Scheint als hätte mich heute die Muse geküsst. Zuerst ein Video gebastelt und dann hat mich die heutige VL-Folge (4108) dazu veranlasst, die "Lost Scenes" wieder aufleben zu lassen. Wie damals bei Stella und Carla gilt, dass hier Szenen geschrieben werden, die ich in der tatsächlichen Folge vermisst habe. Diesmal war es eine Szene, die zeigt, wie Marlene mit dem Abgang von Rebecca aus dem NO LIMITS umgeht.
Ich hab das Gefühl, im Moment ist es noch ein bisschen holprig, aber ich hoffe mit der Zeit bekommen ich noch ein besseres Gefühl für die Figuren. Und ja, ich weiß, Träume sind Klischee, aber ich finde zu Marlene passt es, weil sich bei ihr so unglaublich viel im Unterbewusstsein abspielt. ___________________________________________________________________________________________________________________________________
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Pairing: Rebecca/Marlene/Tristan
Other characters: Olli
Episode: 4108
Too Far
Marlene war nicht die Einzige, die Rebecca hinterherblickte als diese das NO LIMITS verließ. Die Leute an der Bar hatten Rebeccas Ausbruch mitbekommen und auch Olli schaute neugierig in ihre Richtung. Schnell senkte Marlene den Kopf, so dass niemand mitbekam, dass sie nicht nur rot vor Verlegenheit geworden war, sondern auch Tränen in den Augen hatte.
Sie spürte eine Hand auf ihrem Arm und blickte wieder auf. Olli stand vor ihr und sah sie mit einer Mischung aus Mitleid und Verständnis an. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber Marlene schüttelte nur kurz den Kopf, drehte sich um und verschwand schnellen Schrittes in Tristans Büro, das am hinteren Ende des Untergeschosses gelegen war.
Angekommen, lehnte sie sich mit geschlossenen Augen an die Tür. Die Tränen, die unter ihren Lidern brannten, bahnten sich zuerst langsam, dann immer schneller ihren Weg über Marlenes Wangen bis sie sich auf die Lippe beißen musste, um ein Schluchzen zu verhindern.
Warum nur tat es so weh? Warum konnte sie nicht einfach das tun, was Rebecca von ihr gefordert hatte? Warum konnte sie ihr nicht einfach aus dem Weg gehen?
Langsam ging Marlene durch den Raum und sank auf der Couch nieder. Sie vergrub den Kopf in ihren Händen und hätte am liebsten laut geschrien vor lauter Frust. Marlene wusste selbst nicht, was sie genau fühlte – die Eifersucht auf Juliette war noch am klarsten aber in diese mischte sich ein Schmerz, der weit darüber hinausging.
So etwas hatte sie noch nie erlebt. Was hatte Rebecca nur an sich, dass es Marlene völlig aus der Bahn warf?
Tagelang hatte Marlene versucht, Rebecca aus ihren Gedanken zu verbannen. Die Hochzeitsplanungen mit Tristan waren da eine willkommene Abwechslung. Die Frage, welchen Kuchen oder welche Blumen sie nun nehmen würden, waren schließlich wichtige Fragen, denn alles musste perfekt sein für diese Hochzeit – ihre eigene Märchenhochzeit. Und diesmal würde es nicht in einer solchen Katastrophe enden wie mit Hagen. Diesmal war sie sich sicher. Sicher, dass Tristan nicht heimlich eine andere liebte.
Marlene lehnte sich auf die Couch zurück und atmete tief durch. Der Gedanke an Tristan hatte sie beruhigt. Langsam ließ sie ihren Blick durchs Zimmer schweifen. Auf Tristans Schreibtisch standen zwei Fotografien – eins von Tristan und ihr bei ihrer Premiere, die im alten NO LIMITS stattgefunden hatte und eins mit den Lahnsteingeschwistern – Tristan zwischen Helena und Rebecca. Marlene stand auf, nahm sich das Bild und setzte sich wieder auf die Couch.
Es musste ein neueres Foto sein, denn Rebecca trug ihre Lederklamotten, in denen sie so unglaublich gut aussah, und im Hintergrund war ihr Motorrad zu sehen. Ohne es zu merken, strich Marlene mit dem Finger über das Rebeccas Gesicht auf dem Foto. Sie schloss die Augen und konnte Rebeccas zarte Haut unter ihren Fingern spüren, die Sanftheit ihrer Lippen und das weiche Haar, in das sie sich gekrallt hatte als die Gefühle zu intensiv wurden. Marlene ließ sich zurück in die Kissen sinken, die Augen immer noch geschlossen und das Foto an sich gedrückt.
Sie sah Rebeccas Gesicht in Gedanken vor sich, die braunen Augen, die denen ihres Bruders so ähnlich und doch einzigartig waren. Warm, leidenschaftlich, offen – ein wahrer Spiegel zu Rebeccas Seele. Wieder brannten Tränen in Marlenes Augen als sie an das letzte Mal dachte, dass Rebecca sie so angeschaut hatte. „Marlene, ich liebe dich“ hatte sie gesagt und „Wir könnten glücklich miteinander sein.“ Selbst nur gedacht, lösten diese Worte einen Schauer in ihr aus. In dem Moment, in dem Rebecca sie gesprochen hatte, hatten sie Marlene Angst gemacht, auch wenn sie sich einen Augenblick lang ausgemalt hatte wie es wäre, jeden Morgen in Rebeccas Armen aufzuwachen. Die Intensität der Gefühle, die sie durchströmten, ließ sie zurückschrecken und so war sie wortlos in die Schlossküche geflüchtet.
Mit Rebecca war einfach alles zu intensiv, zu heftig, zu schnell. Marlene fühlte sich mit ihr wie auf einer Achterbahn, nicht mehr wissend wo oben oder unten war. Ein Leben mit Tristan dagegen war klar und eindeutig. Sie waren ein eingespieltes Team, privat wie beruflich. Er wusste genau, was sie brauchte und tat alles, was er konnte, um es ihr zu geben. Mit ihm fühlte sie sich sicher. Und diese Sicherheit konnte sie unmöglich aufgeben, nicht ohne dass sie alles verlor, was sie sich je erträumt hatte – eine erfolgreiche Karriere und ein Leben an der Seite eines Prinzen.
Tristan war ihr Prinz, daran glaubte sie ganz fest. Mit einem Lächeln im Gesicht, das Foto immer noch fest an sich gedrückt, schlief Marlene ein.
Nebel umgab Marlene und sie fragte sich, wo sie war. Sie drehte sich, konnte jedoch nichts erkennen. Zu dicht waren die Nebelschwaden um sie herum, die alles Licht verschluckten und Marlene in einer ewigen Dämmerung zurückließen.
„Hallo?“ rief sie „Ist hier irgendwer?“
Doch alles war wie Watte, in der sich jegliches Geräusch verlor. Marlene begann zu laufen, nicht wissend wohin und sie fühlte Angst in sich aufsteigen. Nach ein paar Minuten verflüchtigte sich der Nebel und sie sah, dass sie sich in einem Wald befand. Sie atmete auf. Diese Gegend kannte sie, hier war sie mit ihrem Vater als Kind manchmal gewesen. Sie sah sich um, suchte nach dem Baum, in den sie vor so vielen Jahren ihren Namen geritzt hatte. Sie lächelte bei der Erinnerung – natürlich musste über das „M“ eine Krone – ihr Vater hatte ihr geholfen als sie zu ungeduldig geworden war. Wie alt war sie damals gewesen? Sechs oder sieben Jahre alt? Es war eines der letzten Male gewesen, dass sie mit ihrem Vater im Wald unterwegs war. Andere Dinge waren wichtiger geworden.
Langsam ging sie weiter bis sie an eine Wegzweigung kam, die sie nicht kannte. Das dumpfe Gefühl der Angst kehrte zurück. Wo war sie hier? Wohin sollte sie gehen? Plötzlich hörte sie Hufschläge hinter sich und drehte sich schnell um. Da kam ein weißes Pferd angetrabt, ohne Reiter und wählte den rechten Weg. Marlene lächelte – das musste ein Zeichen sein. Sie folgte dem Schimmel und am Horizont tauchte ein in die Farben des Sonnenuntergangs getünchtes Schloss auf. Je näher sie dem Schloss kam, desto größer wurde ihre Vorfreude. Das musste einfach der richtige Weg gewesen sein.
Nach einer Weile trat sie in den Schlosshof ein. Nichts hier erinnerte an die hellen Gemäuer von Königsbrunn, alles war mit Efeu bewachsen. Marlene hörte ein seltsames Klirren, das ihr bekannt vorkam. Sie überlegte woher sie dieses Geräusch kannte und folgte ihm. Es wurde deutlicher und lauter und auch die Schnelligkeit stieg an und plötzlich wusste Marlene woher sie es kannte. Es waren Degen, die in rascher Aufeinanderfolge gekreuzt wurden. Ein ungutes Gefühl überkam sie und sie eilte zur Stelle des Duells.
Eine Art Déjà-Vu überkam sie als sie sah, wer den Fechtkampf austrug. Tristan, ganz in Weiß, hatte Rebecca, die ein schwarzes Kleid trug, in die Enge getrieben. Mühevoll wehrte Rebecca die schnellen Hiebe ihres Bruders ab, aber Marlene konnte sehen, dass sie müde wurde. Ihre Blicke trafen sich und ein Lächeln huschte über Rebeccas Gesicht. Dieser eine Moment war der entscheidende, denn Rebecca kam den Bruchteil einer Sekunde zu spät, um den nächsten Hieb abzuwehren und so traf Tristan seine Schwester und sie ließ mit einem Schrei ihren Degen fallen.
„Tristan, nicht“ rief Marlene und Tristan fuhr herum. Der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ Marlene zurückweichen. Noch nie hatte sie eine solche Wut in seinen Augen gesehen. Er blickte mehrmals zwischen Marlene und Rebecca hin und her und zischte leise:
„Ich habe euch vertraut.“ Dann richtete er sich auf, hob Rebeccas Degen auf und richtete die Spitze auf den Körper seiner Schwester. Eiseskälte durchfuhr Marlene als er sie anblickte und kalt sagte „Ich habe euch vertraut und ihr habt mich verraten.“ Er holte aus und stach zu.
„NEIN!“ schrie Marlene…
… und fuhr schwer atmend auf. Orientierungslos blickte sie sich um. Das Foto war ihr aus der Hand geglitten und zu Boden gefallen. Ein Riss war in der Glasscheibe, er trennte Tristan und Helena von Rebecca. Marlene bückte sich, um das Bild aufzuheben, als die Tür aufging und Olli hereinstürmte.
„Marlene, alles in Ordnung mit dir? Ich hab einen Schrei gehört.“ Sie blickte ihn verwirrt an. Langsam wurde ihr klar, dass sie nur geträumt hatte. Olli hockte sich vor sie und nahm ihr langsam das Foto aus der Hand. Ihr Blick folgte ihm und am liebsten hätte sie es Olli aus der Hand gerissen.
„Marlene“, fragte Olli noch einmal, „bist du okay?“
„J… J… Ja“, stammelte Marlene, „ich glaub schon. Ich hab nur schlecht geträumt.“
Olli blickte ihr forschend ins Gesicht. Marlene wirkte völlig aufgelöst. Er ahnte, was oder besser wer Gegenstand ihres Traumes gewesen war. Leise fragte er:
„Rebecca?“
Marlene nickte nur stumm. Olli zögerte.
„Willst du drüber reden?“
Bei der Frage klarten Marlenes Augen auf und sie setzte sich mit einem Ruck aufrecht hin.
„Es gibt nichts zu reden. Außerdem weißt du doch eh schon alles.“
Olli setzte sich neben sie auf das Sofa und fasste Marlene kurz unters Kinn, um ihr fest in die Augen zu sehen.
„Das heißt aber nicht, dass ich nicht für dich da bin, wenn du mich brauchst.“
Marlenes Blick wurde trotzig und sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Olli legte ihr den Finger auf den Mund und sie blieb still. Er fuhr fort.
„Ganz ehrlich, Marlene, wie lange willst du noch so weitermachen? Bis Tristan Wind von der Sache bekommt? Oder bis du Rebecca vollends von dir weggetrieben hast?“
Marlene fuhr auf:
„Ich treib sie nicht von mir weg. Du hast sie doch vorhin gesehen. Sie stößt mich weg und nicht umgekehrt.“
Olli erwiderte heftig:
„Und warum glaubst du, macht sie das?“
„Keine Ahnung, ich kann ja nicht in sie reinschauen.“
Enttäuschung überflog Ollis Gesicht und er stand auf. An der Tür drehte er sich noch einmal zu Marlene um und sagte ruhig:
„Du lügst, Marlene. Du belügst Tristan. Du belügst Rebecca. Und am meisten belügst du dich selbst. Pass auf, dass du es nicht zu weit treibst, sonst verlierst du am Ende beide.“
Wie gebannt schaute Marlene auf die Tür, noch lange nachdem Olli sie geschlossen hatte. Ihr Blick fiel auf das Foto und sie hob es auf. Noch einmal strich sie zärtlich über Rebeccas Gesicht.
Sie würde nicht zulassen, dass diese Sache die Geschwister auseinandertrieb. Sie musste nur stark sein.
Rebecca hatte gesagt, dass sie die mutigste und stärkste Frau war, die Rebecca kannte. Jetzt würde sie es beweisen.
The End.
_________________ These two gorgeous, messed up, totally compelling characters are simultaneously falling in love and breaking each other's hearts (and their own). And I can't get enough of it! L-Chat
Zuletzt geändert von nike75 am 02.09.2013, 10:33, insgesamt 1-mal geändert.
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