Glaub, nix für SuCa-Fans. Oder vielleicht auch doch. Entscheidet selbst!
„Vater!“, rief Carla.
„Du kommst aber spät.“
„Wir hatten gewissen Startschwierigkeiten in Göteborg.“
„Du kommst nicht alleine, wie ich sehe.“
„Ich…ja“, antwortete Carla und wurde rot.
„Ich fürchte nur, es wäre anders besser gewesen.“
„Was meinst du Vater?“
„Susanne wartet in deinem Arbeitszimmer auf dich. Sie hat darauf beharrt, hier zu warten.“
„Das ist nicht gut“, sagte Carla leise und sah hinüber zu Stella, die zusammen mit Benjamin das Gepäck auslud. „Ich will Stella nicht nach Hause schicken, Vater.“
„Frau Mann, was halten Sie von einer kleinen Schlossführung?“, rief Johannes und startete damit einen Rettungsversuch.
Stella schaute etwas verwirrt, willigte aber ein. Carla verzog sich mit der Ausrede, ein wichtiges Telefonat würde auf sie warten.
„Susanne, warum bist du hier?“
„Carla, bitte. Ich will ehrlich nicht stören. Ich wollte nur…naja…vielleicht hast du es dir inzwischen anders überlegt!?“ Sie stand Carla gegenüber, ging auf sie zu, doch ihre Noch-Ehefrau wich ihr aus.
„Nein. Und du tust dir keinen Gefallen, wenn du weiterhin darauf hoffst. Ich weiß nicht, wie deutlich ich noch werden soll. Du tust dir doch nur selbst weh!“ Carla hasste selbstzerstörerische Menschen und konnte nicht begreifen, wie man so tief sinken konnte.
„Bitte, gib mir doch die Chance es anders zu machen. Du weißt, dass ich die Liebe. Ich verzeihe dir alles was du gesagt hast. Du warst mit dem Blondschopf im Bett, auch das vergebe ich dir. Aber bitte, lass es uns versuchen.“ Susanne ging wieder auf Carla zu.
„Nein. Susanne. Ich bitte dich im Guten zu gehen.“
„Ich kann nicht! Ich kann dich nicht ziehen lassen ohne zu wissen, dass ich alles versucht habe. Vielleicht denkst du, ich bin dumm. Aber du hast mich mal geliebt und ich glaube, dass diese Liebe immer noch da ist. Du musst sie vielleicht suchen, weil sie sich gerade versteckt oder eingegraben hat, aber ich spüre, dass sie immer noch da ist!“
„Ich weiß nicht was du da glaubst zu fühlen, aber ich bitte dich noch ein letztes Mal, zu gehen.“ Sie nahm abermals Abstand.
„Nein!“ Mit großen Schritten ging sie auf Carla zu. „Du wirst mich nicht rausschmeißen, dafür steckt zu wenig Ansgar in dir.“ Sie zog Carlas Kopf zu sich und küsste sie einfach. Sie presste einen harten Kuss auf Carlas Lippen.
Carla riss die Augen auf und versuchte Susanne wegzustoßen, aber Susanne war ihr an körperlicher Stärke schon immer überlegen gewesen. ‚Wir haben uns immer perfekt ergänzt‘, dachte Carla. Sie selbst war mental so stark und Susanne hatte durch ihr wöchentliches Kickbox- Workout immens an Kraft zugelegt.
„Carla ich-“ Stella platze ohne anzuklopfen in Carlas Arbeitszimmer und sah wie die Frau, die sie schon fast als ihre Freundin bezeichnete, nicht nur eine Andere, sondern ihre Exfrau küsste. In einer Kurzschlussreaktion ließ sie die Teetasse fallen und noch ehe das klirrende Geräusch zu vernehmen war, war sie am Treppenansatz angekommen.
Endlich konnte Carla Susanne wegstoßen, die durch den Lärm für einen kurzen Moment abgelenkt war. Sie lief Stella nach. „Stella, warte.“ Sie lief die Stufen hinunter durch das hohe Schlosstor, was sperrangelweit offen stand und fand sich in der Dunkelheit wieder. Sie konnten nichts sehen und als ihre Augen sich an das Mondlicht gewöhnt hatten, konnte sie Stella nirgends erkennen.
Wütend ging sie zurück in ihr Arbeitszimmer, wo Susanne herausfordernd grinsend im Chefsessel saß. „Raus! Raus, ehe ich mich vergesse!“
Susanne erhob sich und ging ganz dich an Carla heran. „Du hast mein Leben zerstört und wir zerstören deines“, flüsterte sie. „Oh bitte, komm zurück zu mir“, äffte sie sich selbst nach. Nur noch flehender und gekünstelter.
Carla stand fassungslos im Raum und konnte sich nicht rühren. Susannes Worte hallten wie ein Echo in ihrem Kopf, umringt von der Frage, wer mir ‚Wir‘ gemeint war. Sie schüttelte ihren Kopf, um die Gedanken loszuwerden und versuchte Stella auf ihrem Handy zu erreichen. Natürlich hatte sie ihr Handy ausgeschaltet. Noch in Rage ging suchte sie Ansgars Suite auf und klopfte, wartete aber nicht das „Herein“ ab, sondern ging einfach so hinein. „Du!“, sagte sie wütend. „Gott sei mein Zeuge, wenn du etwas damit zu tun hast, dann nimm dich in Acht. Ich rate dir wirklich, in Zukunft jeden deiner Schritte zwei Mal zu überdenken.“
„Schwesterchen, was hast du denn?“
Als Susanne aus Ansgars Badezimmer kam und immer noch grinste, hatte Carla das Gefühl, ihr würde alles aus dem Gesicht fallen. Sie fasste sich dieses Mal schneller. „Du bist so tief gesunken. Ihr beide widert mich an.“
Carla ging. Sie konnte nicht begreifen. Die Ereignisse hatten sich überschlagen. Ihre Ex machte gemeinsame Sache mit ihrem verhassten Bruder. Stella war weg. Und…Ansgar hatte mit nacktem Oberkörper unter der Bettdecke gelegen. „Euh, das ist so ekelhaft!“, entfuhr es ihr. Sie wusste nicht, ob sie die richtigen Schlüsse gezogen hatte, aber noch offensichtlicher konnte es kaum sein. Schlagartig wurde ihr schlecht. Sie schwankte und stolperte in ihre Suite, übergab sich und setzte sich mitsamt ihrer Kleidung unter die Dusche. Sie fühlte sich so kraftlos, wie schon lange nicht mehr. Kraftlos, erledigt, am Boden. Und doch galten all ihre Gedanken nur Stella.
_________________ “If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.” https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million
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