VON TRÄUMEN UND WIRKLICHKEIT
1.
Zärtlich küsst du meine Lippen, nimmst meine Hände und trocknest mit deinen Wangen meine Tränen. Dann lächelst du mich an. Ich kann diese Nähe nicht verstehen. Wie an Fäden gebunden, ziehst du mich hinter dir her. Stehst von dem Bett auf, läufst in den Flur, ziehst deine Schuhe an und öffnest die Tür. Ich folge dir! Bewusst, weil ich kann mich nicht dagegen wehren. Gemeinsam laufen wir durch die Stadt. Ich spreche nicht mit dir, aus Angst, du würdest wieder verschwinden. Deine blonden Haare folgen den Ruf des Windes. Der Schal den du immer getragen hast, ruht auf deinen Schultern. Dein Hals ist geschützt. Man merkt dir an, dass du dich wohl fühlst. Ich bin zappelig, schaue mich hastig um. Alles echt. Ich rieche das Laub von den Bäumen fallen, ich höre die Wolken fliegen. Du bleibst mitten auf der Straße stehen, legst deine Hände um meine Hüfte und beginnst meine Stirn zu küssen. Dann schaust du mir wieder verliebt in die Augen und wartest darauf, dass ich meinen starren Blick erkläre. Du schüttelst ungläubig den Kopf, dass Lächeln trägst du jedoch weiter. Das Verständnis in deinem Gesicht, zeigt mir, dass du nicht böse auf mich bist. Wir laufen. Trinken Cafe an der Ecke. Du spielst mit deinen Füßen an meinen Beinen. Den Blick den du mir schenkst kenn‘ ich. Wenn du mich so angeschaut hast, wusste ich was für Fantasien deine Gedanken fluteten. Deine Hände berühren sanft mein Gesicht. Ich berühre dich nie. Ich lasse deine Fingerspitzen auf mir leben. Wir trinken nicht aus. Du schaust mich leidenschaftlich an, dann nimmst du meine Hand und wir laufen hastig den Weg zurück. Wir beeilen uns, weil wir wissen, was uns zu Hause erwartet. Oder besser, du weißt es. Ich kann mich ja nicht wehren. Ich bin noch immer ungläubig und betrachte dich mit kraftlosem Blick. Zuhause fängst du an mich zu küssen, dort wo ich es liebe. Dann knöpfst du meine Bluse auf stößt mich vorsichtig auf das weiß bezogene Bett. Wir lieben uns, wir berühren uns, so wie wir es damals taten. Es ist so als wärst du niemals weg gewesen. Wir schmücken die ganze Nacht, so wie es uns gerade in den Sinn kommt. Es ist alles genau so vertraut wie damals, bevor du fort gingst. Wir liegen uns in den Armen, ich denke an die Worte die ich dir immer ins Ohr flüsterte. Du erwiderst nichts. Vermutlich hast du an nichts gedacht. Ich wache auf und alles riecht nach dir. Nach dem Parfum welches du dir immer an den Hals und an die Handgelenke legtest. In meinem Kopf eine fürchterlich Leere. In meinen Augen salzige Tränen. Meine Hand streift über deine Seite, auf der du immer geschlafen hast. Dann ruht meine Hand und ich höre mich flüstere. „Du fehlst mir“!
Das Telefon klingelt. Geschwächte schaue ich auf die Anzeige und versinke im Kissen.
„Carla? – Liebling wo steckst du? Ich warte hier seit einer Stunde. Hast du vergessen... – wir waren zum Frühstück verabredet.“
Ich halte meine Stirn. „Nein!“
„Carla ist was passiert?“
In Gedanken bin ich in dieser wundersamen Nacht gefangen.
„Carla – bist du noch dran? Ist etwas passiert? Du bist ja völlig aufgelöst.“
„Ja... ich meine Nein!“
„Was denn nun, ja oder nein.“
„Nein, Vater, ich habe lediglich verschlafen. Bitte warte noch ein paar Minuten, ich mache mich sofort auf dem Weg.“
„Wir können das mit dem Frühstück auch verschieben und du kommst später zum Tee nach Königsbrunn.“
„Nein, bitte, ich bin sofort da.“
Ich springe aus dem Bett, entschuldige mich noch, dann lege ich auf. Knöpfe die Bluse zu. Die Haare hängen ständig auf der Nase. Ich binde sie lieblos zu einem Knoten.
Immer noch spüre ich deine Nähe, in den großen hellen Räumen, die ich meine Wohnung nenne. Gestern warst du wieder hier, hast eine Kerze angezündet. So wie du es immer getan hast. Als wir uns heimlich trafen. Ich weiß noch genau wie schwer es für dich war. Doch wir waren zusammen und wollten das alles gemeinsam überstehen.
Es riecht nach der verbrannten Kerze, nach dem blauen Dunst der entsteht, wenn man sie ausbläst. Und ich schüttel’ mit dem Kopf. Dann schnapp ich meine Tasche, fühle von Außen nach dem Schlüssel und trabe durch die Tür.
Die Straße ist kalt.
Ich wünschte ich hätte deinen Schal der mich wärmt.
_________________ PLUS Mademoiselle chapeau - PLUS Mademoiselle COCO
Zuletzt geändert von KunstL am 30.11.2009, 11:14, insgesamt 1-mal geändert.
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