte sie ihn abzulenken „was hast Du denn da drin?“ fragte sie und zeigte auf die Tasche. Er ließ von ihr ab und sagte stolz „ich habe uns Geld besorgt, dass ich in einem Schließfach hatte. Wir werden es brauchen um hier weg zu kommen und irgendwo neu anzufangen.“ Marlene wurde blass, ihr lief die Zeit davon „aber Du willst doch nicht sofort los, oder? Mir geht es wirklich nicht gut und außerdem bin ich schrecklich müde...“ David sah sie forschend an, eigentlich wollte er in der Tat heute Nacht noch abhauen, aber als er ihren flehenden Blick sah, konnte er nicht anders, also sagte er „also schön, wir warten bis morgen früh. Ich will schließlich nicht, dass Du mir umkippst. Aber dann müssen wir hier weg.“ Marlene versuchte sich ihre Unruhe nicht anmerken zu lassen, doch als er sich plötzlich neben sie setzte und sagte „wir sollten jetzt schlafen, morgen wird ein anstrengender Tag und es ist wichtig das wir fit sind.“ Er legte sich hin, zog sie mit sich nach unten und als er den Arm um sie legte, war Marlene kurz davor durchzudrehen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie seine Nähe ertragen sollte und hoffte einfach nur, dass er schnell einschlafen würde.

Marie stand noch immer vor dem Gebäude und suchte nach einem Weg hinein zu gelangen. Sie fand ein recht marodes Fenster, doch bevor sie versuchte es zu öffnen, griff sie nach ihrem Handy und schrieb eine Nachricht an Rebecca, in der sie ihr ihren genauen Aufenthaltsort mitteilte. Sie schüttelte den Kopf, was sie hier tat war gefährlich und sie sollte besser direkt die Polizei informieren. Ihr Akku war kurz davor den Geist aufzugeben, aber für einen kurzen Anruf würde es noch reichen. Sie wollte gerade wählen, als sie das Geschrei aus dem inneren des Gebäudes hörte. Jetzt fackelte Marie nicht mehr lange, sie griff nach einem größeren Stein, der auf dem Boden lag und schmiss ihn mit voller Wucht gegen das Fenster, dass klirrend zu Bruch ging. Sie entfernte sie übrigen Scherben und kletterte hindurch. Ihr war klar, dass David den Krach gehört haben musste und als sie erneut nach ihrem Telefon greifen wollte, stellte sie schockiert fest, dass sie es verloren hatte. Es war auf einmal sehr still, eine Gänsehaut machte sich auf ihrem gesamten Körper breit, aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie ging den schmalen Gang entlang, es war dunkel hier und alles schien alt und runtergekommen zu sein. Dann stand sie vor einer geschlossenen Tür, sie legte ihren Kopf seitlich daran um eventuell etwas hören zu können, aber da war nichts. Marie nahm all ihren Mut zusammen als sie vorsichtig die Türklinke runter drückte und die Tür langsam öffnete. Das erste was sie sah war eine große Glasscheibe und in dem Raum dahinter erkannte sie Marlene. Sie saß auf einem Stuhl und schaute sie direkt an und im erstem Moment war Marie einfach nur erleichtert sie lebend und anscheinend unverletzt zu sehen. Marie schaute sich um, von David war nichts zu sehen, also ging sie zu der Tür, die zu dem Raum führte in dem Marlene war. Marlene schüttelte wie wild den Kopf, doch Marie hatte eh keine Wahl mehr und öffnete die Tür, gefasst darauf, dass David dahinter lauerte. Sie betrat den Raum, doch es passierte nichts, außer Marlene war niemand da. Ohne lange zu überlegen ging sie zu ihr und zog ihr vorsichtig das Klebeband vom Mund „bist Du in Ordnung“? fragte sie Marlene. Doch ehe die Gefragte antworten konnte, sagte eine tiefe Stimme hinter ihr „Schwesterherz...wie schön, dass Du uns Gesellschaft leistest. Ich fürchte nur, dass Du es noch bereuen wirst.“

Marie lächelte Marlene aufmunternd zu, die völlig verängstigt vor ihr saß und flüsterte ihr zu „es wird alles gut, vertrau mir“, dann drehte sie sich um und schaute ihrem Bruder in die Augen, der sich vor ihr aufgebaut hatte. „Es ist vorbei David“ sagte sie, doch er schüttelte den Kopf „es war ein großer Fehler von Dir Dich einzumischen Marie. Genauso wie es ein Fehler von Marlene war mich zu täuschen. Ihr habt mich beide verraten und wenn es wirklich vorbei ist, dann für uns alle.“ Sie ging noch einen Schritt auf ihn zu „was redest Du nur David? Marlene hat Dich nicht getäuscht, sie hat immer gesagt, dass sie Dich nicht liebt. Du hast sie entführt und damit endgültig bewiesen, dass Du nicht zurechnungsfähig bist. Stell Dich der Polizei und lass Dir helfen, das ist Deine einzige Chance“ sagte sie eindringlich. David schaute von einer Frau zur anderen, er schien völlig überfordert zu sein „sie hat so getan, als würde sie mit mir kommen und dann hat sie versucht abzuhauen, als ich geschlafen habe. Und Du hast mich an die Polizei verraten und dafür gesorgt, dass sie mich einsperren wollten. Das ist alles Eure Schuld und jetzt müsst ihr die Konsequenzen tragen.“ Marlene sagte „es hat keinen Zweck Marie, er ist verrückt...“ Marie schaute in die Augen ihres Bruders, dann sagte sie „ich werde jetzt Marlene losbinden und dann werden wir gehen David. Du kannst von mir aus versuchen zu flüchten, aber besser wäre Du lässt Dir helfen. Du verlierst den Verstand, merkst Du das denn nicht?“ Sie wollte sich von ihm abwenden, aber er hielt sie fest und hob bedrohlich seine Hand „was David? Willst Du mich jetzt schlagen?“ Die beiden starrten sich an und Marie wusste selbst nicht, woher sie den Mut nahm ihm so gegenüber zu treten, denn körperlich war er ihr weit überlegen. David ließ seine Hand wieder sinken, dann schubste er seine Schwester, so dass diese neben Marlene auf dem Boden landete. Er griff nach den Seilen und wollte sie fesseln, als sie sich wehrte sagte er „wenn Du nicht willst, dass ich Marlene weh tue, dann halt jetzt still.“ Seine Drohung zeigte die gewünschte Wirkung und Marie ließ sich Hände und Füße verbinden. „Hast Du irgend wen darüber informiert, dass wir hier sind?“ fragte er und Marie schüttelte den Kopf. Er fasste sie am Kinn und zwang sie ihm in die Augen zu sehen „lüg mich ja nicht an, wo ist Dein Handy?“ Marie sagte „ich habe Dich zufällig entdeckt und bin Dir gefolgt. Da war keine Zeit irgendjemanden zu informieren. Mein Handy habe ich nicht dabei.“ Er griff nach ihrer Tasche und wühlte darin herum, dann warf er sie zurück in die Ecke, ging aus dem Raum und verschloss die Tür. Die beiden Frauen blieben zurück und sahen sich an „wir werden hier nicht mehr raus kommen, oder?“ fragte Marlene verzweifelt. Marie sah sie an und sagte „ich habe David angelogen Marlene. Bevor ich in das Gebäude bin habe ich Rebecca eine SMS geschrieben. Bestimmt hat sie längst die Polizei informiert. Wir sind bald frei, hab keine Angst.“


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Teil 47:

Rebecca lief unruhig in ihrer Wohnung auf und ab, Marie war schon viel zu lange weg und die junge Gräfin fragte sich einmal mehr, ob sie dieser Frau überhaupt trauen konnte. Es war ein ständiges auf und ab, mal war Rebecca dankbar, dass Marie an ihrer Seite war und dann überkamen sie wieder Zweifel, so wie jetzt. Erst dieses komische Verschwinden vorhin und ihre ausweichende Art, als Rebecca sie auf die Verletzung am Handgelenk ansprach und jetzt war Marie schon wieder verschwunden. Rebecca sah sich suchend in dem Chaos um, was sie vorhin verursacht hatte, überall lagen Sachen und Glasscherben herum. Sie suchte ihr Handy, das ebenfalls Opfer ihres Wutausbruches geworden war und irgendwann erblickte sie es. Der Akku war raus gefallen und lag etwas weiter weg von dem Handy auf dem Boden. Rebecca nahm die Teile und setzte sie wieder zusammen, der Deckel ließ sich nicht mehr schließen, aber das war nicht so wichtig. Als der Akku eingesetzt war und sie das Handy einschalten wollte, passierte jedoch nichts. Sie versuchte es erneut, schloss das Gerät ans Ladekabel an, aber es gab keinen Laut mehr von sich. „So ein Mist“ entfuhr es der jungen Gräfin, das Handy war kaputt und sie hatte nicht mal mehr ein altes irgendwo herumliegen, dass sie als Ersatz hätte nehmen können. Sie überlegte kurz was zu tun war, dann nahm sie das Festnetz Telefon und rief auf der Wache an. Sie erzählte Kommissar Kramer von Maries Verschwinden und er bedankte sich für die Information. Er sprach es zwar nicht aus, aber Rebecca glaubte, dass er es für möglich hielt, dass Marie und David evtl. unter einer Decke steckten. Als sie den Hörer auflegte schüttelte sie den Kopf, was sollte das für einen Sinn ergeben. Es wurde ja nicht einmal irgendeine Forderung gestellt, geschweige denn, dass es einen Grund für Marie gab Marlene gefangen zu halten. Rebecca verstand die Welt nicht mehr und die vielen Gedanken in ihrem Kopf brachten sie fast um. Sie beschloss eine von den Schlaftabletten zu nehmen, die Ricardo ihr da gelassen hatte. Wenn die noch länger ihren ganzen Gedanken nachging, würde sie durchdrehen und das war das letzte was sie brauchte. Also ging sie rauf ins Schlafzimmer, nahm eine Tablette und schlief irgendwann tatsächlich ein.

Früh am nächsten Morgen war sie bereits wieder wach und nachdem sie geduscht und ein paar Tassen Kaffee getrunken hatte, beseitigte sie endlich das Durcheinander von gestern. Von Marie war noch immer nichts zu sehen, dann aber schellte es an der Tür und Rebecca dachte schon es wäre die Verschollene, aber sie irrte sich. Die ganze Familie Wolf stand vor der Tür, sie sahen alle genau so aus, wie Rebecca sich fühlte und als sie alle einmal fest gedrückt hatte, nahmen sie Platz im Wohnzimmer auf dem Sofa. Rebecca verteilte Kaffee an ihren Besuch und setzte sich dann zwischen Kim und Dana, die beide aussahen, als hätten sie die ganze Nacht durch geweint. Rebecca nahm von jeder Schwester eine Hand und drückte sie fest „ich habe auch schreckliche Angst, aber wir müssen alle ganz fest daran glauben, dass Marlene zurück kommt“ sagte sie tapfer und darauf bedacht nicht selbst wieder zu weinen. Kim starrte unentwegt vor sich hin und sagte mit Grauen in der Stimme „was ist, wenn er sie einfach verschleppt und wir sie nie wieder sehen? Und wenn sie sich gegen ihn wehrt und er sie dann verletzt, oder sogar umbringt...“ Thomas war aufgesprungen und zu seiner jüngsten geeilt, er kniete sich vor ihr hin und sagte „so etwas darfst Du nicht mal denken Kim, hörst Du? Er wird ihr nichts tun, weil er sie liebt...jedenfalls glaubt dieser Typ, dass das Liebe ist...“ Rebecca sagte „Thomas hat recht, er will sie nicht umbringen, sondern mit ihr zusammen sein...also hör auf so etwas zu denken Kim. Weißt Du was Marlene sagen würde, wenn sie jetzt hier wäre?“ Als Kim sie ansah und den Kopf schüttelte sagte Rebecca im so typischen Ton von Marlene „hey Du Zwerg, hör gefälligst auf so einen Unsinn zu reden, oder willst Du etwa Ärger bekommen mit Deiner großen Schwester.“ Dieser Satz, der wirklich von Marlene hätte sein können, zauberte allen für einen kurzen Moment ein Lächeln auf´s Gesicht. Dana nahm Kim in den Arm und Thomas und Victoria schickten ein stilles „danke“ Richtung Rebecca. Sie lächelte zurück, auch wenn ihr eigentlich eher nach heulen zu Mute war. Aber sie war sehr froh, dass Marlenes Familie jetzt hier war, denn so fühlte sie sich ihrer Freundin wieder etwas näher. Vicky stand plötzlich auf, zog Rebecca zu sich hoch und nahm sie wortlos in den Arm. Rebecca traten sofort Tränen in die Augen, sie fühlte sich sehr geborgen in diesem Moment, es war fast so, als würde ihre eigene Mutter sie in den Arm nehmen. Thomas beobachtete gerührt diese Szene, Rebecca war schon längst wie eine vierte Tochter für seine Frau und ihn geworden, aber bislang hatte Vicky das nie so zeigen können. Er strich sich eine einzelne Träne weg, räusperte sich kurz und sagte dann „ich mache uns jetzt ein Frühstück und dann werden wir zusammen versuchen das Beste aus dieser Situation zu machen. Marlene hilft es nicht, wenn wir hier den schlimmsten Gedanken nachgehen, wir müssen stark sein und zusammenhalten. Denn genau das würde Marlene sich von uns wünschen.“ Die Frauen nickten zustimmend und machten sich gemeinsam daran, den Tisch zu decken.

Marie und Marlene hatten eine schwere Nacht hinter sich, den Frauen tat alles weh von der unbequemen Haltung und trotz der totalen Müdigkeit hatten sie kein Auge zugetan. David hatte sich nicht mehr blicken lassen, seit dem er gestern verschwunden war. Marlene fragte „was glaubst Du, was er tut? Ist er alleine abgehauen und lässt uns einfach hier zurück?“ Marie sagte „das wäre zu schön, aber ehrlich gesagt glaube ich das nicht. David hat gestern einen total verwirrten und überforderten Eindruck gemacht...wahrscheinlich hockt der jetzt irgendwo dort draußen und überlegt verzweifelt was er tun soll.“ Marlene drehte ihren Kopf zu Marie, die neben ihrem Stuhl auf dem Boden lag. Sie hatte sich auf die Seite gelegt und in ihrem Gesicht war Anstrengung zu erkennen. „Was machst Du da?“ fragte Marlene, denn Marie hatte sich ihr zugewendet und sie konnte nicht sehen, was hinter ihrem Rücken passierte. „Ich versuche meine Fesseln aufzuschneiden, denn wie es aussieht hat Rebecca meine Nachricht aus irgend einem Grund nicht erhalten...Das heißt wir müssen selbst versuchen hier raus zu kommen Marlene, denn ich habe keine große Lust zu warten bis David zurück ist und völlig durchdreht“ sagte Marie leise. Marlene runzelte die Stirn „womit willst Du sie denn aufschneiden? Hier ist doch nichts...“ fragte sie die Blonde Frau am Boden. Die lächelte sie jetzt trotz ihrer Anstrengungen an und sagte „seit ich Bekanntschaft mit diversen Geldeintreibern gemacht habe, gehe ich niemals aus dem Haus ohne mein Taschenmesser. Und das habe ich immer am Körper, sprich ich hatte es in der Hosentasche...ich musste mich ganz schön verrenken um dran zu kommen, aber jetzt habe ich es und ich hoffe ich schaffe es das Seil durchzuschneiden, bevor David zurück ist.“ Marlene schaute sie überrascht an „Du bist unglaublich...nimm es mir bitte nicht übel, aber ich bin echt froh mit Dir hier eingesperrt zu sein, Du scheinst Dich mit irren Typen und schweren Situationen ja bestens auszukennen“ sagte sie mit leichter Ironie in der Stimme und die beiden Frauen mussten Grinsen, obwohl es alles andere als lustig war. Marie entgegnete „sagen wir mal so, ich habe in den letzten Jahren gewisse Erfahrungen gesammelt was das angeht und dabei einen ziemlichen Überlebenstrieb entwickelt. Das heißt nicht, dass ich keine Angst habe, aber ich habe gelernt sie zu kontrollieren und mit ihr zu leben.“ Marlene nickte, dann fragte sie plötzlich „wie geht es eigentlich Rebecca?“ Marie schaute Marlene jetzt direkt an und sagte „Rebecca ist wirklich stark, natürlich ist sie verzweifelt und hat große Angst um Dich, genau wie Deine Familie. Du hast wirklich großes Glück solche Menschen in Deinem Leben zu haben Marlene.“ Die angesprochene nickte und hatte Tränen in den Augen, sie hoffte, dass sie ihre Lieben bald wieder sehen würde.


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:26 
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Post vom 16.12.12


Teil 48:

Wieder hatte es an der Tür geklingelt und Rebecca war erstaunt, als sie sah, wer dort vor ihr stand. „Sag mal, warum kann man Dich eigentlich nicht auf dem Handy erreichen? Ich habe zig mal versucht Dich anzurufen, aber ständig nur Deine Mailbox dran gehabt“ sagte Tanja vorwurfsvoll. Rebecca ließ sie eintreten und sagte „mein Handy ist seit gestern kaputt...ich muss mir erst ein neues besorgen.“ Ihre Chefin schaute sich kurz in der Wohnung um, dann sah sie Rebecca wieder an „dann solltest Du das schnellstens tun, im Moment versuchen mit Sicherheit eine Menge Leute Dich zu erreichen. Wie ich sehe bist Du nicht alleine...gibt es was neues von Marlene?“ fragte sie fast schon mit sanfter Stimme. Die junge Gräfin schüttelte traurig den Kopf „nein, gar nichts, es ist zum verrückt werden. Und jetzt ist auch noch Marie verschwunden...“ Tanja wurde hellhörig „Moment mal, dass ist doch die Schwester von diesem Psycho, oder? Ich hätte mich damals doch mal um sie kümmern sollen, das hätte uns vielleicht einiges erspart und Marlene wäre jetzt nicht in den Händen von diesem Irren.“ Rebecca funkelte sie böse an „soll das heißen es ist meine Schuld, dass David Marlene entführt hat? Willst Du mir das damit sagen?“ Tanja hob die Hände und sagte „fahr die Krallen wieder ein, so war das nicht gemeint. Ich denke einfach nur, dass dieser Person nicht zu trauen ist...im Übrigen habe ich einige Leute auf David angesetzt, die ihn ebenfalls suchen. Und sollten sie ihn kriegen...“ Rebecca zog eine Augenbraue hoch „was dann Tanja?“ fragte sie, obwohl sie es lieber gar nicht wissen wollte. Tanja tat gleichgültig „ach nichts weiter, zerbrech Dir mal nicht Dein hübsches Designerköpfchen darüber. Hauptsache wir finden Marlene, alles andere ist doch egal, oder?“ Thomas war inzwischen zu den beiden gekommen und musterte Tanja misstrauisch, diese ignorierte ihn und sagte statt dessen zu Rebecca „wie auch immer, ich wollte nur sehen, ob Du klar kommst und hören, ob es etwas neues gibt. Und da Du offenbar genug Gesellschaft hast, kann ich ja wieder gehen.“ Rebecca sagte nur kurz „danke“ und Thomas fügte hinzu „da ist aber jemand sehr erleichtert jetzt, wie?“ Tanja bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick, verkniff sich aber einen weiteren Kommentar und sagte statt dessen zu Rebecca „und kümmere Dich um Dein Handy Problem“, bevor sie sich umdrehte und ging. Thomas fragte „was ist mit Deinem Handy?“, worauf hin Rebecca es holte und ihm zeigte „funktioniert nicht mehr, seit dem ich es gestern Abend gegen die Wand geworfen habe...“ Er schaute sie nachdenklich an, dann sagte er „naja, ist ja nicht so, als hätten wir keine Handys...hol mal Deine SIM-Karte raus, dann kannst Du sie in meines stecken und sehen, ob Dir diese Marie vielleicht eine Nachricht hinterlassen hat.

David kehrte zurück in das alte Gebäude wo er die beiden Frauen zurück gelassen hatte. Ihm waren viele Gedanken durch den Kopf gegangen in den letzten Stunden, doch am Ende wusste er noch immer nicht, was die beste Lösung war. Am liebsten würde er einfach mit Marlene abhauen und seine Schwester ihrem Schicksal überlassen, aber leider konnte er Marlene nicht vertrauen und das stelle ihn vor ein Problem. Als er durch die Tür ging, sah er die beiden bereits durch die Glasscheibe und fand sie genau so vor, wie er sie verlassen hatte. Er schloss die Tür zu dem kleinen Raum auf in dem sie saßen und trat ein. Marie und Marlene sahen ihn aus müden Augen an, doch keine machte Anstalten etwas zu sagen. Er nahm dies mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis, offenbar hatten die beiden es aufgegeben ihn zur Vernunft bringen zu wollen. Es hätte ihnen ohnehin nichts mehr gebracht, dachte David und holte den Flachmann raus, den er in der Innentasche seiner Jacke hatte. Er schraubte den Verschluss auf und kippte den gesamten Inhalt mit einem Mal runter, fast so als müsste er sich Mut an trinken für das, was er vorhatte. Als der Flachmann leer war pfefferte er ihn in die Ecke und schaute die beiden Frauen vor sich abwechselnd an. Marie wurde die Sache langsam zu bunt und so sagte sie gereizt „was wird das jetzt David? Glaubst Du das Zeug hilft Dir irgendwie weiter? Lass und endlich gehen und beende diesen Wahnsinn.“ Er funkelte sie wütend an, hockte sich vor sie und gab ihr eine schallende Ohrfeige. Marlene versuchte ihn abzulenken „lass sie doch reden David, ich bin mir sicher, dass Du Dir längst etwas hast einfallen lassen, oder?“ Er ging nicht darauf ein, sondern schaute seiner Schwester weiter wütend ins Gesicht und zischte „hast Du mir sonst noch etwas zu sagen? Oder reicht das vorerst?“ Marie starrte ihn genau so finster an und sagte „Du bist ein echter Held David, jemanden zu schlagen, der sich nicht wehren kann, ist ja auch so einfach, oder?“ Er lachte höhnisch, dann wendete er sich Marlene zu, packte mit der Hand ihr Gesicht „und wegen Dir habe ich alles aufgegeben und riskiert. Dabei bist Du nicht besser, als alle anderen und hast mich die ganze Zeit nur ausgenutzt und mich dann auch noch verraten...nenne mir nur einen guten Grund, warum ich Dich verschonen sollte“ sagte er kalt und stand dann wieder auf. Marlene konnte sich kaum rühren vor Angst, in Davids Augen lag jetzt der blanke Hass. Marie startete einen letzten, verzweifelten Versuch „David bitte...es tut mir leid, niemand wollte Dich verletzen. Aber was hast Du denn vor, Du kannst nicht ewig so weiter machen...“ Er griff hinter sich und zog etwas aus seiner Hose und als er seine Hand wieder nach vorne holte, hielt er eine Pistole darin und mit dieser zielte er in diesem Moment auf Marie. „Du hast recht, es wird Zeit das Ganze zu beenden und zwar endgültig.“

Thomas fummelte noch immer an seinem Handy herum und versuchte seine SIM-Karte zu entnehmen, was ihm aber nicht gelingen wollte, weshalb er eine Reihe von Flüchen los ließ. Dana hatte schließlich die Nase voll, sie nahm ihm das Handy aus der Hand und sagte „lass mich mal, Deine groben Förster Hände machen mehr kaputt, als alles andere.“ Er schaute sie tadelnd an, sagte aber nichts, sondern beobachtete fasziniert, wie sie in Windeseile die Karte raus holte und Rebeccas dafür einsetzte. Sie schaltete das Handy ein und gab es dann an Rebecca, die sich bedankte und ihren PIN-Code eingab. Nach einer Weile war das Handy betriebsbereit und gab jede Menge Signale von sich. Rebecca gab einen verblüfften Ton von sich, es waren jede Menge entgangenen Anrufe eingegangen und auch einige SMS. Alle von Familienmitgliedern und Freunden, die sich besorgt erkundeten, ob es etwas Neues gab. Sie überflog die Nachrichten und stieß dann tatsächlich auf eine SMS von Marie. Als Rebecca sie las vergaß sie glatt das Atmen, sie war wie versteinert und konnte sich nicht rühren. Thomas schüttelte sie leicht „Rebecca, was ist los? Hast Du eine Nachricht von ihr?“ Sie erwachte aus ihrer Starre, stürzte zum Telefon und wählte die Nummer des Polizei Präsidiums.


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BeitragVerfasst: 09.08.2015, 12:26 
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Post vom 17.12.12


Teil 49:

„Jetzt noch mal ganz langsam...Marie hat David gesehen, ist ihm gefolgt und hat Dir die Adresse geschickt? Und wo ist sie jetzt?“ fragte Thomas und auch die restlichen Anwesenden schauten Rebecca verwirrt und fragend an. Rebecca sagte aufgebracht „da Marie nicht mehr aufgetaucht ist und sich auch nicht noch einmal gemeldet hat, gehe ich davon aus, dass etwas schief gelaufen ist. Vielleicht hat David sie entdeckt und ebenfalls gefangen genommen...Wie dem auch sei, ich muss da sofort hin!“ Sie wollte schon los stürmen, aber Thomas hielt sie zurück „Moment mal, die Polizei hat doch klar gesagt, dass wir bleiben sollen, wo wir sind...es ist zu gefährlich Rebecca...“ Die junge Gräfin sah ihm entschlossen in die Augen „mir ist völlig egal was sie sagen, ich habe hier lange genug untätig gesessen und werde jetzt dort hin fahren. Marlene braucht mich vielleicht!“ Thomas überlegt kurz, dann nickte er und sagte „okay, aber ich fahre mit.“ Sofort meldeten sich auch Kim und Dana zu Wort, doch Thomas sagte bestimmend „nein, Rebecca und ich fahren alleine. Er hat bereits eine meiner Töchter und ich werde nicht riskieren, dass Euch auch noch etwas passiert. Ihr bleibt mit Eurer Mutter hier und wir melden uns, sobald wir mehr wissen.“ Vicky gab ihm Recht und Rebecca sagte ungeduldig „los jetzt, lass und fahren“, worauf hin die beiden aus der Wohnung eilten.

Die Polizei war sehr schnell vor Ort und hatte das Gebäude bereits umstellt, als Thomas und Rebecca eintrafen. Als Kommissar Kramer die beiden entdeckte war er wenig begeistert und sagte wütend „was haben Sie hier zu suchen? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie zu Hause bleiben sollen. Verschwinden Sie hier und zwar sofort.“ Rebecca wollte etwas sagen, aber Thomas kam ihr zuvor „wir wissen es Herr Kommissar und wir werden Sie ganz bestimmt nicht bei Ihrer Arbeit stören. Aber da drin befindet sich meine Tochter und ich werde hier nicht eher weggehen, ehe ich sie wieder in den Armen halte, verstanden?“ Kramer schaute ihn immer noch böse an, doch er wusste aus Erfahrung, dass man in solchen Situationen keine Vernunft von Angehörigen erwarten konnte und so sagte er „also schön, aber sie beide gehen hinter die Absperrung und tun genau das was man Ihnen sagt. Wenn Sie sich auch nur einer Anweisung widersetzen, befördere ich Sie höchst persönlich hier weg. Verstanden?“ Als die beiden nickten, bat er einen Polizisten sich um sie zu kümmern und verschwand dann in einem Einsatzfahrzeug. „Was werden sie denn jetzt tun?“ fragte Rebecca Thomas ängstlich, worauf hin dieser sie in den Arm nahm und sagte „ich weiß es nicht, aber sie werden mit Sicherheit kein zu hohes Risiko eingehen. Mach Dir keine Sorgen, gleich haben wir Marlene wieder.“ Rebecca sagte „hoffentlich“ und drückte sich fest an Marlenes Vater, der versuchte sich seine Angst nicht anmerken zu lassen.

Im Inneren des Gebäudes dagegen war es totenstill, Marie starrte in den Lauf der Pistole, die ihr Bruder jetzt wieder auf sie gerichtet hatte. Das Spielchen ging jetzt schon eine ganze Weile so, erst zielte er auf Marie, dann lief er wieder unruhig umher und stammelte irgendwelche unverständlichen Worte, nur um dann erneut die Waffe auf sie zu richten. Seine Hand zitterte und als er die Pistole entsicherte sagte Marie flehend „David....mach Dich nicht unglücklich, Du willst das doch gar nicht...Noch ist es nicht zu spät, also bitte nimm die Waffe weg...“ Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, denn obwohl es sehr kalt war, schwitze David und ihm wurde unerträglich heiß. „Halt Deinen Mund Marie! Natürlich ist es zu spät, oder hast Du die Einsatzwagen nicht gehört. Da draußen wimmelt es wahrscheinlich schon von Polizisten, die nur darauf warten mich abknallen zu können, oder sie sperren mich für immer weg. Also erzähl mir nicht, dass es noch einen Weg hier raus gibt, es ist vorbei!“ Eine Stimme von draußen ertönte, anscheinend sprach jemand durch ein Megafon „Hier spricht Kommissar Kramer. Wir haben das Gebäude umstellt. Geben Sie auf Herr Lichtenberg, Sie haben keine Chance mehr zu entkommen. Wenn Sie die beiden Frauen gehen lassen und mit erhobenen Händen raus kommen, dann wird niemandem etwas passieren.“ David fing an zu grinsen „siehst Du, sag ich doch, es gibt keine Chance, es sei denn ich möchte ins Gefängnis...und das ist keine Option.“ Marlene fand jetzt auch ihre Sprache wieder und sagte „und deshalb willst Du uns alle umbringen? Du bist bereit Deine eigene Schwester zu töten, nur weil Du nicht ins Gefängnis willst?“ Sie schaute Marie an, ihre Blicke trafen sich, sie wussten das sie nur eine einzige Chance hatten und sie konnten nicht viel länger warten. Erneut sprach der Kommissar durch das Megafon und forderte David auf hinaus zu kommen, doch der stand nur wie angewurzelt da und starrte die beiden Frauen an. Irgendwann blieb sein Blick an Marlene haften und plötzlich richtete er die Waffe auf sie, als er mit einer unheimlichen Endgültigkeit in seiner Stimme sagte „wenn ich Dich nicht haben kann, dann soll Dich keiner haben.“ Marlenes Herz drohte ihr aus der Brust zu springen, sie war nicht in der Lage sich auch nur einen Millimeter zu bewegen vor Angst. Als sie es nicht mehr aushielt schloss sie die Augen, innerlich darauf vorbereitet, dass sie sterben würde. Doch plötzlich gab es einen Schrei, Marie war aufgesprungen und stürzte sich auf David.

Draußen vor dem Gebäude bereitete sich die Polizei darauf vor das Gebäude zu stürmen, eine Spezialeinheit war bereits angerückt und in Position gegangen. Kommissar Kramer zögerte noch, er wollte das Leben der Geiseln nicht riskieren und ein Gebäude zu stürmen von denen sie nicht einmal wussten, wie es von innen aussah, war eine große Gefahr. Da der Entführer aber keinerlei Anstalten machte aufzugeben und nicht den geringsten Kontakt zu ihnen suchte, blieb ihm nichts anderes mehr übrig. „Verdammter Mist, warum ist dieser Kerl nur so dumm...“ brummte er und ging zurück zum Einsatzwagen, wo er an Rebecca und Thomas vorbei lief. „Was werden sie jetzt tun?“ fragte die junge Gräfin und schaute dem Kommissar ängstlich in die Augen. Er erwiderte den Blick, dann sagte er „so wie es aussieht müssen wir das Gebäude stürmen. Lichtenberg gibt kein Lebenszeichen von sich und scheint sich auch nicht ergeben zu wollen. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache...und kann nicht länger warten. Sie bleiben hier, wo sie geschützt sind und bewegen sich nicht vom Fleck.“ Thomas schluckte, auch er hatte kein gutes Gefühl und er glaubte zu spüren, dass Marlene in großer Gefahr war. Rebecca stand neben ihm und sah ihn von der Seite an, sie sah die Angst in seinem Gesicht, die auch in ihr selbst tobte und nahm seine Hand. Er drückte sie fest und beide beteten wohl in diesem Moment, dass dieser Alptraum gut enden würde. Dann plötzlich zerriss ein Schuss die Stille und mit einem Male brach eine unglaubliche Hektik aus. „Das war ein Schuss, wir müssen sofort da rein! Sie haben die Freigabe, stürmen sie das Gebäude!“ lautete die Anweisung von Kramer. Rebecca verlor den Boden unter den Füßen und schrie den Namen ihrer Freundin. Thomas musste die auffangen, damit sie nicht zusammenbrach. „Marlene...“ entfuhr es ihr noch einmal und Thomas hielt sie fest, während er selbst nicht wusste, wie ihm geschah.


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Teil 50:

Einen kurzen Moment lang war David irritiert von dem plötzlichen Angriff seiner Schwester, es kam zu einem Gerangel in dessen Folge die Pistole auf den Boden fiel. Marlene sprang jetzt ebenfalls auf, denn auch ihre Fesseln waren längst gelöst, die beiden Frauen hatten nur auf eine Gelegenheit gewartet David zu überrumpeln, aber die Waffe hatte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Genau diese wollte Marlene nun an sich bringen, aber David gelang es Marie abzuwehren, indem er ihr einen kräftigen Schlag verpasste und sich die Pistole zu greifen, bevor Marlene es konnte. Erneut stand er nun mit der Waffe in der Hand vor ihr, den Finger am Abzug und zu allem bereit, wie es schien. Die Angst lähmte Marlene erneut, als wären ihre Gliedmaßen eingefroren, stand sie vor ihm, unfähig sich zu bewegen und blickte direkt in seine dunklen Augen. Davids Hand hatte jetzt aufgehört zu zittern, eine Träne lief ihm über das Gesicht, er war bereit abzudrücken, doch Marie hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und sprang ihn von hinten an. Die Geschwister rangelten erneut miteinander, standen jetzt voreinander, die Arme merkwürdig verdreht, weil beide versuchten die Pistole zu greifen und Marlene wusste, dass Marie alleine keine Chance gegen ihn haben würde und versuchte nun ihrerseits ihm irgendwie die Pistole aus der Hand zu schlagen. Mitten in diesem Durcheinander löste sich ein Schuss und sorgte dafür, dass der Kampf abrupt beendet war und alle drei auf den Boden sanken. Sie starrten sich an, keiner schien zu begreifen was passiert war, aber überall war plötzlich Blut und die Zeit schien still zu stehen. Dann flog die Tür auf, es gab ein unglaubliches Geschreie, bewaffnete Männer stürmten in den Raum und umzingelten die am Boden liegenden. Marlene guckte geschockt auf ihre Hände, die voller Blut waren, genauso wie ihre Kleidung und griff sich an den Bauch. Sie schaute zu Marie, die ganz blass geworden war und ihr entsetzt in die Augen blickte.

Draußen vernahm Kommissar Kramer über Funk, dass die Situation unter Kontrolle war und man den Notarzt sofort in das Gebäude schicken sollte. Rebecca hielt es keine Sekunde länger hinter der Absperrung, sie rannte los in das Gebäude und ignorierte alle wütenden Rufe hinter ihr. Thomas wollte ihr folgen, aber er hatte weniger Glück und wurde zurück gehalten „bitte, ich will doch nur wissen, ob es meiner Tochter gut geht, verdammt!“ Der Kommissar schüttelte den Kopf „es tut mir leid, aber Sie warten hier. Gleich wissen wir mehr.“

David wurden gerade Handschellen angelegt, er wehrte sich nicht dagegen, sondern starrte unentwegt auf die schwer verletzte Frau, die vor ihm auf dem Boden lag. In diesem Moment kam Rebecca in den Raum gelaufen und als sie ihre blutverschmierte Freundin sah, war sie der Ohnmacht nahe. Sie rannte zu Marlene, die neben einer Polizistin stand und ihr sofort in die Arme fiel. Marlene klammerte sich so fest an sie, dass Rebecca kaum noch Luft bekam. Vorsichtig löste die junge Gräfin sich aus der Umklammerung, um ihre Freundin überall abzutasten „oh Gott, Du bist verletzt...“ sagte sie panisch, während sie weiter nach einer Ursache für das ganze Blut suchte. Marlene umfasste ihr Gesicht und sagte „es geht mir gut..., das ist nicht mein Blut...“ Rebecca schaute ihr irritiert in die Augen und atmete erleichtert auf, dann folgte sie Marlenes Blick und jetzt erst sah sie Marie am Boden liegen, die gerade von einem Notarzt versorgt wurde. „Wir müssen sofort ins Krankenhaus, sie verliert zu viel Blut“ sagte der Arzt und die Sanitäter hoben Marie vorsichtig auf die Trage und trugen sie hinaus. Rebecca wendete sich wieder ihrer Freundin zu, die jetzt mit tränen erstickter Stimme sagte „sie hat mir das Leben gerettet Rebecca...ohne sie wäre ich jetzt nicht mehr hier.“ Rebecca fing ebenfalls an zu weinen, zog Marlene wieder in ihre Arme und drückte sie fest an sich „sie wird es schaffen, ganz sicher“ flüsterte sie Marlene zu und sagte dann „ich bin so unendlich froh, dass Dir nichts passiert ist. Als der Schuss fiel, dachte ich mein Herz setzt aus, so eine Angst hatte ich.“ Dann sah sie ihre Freundin erneut besorgt an „was ist mit David? Hat er Dir weh getan? Oder hat er...“ fragte Rebecca und konnte es gar nicht aussprechen, weil die Vorstellung so grausam war. Marlene schüttelte den Kopf und sagte beruhigend „nein, hat er nicht. Aber er ist total wahnsinnig geworden..der hat doch tatsächlich gemeint, ich würde mit ihm glücklich werden...“ Die Polizistin meldete sich zu Wort und geleitete die beiden aus dem Gebäude. Als Thomas seine Tochter neben Rebecca aus dem Haus kommen sah, stürmte er auf die beiden zu und blieb, ebenfalls geschockt von dem ganzen Blut vor ihnen stehen und schaute seine Tochter panisch an. „Es geht mir gut Papa“ sagte Marlene sofort, worauf hin Thomas seine älteste in seine Arme zog und sie an seine Brust drückte. „Dem Himmel sei Dank...“ entfuhr es ihm erleichtert und am liebsten würde er Marlene gar nicht mehr los lassen, bis diese sagte „hey, Du erdrückst mich noch.“ Er ließ sie langsam los, sah ihr in die Augen und sagte „es tut mir leid...aber ich bin einfach so erleichtert...ich muss sofort Deine Mutter anrufen.“ Sie drückte ihn noch einmal, gab ihm einen Kuss und sagte „mach das“, bevor sie sich wieder zu Rebecca umdrehte. Doch ehe sie dazu kam etwas zu sagen, erklang eine freundliche Stimme hinter ihr „entschuldigen Sie bitte, aber wir würden Sie gerne kurz untersuchen. Nur um sicher zu gehen, dass Ihnen nichts fehlt.“ Sie drehte sich zu dem jungen Mann um „danke, aber das ist nicht nötig, es geht mir gut“ sagte sie, doch Rebecca hinter ihr protestierte „lass Dich bitte trotzdem kurz untersuchen Marlene.“ Marlene schaute ihre Freundin an und als sie die Sorge in den großen, braunen Augen erkannte, ließ sie sich erweichen und folgte dem Sanitäter zu einem der Krankenwagen. Rebecca blieb die ganze Zeit an ihrer Seite und beobachtete mir Argusaugen jeden Handgriff des jungen Mannes. Dieser sagte „außer ein paar Schürfwunden und einem leichten Schock, ist alles in Ordnung.“ Er kramte eine Schachtel aus seinem Koffer, die Rebecca entgegen nahm, es war eine Salbe für die Wunden. Dann war Marlene entlassen, sie stand auf und ließ sich von Rebecca erneut in die Arme nehmen. Doch mehr als ein paar Minuten Ruhe war ihnen nicht vergönnt, denn Kommissar Kramer war an sie heran getreten und sagte „es tut mir leid Sie stören zu müssen, aber wir brauchen noch Frau Wolfs Aussage. Folgen Sie mir bitte aufs Präsidium.“ Rebecca sah ihn verständnislos an „muss das jetzt sofort sein, können wir nicht erst mal kurz nach Hause, damit Marlene sich duschen und frische Klamotten anziehen kann?“ Marlene schien das gleiche gedacht zu haben, aber Kramer blieb dabei „ich weiß, es ist unangenehm, aber wir nehmen die Aussagen lieber auf, solange die Erinnerungen noch frisch sind.“ Rebecca sagte angesäuerte „ich glaube kaum, dass Marlene vergisst, was passiert ist, das ist doch lächerlich...“ Ihre Freundin legte ihr eine Hand auf die Schulter und sagte beschwichtigend „ist schon gut Rebecca, bringen wir es hinter uns...umso schneller können wir nach Hause.“ Thomas war inzwischen wieder zu ihnen gestoßen und wurde über das weitere Vorgehen informiert. „Soll ich mitkommen?“ fragte er seine Tochter und diese schüttelte den Kopf „brauchst Du nicht, Rebecca ist ja da. Fahr Du lieber zu Mama und den anderen und sag ihnen, dass es mir gut geht. Wir kommen später nach.“ Er nickte, dann verabschiedete er sich schweren Herzens von den beiden Frauen und machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung. Rebecca nahm Marlenes Hand, die beiden sahen sich in die Augen und Kommissar Kramer sagte „also dann, machen wir uns auf den Weg.“


Zuletzt geändert von vonLahnstein am 12.08.2015, 16:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Post vom 19.12.2012


Teil 51:

Nach Marlenes Aussage wurden die beiden Frauen von einem Streifenwagen nach Hause gefahren. Rebecca hatte ihrer Freundin ihre Jacke gegeben, Marlene wollte damit ihre blutverschmierte Kleidung bedecken, damit ihre Schwestern nicht auch einen solchen Schrecken bekamen, wenn sie sie gleich sahen. Rebecca schaute Marlene an und wunderte sich darüber, wie gefasst sie war. Sie fragte sich, ob das noch an dem Schock lag, oder ob Marlene versuchte in Anbetracht der Begegnung mit ihrer Familie stark zu sein. Bevor die beiden in die Wohnung gingen, nahm Rebecca die Hände ihrer Freundin, schaute sie liebevoll an und sagte „wenn ich daran denke, was noch alles hätte passieren können heute...ich will es lieber gar nicht wissen. Die letzten zwei Tage waren mit Abstand die schlimmsten in meinem Leben Marlene und sie haben mir einmal mehr verdeutlicht, wie schnell sich alles ändern kann. Aber vor allem haben sie mir einmal mehr gezeigt, wie viel Du mir bedeutest...ich liebe Dich mehr als alles andere auf dieser Welt und ich möchte nie wieder eine solche Angst um Dich haben müssen.“ In Marlenes Augen spiegelten sich Tränen, als sie gerührt sagte „mir geht es genauso und immer wenn die Angst kaum noch zu ertragen war, habe ich die Augen geschlossen und an Dich gedacht. Du bist das Wichtigste in meinem Leben, ich liebe Dich so sehr...“ Sie ließen sich einen Moment lang treiben, ihre Lippen berührten sich sanft, bevor sie einander nochmals fest umarmten. Dann schloss Rebecca die Tür auf und eine aufgewühlte, aber überglückliche Familie Wolf kam ihnen entgegen.

Kim warf sich als erstes in die Arme ihrer großen Schwester und Marlene hätte fast das Gleichgewicht verloren bei dieser schwungvollen Begrüßung. Sie drückte die kleine Schwester an sich, die wieder angefangen hatte zu weinen und sagte „hey Zwerg, nicht weinen, es ist doch alles gut und ich bin wieder da.“ Sie strich ihr die Tränen aus dem Gesicht und Kim sagte leise „ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so darüber freue, wenn Du mich Zwerg nennst.“ Die beiden lächelten sich an, dann kam Dana hinzu und nahm direkt beide Schwestern in den Arm. „Mit großen und kleinen Schwestern hat man echt nur Sorgen“ flüsterte Dana und konnte sich ein paar Freudentränen ebenfalls nicht verkneifen. Marlene sagte „hey, nicht frech werden“ und drückte Dana fest an sich. Thomas und Vicky beobachteten ihre Töchter gerührt und als die Schwestern sich genug geherzt hatten, konnte auch Victoria endlich ihre älteste in die Arme schließen. „Mein Schatz, ich bin so froh“ sagte sie leise „das Du wieder bei uns bist, ist unser größtes Glück.“ Sie streichelte Marlene sanft durchs Haar und wiegte sie leicht in ihren Armen und auch Thomas kam noch einmal hinzu und legte beschützend seine Arme um die beiden. Rebecca war von diesem Szenario so ergriffen, dass ihr erneut die Tränen kamen. Dana und Kim gesellten sich zu ihr und hakten sich links und rechts bei ihr ein, dann sagte Dana „wir sind schon ein echt verheulter Haufen...“, worüber alle drei leise lachen mussten.

Auch wenn es Ihnen sehr schwer gefallen war, hatten sich die Wolfs schließlich verabschiedet, denn sie wussten, dass Marlene und Rebecca jetzt etwas zur Ruhe kommen mussten. Marlene zog die Jacke aus, der Anblick von Maries Blut an ihrer Kleidung schien sie sehr zu bewegen. Rebecca bemerkte es, ging zu ihr und sagte „Du gehst jetzt duschen oder in die Wanne und ich rufe im Krankenhaus an und erkundige mich nach Maries Zustand. Okay?“ Marlene nickte traurig, sie kämpfte bereits wieder mit den Tränen. Rebecca nahm ihr Gesicht in die Hände „hey, es wird alles gut, hörst Du? Marie ist stark, sie schafft das. Hab keine Angst“ sagte sie, küsste sanft ihre Stirn und nahm ihre Freundin in die Arme. Nach einer Weile zog Rebecca sie ins Bad, sie half Marlene aus den Sachen und nahm diese direkt mit, während Marlene unter die Dusche ging. Sofort ging Rebecca zum Telefon, wählte die Nummer des Krankenhauses und fragte nach Ricardo Mendes. Sie wusste, dass ihr kein anderer Auskunft geben würde, da sie nicht mit Marie verwandt war. Zum Glück war er da und nach einigen Minuten Wartezeit, hatte sie ihn am Telefon „Rebecca, wie geht es Euch? Ist mit Marlene alles in Ordnung?“ fragte er besorgt. Sie erzählte ihm kurz von den heutigen Geschehnissen und fragte dann nach Marie „sie wird es doch schaffen, oder?“ Ricardo klärte sie kurz über die Verletzung auf und sagte dann „wir müssen diese Nacht abwarten, aber ich bin mir sehr sicher, dass sie es schaffen wird. Sie hat zwar sehr viel Blut verloren, aber es wurden keine lebensnotwendigen Organe verletzt.“ Rebecca war sehr erleichtert „danke Ricardo. Können wir sie morgen besuchen?“ frage sie und er bestätigte dies „darüber wird sie sich bestimmt freuen. Wenn es ihre Eltern schon nicht für nötig erachten...“ sagte er mit Unverständnis in der Stimme. „Sie sind nicht ins Krankenhaus gekommen?“ frage die junge Gräfin ungläubig und bekam eine noch traurigere Antwort „nein, die Schwester erzählte, sie haben am Telefon gesagt, dass sie keine Tochter mehr hätten und dann wurde einfach aufgelegt. Da fehlen einem die Worte.“ Dazu wusste Rebecca in der Tat auch nichts mehr zu sagen, sie bedankte sich nochmals bei ihrem Freund und verabschiedete sich dann.

Als Marlene fertig geduscht hatte und aus der Kabine stieg, lagen bereits ein großes Handtuch und frische Sachen für sie bereit. Anscheinend war Rebecca noch einmal ins Bad gekommen, während sie geduscht hatte. Zwanzig Minuten später kam sie aus dem Bad und stellte fest, dass ihre Freundin nicht untätig gewesen war in der Zwischenzeit. Sie hatte die Couch ausgezogen und mit einigen Kissen und zwei flauschigen Decken für Gemütlichkeit gesorgt. Kerzen schmückten den Raum und sie hatte ein paar sehr liebevoll zubereitete Häppchen vorbereitet. Bei diesem Anblick spürte Marlene plötzlich, wie ein Teil ihrer Anspannung nachließ und als sich dann Rebeccas Arme von hinten um sie legten, schloss sie für einen Moment die Augen. „Ich habe mit Ricardo gesprochen, er ist sich sicher, dass Marie es schafft. Wir können sie morgen besuchen, wenn Du möchtest“ flüsterte Rebecca ihrer Freundin ins Ohr und diese atmete hörbar erleichtert aus. Rebecca drehte sie zu sich um, schaute ihr fest in die Augen und fragte „wie geht es Dir?“ und bekam sogar ein zaghaftes Lächeln geschenkt, als Marlene sagte „jetzt geht es mir schon viel besser. Dank der Nachricht, dass Marie es schaffen wird und vor allem dank Dir.“ Rebecca nahm ihre Hand und führte sie zum Sofa, dann ging sie noch einmal in die Küche und kam ein paar Minuten später mit zwei großen Tassen zurück. Sie reichte eine davon Marlene „heiße Schokolade mit Sahne“ sagte sie und setzte sich danach neben ihre Freundin. Marlene kuschelte sich an Rebecca, die jetzt noch die Decke über sich und ihre Freundin zog und fragte „kann ich Dir noch etwas Gutes tun?“ Marlene sah sie liebevoll an „alles was ich brauche ist hier...“ flüsterte sie, nahm ihrer Freundin die Tasse ab, um sie zusammen mit ihrer abzustellen und zog Rebeccas Gesicht zu sich. Ganz langsam nährten sie sich an, bis ihre Lippen sanft aufeinander trafen und ein zärtlicher Kuss sie für einen Moment von allen Ängsten und Sorgen wegtrieb.


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Post vom 20.12.12


Teil 52:

Der nächste Tag war angebrochen, nach einer unruhigen Nacht waren Rebecca und Marlene gerade dabei zu frühstücken, als es plötzlich an der Tür klopfte. Die junge Gräfin erhob sich und ging in dem Glauben gleich jemandem aus der Familie Wolf oder Lahnstein gegenüber zu stehen zur Tür. Doch als sie diese öffnete, war niemand da, Rebecca guckte noch einmal um die Ecke, aber es war nichts zu sehen. Auf dem Weg zurück in die Wohnung sah sie einen Umschlag auf dem Boden liegen, direkt vor ihrer Wohnungstür. Rebecca runzelte die Stirn, dann bückte sie sich, hob den Umschlag auf und ging zurück in die Wohnung. Sie betrachtete den Umschlag jetzt genauer, vorne stand in großen Druckbuchstaben „MARIE LICHTENBERG“, ansonsten nichts. Sie ging mit dem Umschlag zurück zum Tisch und Marlene fragte „was ist das?“ Rebecca sagte „den hat jemand vor dir Tür gelegt, er ist für Marie...“ und an ihrem Tonfall erkannte Marlene, dass etwas nicht stimmte. „Und das bereitet Dir sorgen? Hast Du eine Ahnung von wem der sein könnte?“ fragte sie und schaute ihre Freundin irritiert an. Die überlegte einen Moment, bevor sie sagte „Marie hat neulich einen merkwürdigen Anruf bekommen, nachdem sie fluchtartig die Wohnung verlassen hat. Als sie wieder kam, hatte sie eine Verletzung am Handgelenk und als ich sie danach gefragt habe, ist sie mir ausgewichen...“ Marlene fragte „und was schließt Du jetzt daraus?“, woraufhin die junge Gräfin sagte „ich weiß nicht genau, aber ich glaube, dass Marie in großen Schwierigkeiten steckt.“ Sie wollte den Umschlag öffnen, doch Marlene hielt die zurück „stopp, Du kannst den doch nicht einfach öffnen...das ist ihre Privatsphäre...“ Rebecca sah ihrer Freundin in die Augen, dann sagte die ruhig „normalerweise gebe ich Dir da völlig Recht, aber was sollen wir denn machen? Marie liegt schwer verletzt im Krankenhaus und wir wissen nicht, was in diesem Brief steht. Wenn es etwas schlimmes ist, können wir sie im Moment nicht damit belasten. Und ihn einfach ungeöffnet lassen...was, wenn es wichtig ist? Ich denke es ist eine Ausnahmesituation und Marie wird sicher Verständnis dafür haben.“ Marlene schien nicht endgültig überzeugt, aber sie nickte und Rebecca öffnete vorsichtig den Brief.

„Und, was steht drin?“ fragte Marlene besorgt, denn ihre Freundin war ganz still geworden und starrte auf den Brief. Rebecca las ihr die Zeilen vor
„Noch 3 Tage, dann ist Zahltag. Vergiss es nicht und wage es nicht noch einmal mich warten zu lassen. Du weißt was Dir sonst blüht und diesmal gibt es keine Gnade.“
Marlene blickte Rebecca entsetzt an, offenbar hatte ihre Freundin mit ihrem Gefühl richtig gelegen „das hat mit den Leuten zu tun, bei denen sie diese Schulden hat, oder?“ vermutete sie. Rebecca schaute sie an „ich nehme es an...das klingt jedenfalls alles andere als gut. Was machen wir denn jetzt? Sollen wir sie damit im Krankenhaus konfrontieren? Ich denke nicht, dass das gut wäre...“ sagte sie nachdenklich. Marlene wusste auch keine Lösung „ja aber einfach ignorieren können wir es auch nicht und in drei Tagen kommt Marie mit Sicherheit noch nicht aus dem Krankenhaus. Ich fürchte uns bleibt nichts anderes übrig als mit ihr zu sprechen.“ Die beiden sahen sich an, ihnen war unwohl bei dem Gedanken, aber es gab keine Alternative. Rebecca sagte „okay, wir schauen wie es ihr geht und wenn sie einigermaßen stabil ist, reden wir mit ihr...“ Ihre Freundin nickte, dann schob sie den Teller von sich weg „ich kriege nichts mehr runter...lass uns bitte spazieren gehen, ich brauche dringend etwas frische Luft. Und danach fahren wir ins Krankenhaus.“ Rebecca stand auf und ging zu Marlene, sie legte ihr eine Hand aufs Gesicht, gab ihr einen Kuss und sagte „in Ordnung, aber nur, wenn Dir das nicht zu viel wird. Du hast auch viel mit gemacht...ich kann auch alleine ins Krankenhaus fahren.“ Marlene sagte leise „mach Dir keine Sorgen, ich schaffe das schon. Außerdem muss ich wissen, wie es ihr geht und ich möchte mich bei ihr bedanken.“ Rebecca küsste sie erneut „ich mache mir immer Sorgen um Dich und außerdem habe ich das Gefühl, dass Du hier die Starke spielen willst. Du musst auch an Dich denken Marlene...“ Ihre Freundin schaute sie an und sagte „das mache ich schon, versprochen. Und jetzt lass und los gehen.“

Marie erwachte aus einem unruhigen Schlaf, sie hatte kein Zeitgefühl mehr, seit sie im Krankenhaus lag. Heute Morgen war der Arzt bei ihr gewesen und hatte ihr mitgeteilt, dass sie außer Lebensgefahr war. Sie lag inzwischen auch nicht mehr auf der Intensivstation, sondern in einem normalen Zweibett Zimmer, das sie allerdings für sich alleine hatte. Immer wenn sie einschlief träumte sie von dem Moment, als Marlene und sie versuchten David zu überwältigen und dann kam dieser schrecklich laute Schuss, der alles andere verstummen ließ. Ab da war alles schwarz und Marie spürte nichts als eine unendliche Leere, die sie umhüllte. Sie hatte keine Eltern mehr, ihr eigener Bruder hätte sie fast umgebracht und noch immer waren gefährliche Geldeintreiber hinter ihr her. Einzig die Tatsache das Marlene nichts geschehen war tröstete sie, aber bald schon würde sie zurück kehren in ihr kaputtes Leben, wo sie einfach nur alleine war. Eine Träne lief über ihr Gesicht, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit nahmen sie in Besitz und plötzlich bekam Marie Panik. Ihr blieb die Luft weg und sie fing an zu hyperventilieren. Sie drückte den Knopf an ihrem Bett und kurze Zeit später kam eine Schwester herein, die sich sofort um sie kümmerte und einen Arzt hinzu holte.

Eine gute Stunde später, Marie hatte ihre Panikattacke inzwischen einigermaßen verdaut, klopfte es an der Tür. Rebecca und Marlene betraten den Raum, die Blonde hatte einen großen Blumenstrauß dabei und auf Maries Gesicht machte sich ein Lächeln breit, als sie die beiden sah. „Das ist aber schön, dass Ihr mich besuchen kommt“ sagte die Patientin ehrlich erfreut. Marlene ging als erstes zu ihr, drückte Marie und gab ihr die Blumen „na hör mal, das ist ja wohl selbstverständlich nach allem, was Du für uns getan hast. Du hast mir das Leben gerettet Marie, ohne Dich wäre ich vielleicht noch immer in Davids Händen und wer weiß, was noch alles passiert wäre...Das werde ich Dir nie vergessen und ich danke Dir von ganzem Herzen für Deinen Mut.“ Marie musste schlucken, sie konnte kaum sprechen vor Rührung „ich war immerhin nicht unschuldig an dem was geschehen ist und es war das Mindeste was ich tun konnte für Euch. Ich würde es jederzeit wieder machen“ sagte sie und suchte nach einer Ablagemöglichkeit für die Blumen. Rebecca, die bislang noch nichts gesagt hatte kramte in den Schränken und fand eine Vase. Sie füllte sie mit Wasser, nahm Marie den Strauß ab und stellte ihn mit der Vase auf den Tisch. „Danke“ sagte Marie „die Blumen sind wunderschön, das wäre aber nicht nötig gewesen.“ Marlene und Rebecca winkten ab, dann endlich sagte auch die junge Gräfin etwas „ich bin wirklich froh, dass Du es überstanden hast und ich finde wir sollten endlich aufhören alles gegeneinander aufzuwiegen, was passiert ist. Du hast Fehler gemacht und ich wusste anfangs nicht, ob ich sie Dir verzeihen kann, aber Du hast viel mehr getan, als sie nur wieder gut zu machen und deshalb ist es an der Zeit, dass wir einen Haken unter die Vergangenheit machen. Also wenn Du willst, dann fangen wir noch mal von vorne an, ganz ohne Lügen und Riesen Dramatik.“ Rebecca reichte Marie die Hand und diese nahm sie überglücklich entgegen „danke, das bedeutet mir unglaublich viel“ sagte sie bewegt „ich weiß gar nicht was ich sagen soll...“ Marlene und Rebecca tauschten einen kurzen Blick, dann sagte Rebecca „eine Sache ist da allerdings noch und auch wenn wir der Meinung sind, dass es kein guter Moment ist Dich damit zu konfrontieren, so sehen wir leider keinen anderen Weg...“ Marie schaute die fragend an „macht Euch mal keine Gedanken, ich bin nicht aus Zucker und Unkraut vergeht nicht, wie Ihr ja gesehen habt. Also raus damit, was ist los?“
Rebecca kramte den Brief aus der Tasche und gab ihn Marie „den hat heute jemand vor unsere Tür gelegt...ich habe ihn geöffnet, weil ich das Gefühl hatte, dass es nichts Gutes zu bedeuten hat. Es tut mir leid, ich wollte nicht in Deine Privatsphäre eindringen, aber wir wussten ja auch nicht, wie es Dir geht und da dachte ich es wäre das Beste so.“ Marie nahm den Brief entgegen, las ihn und ließ ihn danach achtlos in der Schublade verschwinden „ich weiß, dass die Frist abläuft. Es geht um die ausstehenden Raten, aber ich kann sie unmöglich bezahlen. Eigentlich ganz praktisch, dass ich schon im Krankenhaus liege, wenn man es so betrachtet...“ sagte sie trocken. Marlene sagte „wie kannst Du da so ruhig bleiben? Diese Typen sind gefährlich, wie Dein Handgelenk bewiesen hat...wer weiß was als nächstes passiert.“ Marie schaute die beiden überrascht an und die junge Gräfin sagte „ich bin nicht blöd Marie, mir war schon klar, dass das zusammenhängt, ich hatte nur einfach andere Sorgen zu der Zeit und dann warst Du ja auch schon verschwunden...“ Marie nickte „es spielt keine Rolle was ich mache, sie werden mich schon nicht umbringen, denn dann bekämen sie gar kein Geld mehr.“ Rebecca schüttelte den Kopf, dann sagte sie „darauf werden wir es nicht ankommen lassen. Sag mir wie viel aussteht, dann leihe ich Dir das Geld.“ Die Blonde starrte sie ungläubig an „nein, das kann ich nicht annehmen. Vergiss es, ihr habt schon genug getan, kommt nicht in Frage“ sagte sie entschlossen. Aber Rebecca ließ sich nicht abbringen „hör auf mit mir zu diskutieren Marie, das war keine Frage, sondern ein Entschluss. Und wenn Du mich besser kennen würdest, dann wüsstest Du, dass Widerrede zwecklos ist.“ Marie schaute zu Marlene, die nur die Arme hob und leicht lächelnd sagte „zwecklos, da kann auch ich nichts machen.“


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Post vom 21.12.12


Teil 53:

Die drei Tage vergingen schnell, Rebecca hatte Wort gehalten und Marie am Tag als die Frist ablief einen Umschlag mit dem Geld ins Krankenhaus gebracht. Anschließend versteckte sie sich im Badezimmer und wartete auf den Geldeintreiber. Er kam pünktlich auf die Minute, fragte nach dem Geld und zählte dieses auch in aller Ruhe nach, nachdem Marie ihm den Umschlag gegeben hatte. Danach schaute er sie kühl an und sagte „erstaunlich, dass Du es trotz Krankenhausaufenthalt geschafft hast das Geld aufzutreiben. Hast Du eine neue Geldquelle von der ich wissen sollte?“ Marie blieb ruhig, als sie sagte „das kann Euch doch egal sein oder? Ihr habt Euer Geld und damit gut.“ Der Mann sagte „stimmt, es ist mir egal und ich hoffe, dass Du zukünftig wieder pünktlich bezahlst. Es könnte nämlich sonst passieren, dass das nicht Dein letzter Aufenthalt im Krankenhaus bleibt.“ Damit verschwand er und Marie atmete erleichtert aus, als die Tür hinter ihm zu viel. Rebecca kam aus dem Bad und sah Marie erschrocken an „meine Güte, mit dem ist ja echt nicht gut Kirschen essen...“ sagte sie und setzte sich auf das Bett. Die Blonde zuckte die Schultern „man gewöhnt sich dran, allerdings bin ich bislang auch nie in der Situation gewesen, dass ich dauerhaft nicht zahlen kann. Von daher muss ich befürchten, dass es irgendwann nicht mehr nur bei Drohungen bleibt. Danke nochmal, dass Du mir das Geld gegeben hast, ich zahle es Dir so schnell es geht zurück, versprochen.“ Rebecca sagte „mach Dir deswegen mal keinen Kopf, ich bin Dein geringstes Problem. Wie viel schuldest Du denen denn noch, wenn ich mal fragen darf?“ Marie schaute betreten auf ihre Hände, als sie sagte „immer noch eine Menge...abzüglich dem was er gerade bekommen hat sind es noch ca. 80.000 Euro.“ Die junge Gräfin schaute sie zweifelnd an „wie willst Du das denn hinkriegen? Du kannst doch im Moment gar nicht arbeiten und hast selbst gesagt, dass die Einnahmen, die Dein Unternehmen macht nicht ausreichen. Deinen Nebenjob willst Du doch wohl nicht wieder aufnehmen, oder?“ fragte sie ihr Gegenüber. Diese sah ihr traurig in die Augen, als sie leise sagte „es wird mir nichts anderes übrig bleiben, anders kann ich es nicht schaffen. Aber das ist nicht Dein Problem Rebecca, also mach Dir keine Gedanken. Du hast mir sehr geholfen und ich kann ja schon bald dem Krankenhaus raus. Dann heißt es wieder aufraffen und weiter machen, bislang habe ich es noch immer geschafft.“ Rebecca blieb skeptisch, dann sagte sie „weißt Du schon, wie es weitergehen soll, wenn Du hier raus kommst? Gehst Du zurück nach München?“ Marie schüttelte den Kopf „ehrlich gesagt spiele ich mir dem Gedanken in Düsseldorf zu bleiben. In München gibt es nichts mehr wofür es sich lohnen würde zurück zu gehen. Mein Unternehmen kann ich von hier leiten, vor Ort habe ich jemanden, der sich um alles kümmert. Aber das ist noch nicht sicher, ich muss noch etwas darüber nachdenken.“ Rebecca überlegte kurz, dann sagte sie „mach das und wenn Du entlassen wirst, kannst Du ja bei uns vorbei kommen. Vielleicht weißt Du bis dahin ja schon, was Du machen willst.“ Marie lächelte sie an „ja, vielleicht. Ich komme auf jeden Fall noch einmal bei Euch vorbei. Danke Rebecca.“ Die junge Gräfin lächelte zurück „kein Problem“ sagte sie und verließ dann den Raum.

Marlene nahm wieder eine von den Tabletten, ohne die sie einfach nicht auskam im Moment. Es waren Beruhigungstabletten und sie wusste, dass sie sie eigentlich nicht länger nehmen sollte, aber mit ihnen ging es ihr einfach deutlich besser. Sie hatte die Tablette gerade runter gespült, als Rebecca zur Tür rein kam. Sie war nass und hatte ein paar weiße Schneeflocken im Haar, offenbar hatte es wieder angefangen zu schneien. Als sie ihre Sachen abgelegt hatte, ging sie zu ihrer Freundin „hallo Süße, ist alles in Ordnung? Du bist ja schon zurück von Deinen Eltern“ sagte sie erstaunt und gab Marlene einen Kuss. „Ja, da war heute irgendwie keine gute Stimmung. Ich glaube Dana hat wieder große Probleme mit Hagen wegen Jessica und dem Kind. Sie war sehr merkwürdig drauf und mir war das alles zu viel...ich hätte sie wirklich gerne getröstet, aber mir fehlt dafür gerade einfach die Kraft“ sagte sie mit schlechtem Gewissen. Rebecca legte ihre Arme um Marlene und sah ihr in die Augen „mach Dir mal keine Gedanken deswegen, Deine Eltern werden sich schon gut um Dana kümmern. Alle wissen was Du hinter Dir hast und keiner erwartet von Dir, dass Du Dich auch noch mit den Eheproblemen unserer Geschwister befasst.“ Marlene lächelte bemüht, dann fragte sie „wie war es im Krankenhaus? Ist alles gut gegangen?“ und Rebecca erzählte ihr kurz von den Ereignissen und auch von Maries Überlegungen in Düsseldorf zu bleiben. Marlene sagte „also ich würde mich darüber freuen, wenn sie bleibt. Was meinst Du dazu?“ Die Brünette nickte kurz und sagte „ja, ich fände es auch ganz schön. Vor allem denke ich, dass es für sie das Beste wäre. In München hat sie niemanden mehr, hier hat sie wenigsten uns und wir können ein Auge auf sie werfen. Ihre finanzielle Situation ist ziemlich brenzlig.“ Marlene schaute besorgt, doch bevor sie etwas sagen konnte, sagte Rebecca „aber genug davon, es wird Zeit, dass wir uns mal etwas um uns kümmern, das heißt, ich sollte mich mal etwas um Dich kümmern...“ Die Blonde schaute sie neugierig an „hm, das klingt interessant...an was hattest Du denn gedacht?“ fragte sie amüsiert und Rebecca gab ihr die Antwort in Form eines zärtlichen Kusses, der mehr aussagte, als tausend Worte. Marlene legte die Arme um Rebeccas Hals und drückte sich näher an ihre Freundin, die sie jetzt von dem Hocker zog, ohne den Kuss zu unterbrechen, der immer intensiver wurde. Dann fing Rebecca an den Blazer aufzuknöpfen, den Marlene über ihren Pullover trug und bedeckte zeitgleich ihren Hals mit zärtlichen Küssen. Marlene schoss die Augen und genoss die Zärtlichkeiten, die Rebecca ihr schenkte, bis diese plötzlich abrupt innehielt. Die junge Gräfin hatte beim Blick über Marlenes Schulter die fast leere Tabletten Schachtel entdeckt. Marlene fragte „was ist los?“ und Rebecca hielt ihr die Schachtel hin „Du hast mir gesagt, dass Du keine Beruhigungsmittel mehr nimmst. Und was bitte schön ist das hier? Die Schachtel ist fast leer Marlene. Kannst Du mir das bitte mal erklären?“ Marlene fühlte sich ertappt und sah betreten zu Boden, sie konnte Rebeccas Blick nicht stand halten.

„Marlene, ich habe Dich etwas gefragt. Sieh mich bitte an und sag mir, wieso Du diese Tabletten heimlich nimmst, obwohl Du mir das Gegenteil erzählt hast“ sagte Rebecca und in Ihrer Stimme lag Wut, aber auch große Sorge. Ihre Freundin sah sie jetzt wieder an, als sie erklärte „es tut mir leid, aber ich wollte nicht, dass Du Dir noch mehr Sorgen machst. Es geht mir einfach besser mit den Tabletten...“ Die Gräfin schüttelte den Kopf „das ist kein Grund mich anzulügen und heimlich Tabletten zu nehmen Marlene. Jetzt mache ich mir nämlich richtig Sorgen, denn offenbar hast Du die Entführung überhaupt nicht verarbeitet. Warum redest Du nicht mir mir, wenn es Dir so zu schaffen macht? Ich habe Dich jeden Tag gefragt Marlene und Du hast mich immer über Deinen wahren Zustand im Unklaren gelassen. Wie soll ich Dir denn so helfen? Das geht nicht und so wie ich das sehe, musst Du vielleicht doch mit einem Psychologen darüber reden.“ Marlene schüttelte nun ihrerseits heftig den Kopf „ich kann ja verstehen, dass Du sauer bist, aber jetzt übertreibe bitte nicht gleich so. Ich bin nicht abhängig und ab jetzt werde ich sie nicht mehr nehmen, versprochen“ sagte sie entschlossen und griff nach Rebeccas Hand. Ihre Freundin sagte „ich bin nicht sauer, sondern besorgt Marlene. Du spielst es runter, aber davon wird es nicht besser. Diese Polizeipsychologin hat Dir doch angeboten, dass Du zu ihr kommen kannst. Wieso machst Du das nicht? Bitte Marlene...“ Im ersten Moment wollte sie es ablehnen, aber als sie die Sorgen im Gesicht ihrer Freundin sah, überlegte sie es sich anders „also gut, ich gehe zu ihr. Schaden kann es ja nicht und außerdem will ich nicht, dass Du Dir länger Sorgen machst.“ Rebecca war erleichtert, dann sagte sie „Du sollst das für Dich machen, nicht für mich. Aber ich bin froh, dass Du zu ihr gehst. Und tu mir bitte einen Gefallen und verheimliche mir nie wieder etwas so Wichtiges, okay?“
Sie zog Marlene wieder in ihre Arme, die jetzt mit den Tränen kämpfte „versprochen“ sagte sie nur und drückte sich fest in die Arme ihrer Freundin.


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BeitragVerfasst: 12.08.2015, 16:23 
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Post vom 22.12.12



Teil 54:

Wieder gingen einige Tage ins Land, Marlene war Rebeccas Bitte nachgekommen und zu der Psychologin gegangen und es war nicht bei einem Gespräch geblieben. Inzwischen war deutlich zu spüren, dass es Marlene besser ging und das machte Rebecca sehr glücklich. Weihnachten rückte immer näher und für heute war ein kleiner Ausflug in den Wald geplant. Marlene hatte sich gewünscht durch den mit Schnee bedeckten Wald zu spazieren und Rebecca konnte und wollte ihr den Wunsch nicht abschlagen. Es war eine gute Gelegenheit dem Alltag zu entfliehen und auf andere Gedanken zu kommen und außerdem würde sie dort zur Abwechslung mal niemand stören. Die junge Gräfin stand bereits an der Tür und wartete auf ihre Freundin, die mal wieder damit beschäftigt war irgendetwas zu suchen. „Sag mal, hast Du vielleicht meine Handschuhe gesehen?“ fragte Marlene jetzt. Rebecca beobachtete weiter ihr hastiges Treiben und grinste amüsiert, bis ihre Freundin sie ansah, die Hände in die Hüften stemmte und sagte „was gibt es denn da zu lachen? Hast Du sie nun gesehen, oder nicht?“ Rebecca sagte „als ich sie zuletzt sah waren sie gerade auf der Flucht, waren wohl beleidigt, dass Du sie ständig verlegst.“ Marlene ging zu ihrer Freundin und sagte lächelnd „sehr witzig Frau von Lahnstein und wenig hilfreich, wenn ich das mal so anmerken darf. Du willst doch wohl nicht, dass mir die Hände abfrieren bei unserem Spaziergang, oder?“ Rebecca nahm Marlenes Hände und sagte „also wenn´s nur darum geht...Deine Hände kann ich Dir zur Not auch wärmen.“ Die Blonde schaute in die braunen Augen der anderen „klingt interessant, aber wenn wir schon so anfangen, weiß ich worauf das hinaus läuft und am Ende kommen wir erst gar nicht zum Spazieren gehen...“ Rebecca grinste, da war was dran und so sagte sie verspielt „es gibt Schlimmeres...und Spazieren gehen wird ohnehin überbewertet.“ Dann zog sie Marlene an sich und begann sie zu küssen, doch ihre Freundin entzog sich sanft und sagte „netter Versuch meine Liebe, aber wir gehen trotzdem an die frische Luft. Wer weiß wann das nächste Mal Schnee liegt...“ Rebecca sagte leicht sarkastisch „also an mir liegt es nicht, wer sucht denn hier seit Stunden seine Handschuhe. Bis Du so weit bist, ist der Schnee wahrscheinlich längst geschmolzen.“ Marlene kniff ihr in die Wange „Du bist ganz schön frech...aber warte ab, ich werde mich rächen.“ Rebecca lachte und als Marlene die Suche endlich aufgegeben hatte, machten sich die Frauen auf den Weg nach draußen.

Sie fuhren mit dem Auto bis zum Lahnstein Forst, stellten es dort ab und starteten von da aus ihren Fußmarsch. Rebecca griff nach Marlenes Hand und die beiden schlenderten los durch den in weiß getauchten Wald. „Ich liebe es, wenn der ganze Wald mit Schnee bedeckt ist. Sie Dir mal die Bäume an, sieht das nicht wunderschön aus?“ schwärmte Marlene. Rebecca blieb stehen, zog ihre Freundin zu sich ran und sagte „ich finde Dich wunderschön Du kleine Romantikerin“, bevor sie anfing Marlenes Lippen mit zärtlichen Küssen zu bedecken. Diesmal ließ Marlene sie gewähren und legte dabei die Arme um Rebeccas Schultern. Nach ein paar Minuten Pause gingen die beiden weiter und kamen zu einem kleinen Feld. Rebecca sagte „na, wenn das mal nicht der perfekte Platz für einen Schneemann ist...“ Sie ließ Marlenes Hand los und stiefelte durch den hohen Schnee, als sie merkte, dass Marlene ihr nicht folgte drehte sie sich um „was ist los? Du kannst ruhig her kommen...so hoch ist der Schnee nicht, dass Du darin untergehst.“ Marlene zog eine Grimasse und sagte „schon vergessen? Ich habe keine Handschuhe. Schneebälle rollen ist somit ganz klar Deine Aufgabe.“ Rebecca schaute sie wissend an „so so, daher weht also der Wind. Madam Wolf will sich drücken...Ok, ich kümmere mich um das Grundgerüst und Du sucht inzwischen nach ein paar geeigneten Körperteilen für unseren Freund.“ Marlene lachte, machte sich aber tatsächlich auf die Suche. Als sie mit diversen Utensilien zurück kam, war ihre Freundin gerade dabei die letzte und dritte Schneeballkugel zu formen und setzte diese als Kopf auf die mittlere. Marlene sagte verblüfft „Du bist ja schon fertig...ganz schön flott für eine Gräfin...“, was Rebecca mit einem Schmunzeln quittierte und konterte „ich heiße ja schließlich nicht Wolf...außerdem habe ich früher mit meinen Geschwistern um die Wette gebaut und der langsamste wurde immer von den anderen mit Schnee eingeseift.“ Marlene ging zu ihr und knuffte ihr in die Seite „schon klar Frau Superschnell, Du bist meine Heldin“ sagte sie und gab ihr einen Kuss. Rebecca schaute sich an, was ihre Freundin alles gesammelt hatte, während die schon anfing den Schneemann zu dekorieren. Er bekam zwei runde Steine als Augen, viele kleine für einen lachenden Mund, drei weitere bildeten die Knöpfe, zwei Arme in Form von dünnen Ästen und ein großes, längliches Stück Rinde, was wohl eine Krawatte darstellen sollte. Rebecca beäugte kritisch und mit einer gewissen Belustigung das letzte Stück von Marlenes Mitbringseln. Es war ein ca. fünfzehn Zentimeter langer, ziemlich dicker Stock und als Marlene ihn Rebecca aus der Hand nahm sagte diese „und Du bist Dir sicher, dass Du eine Nase im Sinn hattest, als Du dieses Ding eingesammelt hast?“ Die beiden sahen sich an und prusteten dann lauthals los. „Was Du immer denkst...also ehrlich, natürlich ist das eine Nase, pass auf...“ sagte Marlene, ging zu dem Schneemann und platzierte den Stock als Nase mittig in der Schneekugel. Dann ging sie zurück zu Rebecca und die beiden begutachtete ihr Werk. Marlene sagte „also als Schneemann geht unser Freund hier wohl nicht durch...es ist eher ein Schneemännchen.“ Rebecca drehte sich zu ihr und sagte noch immer belustigt „aber immerhin ein sehr hübsches Schneemännchen. Gute Arbeit Frau Wolf.“ Marlene nahm es lächelnd zur Kenntnis und gab ihrer Freundin einen langen Kuss zur Belohnung.

„Lass uns weitergehen, mir wird langsam kalt“ sagte sie, doch Rebecca grinste nur und sagte „dann solltest Du Dich vielleicht besser etwas bewegen..“ Dann griff sie in den Schnee, formte eine kleine Kugel und deutete an diese nach Marlene zu schmeißen. Ihre Freundin sah sie gespielt böse an, als sie sagte „wehe, das wagst Du Dich nicht...“ Doch da kannte sie Rebecca schlecht, noch ehe Marlene überhaupt ausweichen konnte, landete der weiche, kalte Schnee in Form alles Balles in ihrem Gesicht. Sie wischte die Reste weg und als sie ihre schadenfrohe Freundin sah, sagte sie kampflustig „na warte, das wirst Du mir büßen...Dir ist schon klar, dass das jetzt Krieg bedeutet?“ sagte sie, formte ebenfalls einen Schneekugel und warf damit nach Rebecca. Sie verfehlte sie knapp, denn ihre Freundin hatte die Fluch ergriffen und neckte sie, indem sie rief „Du wirfst ja wie ein Mädchen...“ Marlene lachte und nahm die Verfolgung auf, unterwegs flog ihr ein weiterer Schneeball entgegen, doch diesmal traf er sie nicht. Sie dagegen hatte mehr Glück und erwischte Rebecca am Hinterkopf. Dann plötzlich war sie verschwunden, hatte sich anscheinend hinter irgendwelchen Bäumen versteckt. „So, Du willst also verstecken spielen...“ sagte Marlene laut und pirschte sich an ihre Beute ran. Sie kannte sich bestens aus mit solchen Spielchen im Wald, nahm sich noch eine Ladung Schnee mit und ging nun auch in Deckung. Nach ein paar Minuten erblickte sie ihre Freundin, sie stand mit dem Rücken zu ihr hinter einem breiten Baum. Marlene schlich sich so leise an wie es ging an, dann packte sie Rebecca von hinten, hielt sie mit einer Hand fest, während sie ihr mit der anderen Hand das Gesicht mit dem Schnee einseifte. „Hab ich Dich...“ trällerte sie vergnügt und schaute Rebecca belustigt an, die sie gespielt böse anguckte. „Das war hinterhältig und gemein...“ sagte sie, während Marlene jetzt langsam auf sie zuging und ihr sanft die Schneereste aus ihrem Gesicht entfernte. „Aber Du hattest es verdient...ich habe Dir ja schon vorhin gesagt, dass ich mich rächen werde. Jetzt sind wir quitt“ sagte die Blonde zu ihrer Freundin und gab ihr einen Kuss auf ihren kalten Mund. Rebecca sagte „meinst Du? Na, da bin ich mir noch nicht so sicher...da musst Du Dich schon ein bisschen mehr ins Zeug legen.“ Ihr anzügliches Grinsen verriet ihre Gedanken und Marlene tat ihr den Gefallen und küsste sie erneut, diesmal jedoch um einiges leidenschaftlicher. Sie spielte mit Rebeccas Zunge und brachte ihre Freundin dazu leicht aufzustöhnen. Als Marlene sich zurück zog sagte sie „wegen Dir habe ich jetzt eiskalte Hände...bin gespannt wie Du das wieder gut machen willst.“ Rebecca nahm ihre Hand und zog sie mit sich „ich habe da schon eine Idee“ sagte sie und lief mit Marlene ein ganzes Stück weiter in den Wald. Nach zehn Minuten strammen Fußmarsch standen die beiden Frauen vor der Waldhütte und Marlene lächelte jetzt „manchmal hast Du wirklich gute Ideen mein Schatz.“ Rebecca lachte, holte den Schlüssel aus seinem Versteck und öffnete dann die Tür „darf ich bitten schöne Frau?“ sagte sie und bedeutet Marlene mit einer Geste einzutreten. Als die beiden in der Hütte waren fing Rebecca sofort an herum zu wirbeln und hatte in kurzer Zeit den Kamin angemacht und für ein bisschen Gemütlichkeit gesorgt. Mit einer großen Decke kam sie auf Marlene zu, die sich vor das Feuer gestellt hatte um sich aufzuwärmen. Zusammen breiteten sie die Decke auf dem Boden aus und setzten sich hin. „Wer ist hier romantisch?“ fragte Marlene ihre Freundin und schaute sie liebevoll an. Rebecca nahm ihre Hände in ihre und fing an sie zu küssen, dann sagte sie „naja, ich habe schließlich etwas gut zu machen, oder?“ fragte sie verführerisch und führte Marlenes Hände unter ihren Pullover „und zuerst müssen Deine Hände warm werden...“ Marlene lächelte zufrieden und ließ ihre Hände weiter hoch wandern, bis ihre Freundin sie stoppte und anfing sie zu küssen. Die beiden versanken in diesem innigen Kuss und zogen sich dabei nacheinander die Pullover aus. Sie legten sich hin und Rebecca lag jetzt auf Marlene und sah ihr erregt in die Augen „ist Dir noch immer kalt?“ hauchte sie und Marlene nickte und sagte mit rauchiger Stimme „ja, überall außer an den Händen....“ Rebecca verstand die Aufforderung, gab ihr einen weiteren, lustvollen Kuss und sagte „dagegen kann man was tun...“ Sie fing an Marlene weiter auszuziehen und begann dann ihren Körper mit ihren Lippen und ihrer Zunge zu verwöhnen. Vor dem offenen Kaminfeuer liebten sich die beiden Frauen und am Ende war keiner von Ihnen mehr kalt.

Nach ihrem leidenschaftlichen Liebesspiel lagen beide eng aneinander gekuschelt unter der Decke und sahen sich in die Augen. Marlene sagte „von mir aus können wir jetzt öfter mal eine Schneeballschlacht machen“ und Rebecca erwiderte „und Du kannst gerne wieder Deine Handschuhe verlegen.“ Beide mussten lachen, es war seit langer Zeit das erste mal, dass sie frei waren von allen Ängsten und Sorgen.


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