Kapitel eins: victoria´s secretsein blick, als er von der geöffneten tür in den esssaal schaute, zu ihr schaute, ging ihr durch mark und bein. seine augen trafen sie mitten in ihrer seele. wieder einmal. was hatte dieser mann bloss an sich, dass ihr innerstes total auf den kopf gestellt wurde, sobald er auf der bildfläche erschien, ja, wenn nur sein name erwähnt wurde?
verletzt hatte er ausgesehen und entschlossen. entschlossen, nicht klein beizugeben, nicht zuzusehen, wie sie mit ihrem mann glücklich war. .. glücklich war.. war sie das denn? glücklich? victoria bekam augenblicklich ein schlechtes gewissen als sie diesen umstand hinterfragte, und doch nagte der zweifel an ihr wie der marder an einem autokabel.
er hatte was. er hatte verdammt noch mal was. und sie wusste nicht mal genau was es war. geld? macht? ansehen? ruhm? war es das? oder war es etwas ganz anderes? wenn er sie mit blicken förmlich auszog, dann fühlte sie sich so hilflos wie ein kleines kind, dass nicht an das glas mit den zuckersüssen bunten bonbons auf der oberen anrichte kam. eigentlich war er ja frech, ja beinah unverschämt, sie so zu kompromittieren, sie war ja schliesslich verheiratet, und sie wusste auch, dass sie eigentlich auf diese schon plumpe anmache nicht reagieren sollte, schon aus loyalität thomas gegenüber. nur, loyalität? eigentlich durfte sie gar keinen gedanken an ansgar verschwenden, wenn sie thomas von ganzem herzen liebte. doch es wollte ihr nicht gelingen, so sehr sie es auch versuchte.
an dem tag, an dem sie ihm das erste mal begegnet war, seit der besagten nacht, da schlug es in ihrem herzen ein wie eine bombe. es war zuerst nur der schreck, später ertappte sie sich, wie sie immer häufiger an die gemeinsame nacht zurückdachte, sich überlegte, was wohl hätte sein können, wenn sie nicht zu thomas zurückgegangen wäre. ansgar hatte nach der nacht erst nicht locker gelassen, er schien an ihr interesse zu haben. doch sie, viccy, war nach kurzer zeit des überlegens zu ihrem mann zurückgekehrt. weder beeindruckten sie sein porsche noch sein jungmännliches imponiergehabe. sicher, sie war sich wohl bewusst, dass hinter dieser coolen fassade viel mehr steckte, das hatte sie schon in dieser einen nacht gespürt, als ansgar, stark angetrunken von den vielen bourbons, die er in der bar zu sich genommen hatte, geweint hatte wie ein kleines kind, geweint um seine mutter, das liebste was er besessen hatte.
es war ihr auch nicht unlogisch vorgekommen, oder gar unangehm, dass er in ihrem arm weinte, es fühlte sie eher vertraut an. es imponierte ihr sogar, dass er ihr, einer völlig fremden frau, soviel vertrauen schenkte, dass er seine gefühle so zeigte, wie in der nacht.
sie war einige jahre älter als er, das hatten sie schnell festgestellt, aber das schien ansgar nicht zu stören. er nahm von ihren lippen besitz sobald sich die tür zum hotelzimmer geschlossen hatte. er küsste sie voll leidenschaft, voll hingabe, gab ihr das gefühl, dass sie die "eine" war, dass er nur für sie lebte und liebte. es war unbeschreiblich. nie zuvor und nie danach hatte sie solch eine leidenschaftliche nacht erlebt. sie hatte vermutet, dass er eher schnell und ohne großes tamtam zur sache kommen würde, aber da hatte sie sich getäuscht. er küsste sie eine halbe ewigkeit nur, überall an ihrem körper, an jeder stelle. victoria errötete bei dem gedanken daran noch immer. er gab einigen körperstellen namen, bevor er sie küsste. sie hörte sich immer noch kichern, versuchte, sich die koseworte ins gedächtnis zu rufen, aber es gelang ihr nicht mehr. sicher, er war erst anfang 20, und sie schon ende 20, und das mit den namen war vielleicht auch ein wenig albern, aber so wie er es sagte, der tonfall in seiner stimme, liessen ihr auch noch nach fast 20 jahren schauer über den rücken laufen. und nicht nur das. er bereitete ihr eine nie gekannte lust. der sex mit thomas lief schon damals oft einfach nur nach dem schema "rein, raus, aus die maus", ab und ab und an gab es am anfang noch mal den quickie auf dem küchentresen, aber das war schon lange vorbei. sex mit thomas war eine art pflichtprogram. es wunderte viccy nur, dass ihr mann nicht auch noch strichlisten führte wie bei einer zählung von irgendwelchen beständen im wald, oder dass er ihre gemeinsamen nächte plante nach kalender. ja, sie liebte ihren mann. er war pflichtbewusst, er war treu, hatte seine prinzipien, die er nicht über den haufen warf, er liebte seine beiden mädels, er war eigentlich der perfekte mann, und doch vermisste victoria in den jahren wo sie mit ihm zusammenwar irgendetwas.
dieses etwas gab ansgar ihr in dieser nacht.
als ansgar victoria völlig entkleidet hatte, sah er sie einen augenblick nur an. victoria war es etwas peinlich, wie er sie ansah, denn sie hatte nicht so viel getrunken wie er und war noch halbwegs nüchtern. ausser ihrem mann hatte sie noch kein mann nackt gesehen. sie schämte sich, dass ansgar sie in der verletzlichkeit ihrer nacktheit sah. sie hatte zwar eine sehr schlanke figur, aber dennoch hatte sie schon zwei kinder geboren und fühlte sich nicht mehr "unversehrt". "du bist so schön, victoria", flüsterte er. es klang nicht platt, es klang einfach nur so, wie er es in dem moment empfand. dann riss er sie wieder an sich, um mit den heissen küssen weiterzumachen, überall. er vollführte mit seiner zunge die errengsten spiele aus, und victoria hielt es nicht mehr aus. sie riss ihm den rest der kleider vom leib und wollte ihn spüren, auf der stelle. aber ansgar hatte es nicht so eilig. er brachte sie erst an den rand der verzweiflung bis er ihrem verlangen endlich nachgab.
der sex mit ansgar war fantastisch. es wechselte sich eine phase ab, wo er sie einfach nur hart rannahm mit einer phase wo er sich langsam in ihr bewegte und ihr dabei tief in die augen sah. sie konnte seinem blick kaum standhalten, so sehr schaute er in ihre seele. sie las so viel in diesem blick. extase, verlangen, geilheit, aber auch verletzlichkeit und trauer.
im grunde wusste victoria, dass sie ab dem moment verloren war. dieser mann hatte sie bereits in besitz genommen.
sie liebten sich nicht nur einmal in dieser nacht, und jedesmal wurde es erregender und phantastischer. das letzte mal taten sie es in der dusche. victoria schämte sich für die sachen, die sie da machten im nachhinein, aber in dem augenblick fühlte es sich einfach richtig an.
wie oft hatte victoria sich nach dieser nacht gefragt, wie ihr leben wohl verlaufen wäre, wenn sie nicht zu thomas zurückgekehrt wäre, wenn sie den mut besessen hätte, mehr über ansgar von lahnstein zu erfahren, wenn sie auch nur einen telefonanruf beantwortet hätte. aber sie hatte den mut nicht. sie kehrte zurück in ihr leben das sie kannte, dass ihr vertraut war. aber sie behielt diese nacht mit ansgar tief in ihrem herzen. sie wusste zu dem zeitpunkt noch nicht, dass diese nacht wirklich ihr leben verändern würde, von grund auf...
Fortsetzung folgt..